Britin Prodger gewinnt Turner-Preis 2018
5. Dezember 2018Der Vorsitzende der Jury und Direktor der Tate Britain, Alex Farquharson, erklärte zur Begründung, Prodgers Werke zeugten vom "tiefgründigsten Gebrauch eines Geräts, so nüchtern wie die iPhone-Kamera, die die Kunst bisher gesehen hat". Die Künstlerin, die in Glasgow lebt, überzeugte die Jury vor allem mit den beiden Kurzfilmen "Bridgit" und "Stoneymollan Trail".
"Bridgit", ein teilweise autobiografisches Werk, ist nach der gleichnamigen neolithischen Gottheit benannt und beschäftigt sich unter anderem mit der Identität von Menschen, die sich als queer bezeichnen. Ein Jahr lang filmte Prodger die schottische Landschaft und ihre Wohnung, darüber legte sie Soundeffekte aus ihrer Umgebung. Außerdem tritt sie selbst an einigen Stellen als Erzählerin auf und lässt Freunde aus Tagebüchern und Romanen von queeren Autoren vorlesen. Prodger wird im nächsten Jahr Schottland auf der Biennale in Venedig vertreten.
Wichtiger Kunstpreis
Der Turner-Preis ist die wichtigste britische Auszeichnung für moderne Kunst. Er ist nach dem englischen Maler William Turner (1775-1851) benannt und wird seit 1984 vergeben. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt 25.000 Pfund, umgerechnet etwa 28.000 Euro. Die anderen Nominierten bekommen jeweils 5000 Pfund.
Zu den Nominierten gehörten neben Prodger die Künstler Naeem Mohaiemen und Luke Willis Thompson sowie das Kunst- und Recherchekollektiv Forensic Architecture. Es klärt mit Videos, Fotos und maßstabsgetreuen Modellen Polizei- und Militäraktionen sowie Verbrechen auf.
Die Vergabe der Auszeichnung wird von der Londoner Tate Gallery organisiert. Im vergangenen Jahr hatte Lubaina Himid als erste schwarze Künstlerin den Turner-Preis bekommen. Unter den Preisträgern sind bislang erst zwei Deutsche: der Fotograf Wolfgang Tillmans (2000) und die Malerin Tomma Abts (2006).
kle/haz (dpa, afpe, rtre, ape)