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Braunschweig will überraschen

Olivia Fritz7. August 2013

Nach 28 Jahren kehrt Eintracht Braunschweig in das Fußball-Oberhaus zurück. Das Gründungsmitglied der Bundesliga ist krasser Außenseiter, hat aber keine Lust, sich mit Absteiger Greuther Fürth vergleichen zu lassen.

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Braunschweiger Spieler bejubeln einen Treffer gegen den VfL Wolfsburg. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa

"Es kribbelt schon die ganze Zeit und es wird immer heftiger, je näher der Saisonstart rückt." Torsten Lieberknecht ist Braunschweiger durch und durch, hat erst für die Eintracht gespielt und führte sie dann nach 28 Jahren endlich wieder in die Bundesliga. "Die Vorfreude in Braunschweig ist riesig. Schon in den letzten Jahren herrscht bei uns eine große Euphorie rund um den Verein und die Mannschaft."

Auf diesen Moment haben die Fans lange Jahre gewartet. Zweifellos ist Braunschweig heißester Kandidat auf den Abstieg, so wie Greuther Fürth in der vergangenen Saison: Als Bundesliga-Neuling waren die Fürther mit nur 21 Punkten und ohne einen einzigen Heimsieg als Tabellenletzter abgestiegen. Doch die Saison ist lang und neue Gesichter sind immer wieder beliebt, auch bei DLF-Geschäftsführer Andreas Rettig. "Ich freue mich sehr auf neue Namen und neue Vereine, besonders wenn sie einen klangvollen und traditionsreichen Namen haben. Ich glaube, das tut der Bundesliga gut und man ist geneigt, dem Underdog die Daumen zu drücken."

Braunschweig und der Kräuterlikör

Der deutsche Meister von 1967 war 1985 zum dritten Mal abgestiegen und pendelte seitdem zwischen 2. Liga und Regionalliga. Für eine Revolution im Fußball sorgte Braunschweig 1973 mit einem Trick: Weil Trikotwerbung bis dahin untersagt war, übernahm der findige Verein kurzerhand das Logo der Kräuterlikörs Jägermeister in sein eigenes Wappen und lief damit auf. Sponsor Günter Mast erinnert sich: "In Paragraph 1 der Satzung von Eintracht Braunschweig war das verankert. Da brauchten wir nur eine Satzungsänderung durchzuführen: Löwe raus, Hirsch rein."

1. Fußball-Bundesliga, Saison 1970/71. Die Mannschaft von Eintracht Braunschweig nimmt Früheres Braunschweiger Team mit Jägermeister-Trikots. Foto: dpa-pa
Vorreiter in Sachen TrikotwerbungBild: picture-alliance/dpa

Mittlerweile ziert wieder der Löwe das Braunschweiger Wappen. Ansonsten hat sich nicht viel geändert an der Fußballbegeisterung der Fans, wie Neuzugang Marco Caligiuri vom FSV Mainz festgestellt hat: "Das ist meines Erachtens ein sehr emotional geführter Verein. Das komplette Umfeld, die Stadt und die Fans leben den Verein extrem."

Hoffen auf Kumbela

Schmerzlich vermisst wird der Torgarant der letzten Saison: 19 Treffer steuerte Stürmer Domi Kumbela zum Aufstieg bei. Der plagt sich aktuell mit einer Sehnenverletzung im Oberschenkel. "Durch diese Verletzung, die natürlich nicht zu unterschätzen ist, muss ich sehr vorsichtig sein und mich ab und zu mal bremsen. Und auch ehrlich zu mir sein, wenn es nicht so gut läuft."

Domi Kumbela bejubelt einen seiner Treffer in der 2. Liga. Foto: Getty Images
Nicht zuletzt dank Torjäger Kumbela schaffte Braunschweig die Rückkehr in die BundesligaBild: Bongarts/Getty Images

Nicht so gut lief auch die Vorbereitung, in der es herbe Niederlagen hagelte: 0:4 gegen Athletic Bilbao, 0:3 gegen West Ham United und das DFB-Pokal-Aus in der ersten Runde gegen Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld. Die Aufstiegsmannschaft, die nur durch wenige Neuzugänge verstärkt wurde, musste einige Dämpfer einstecken. Da ist psychologische Aufbauarbeit gefragt, weiß Kapitän Dennis Kruppke: "Das war der erste Gradmesser. Aber erst am Wochenende geht es für uns los mit der Liga. Da starten wir von Null, und da wollen wir gewinnen, ganz klar."

Erster Gegner der Braunschweiger ist Werder Bremen, ebenfalls ein Pokalverlierer. Mit wenig Geld, noch weniger Bundesligaerfahrung und großen Hoffnungen startet Braunschweig in die neue Saison und steckt sich kleine Ziele: Den Klassenerhalt und vielleicht die eine oder andere Überraschung. "Für viele ist es ein Wunder, wenn wir drinbleiben", vermutet Trainer Lieberknecht. "Aber wenn wir das umsetzen, was wir in den letzten Jahren gezeigt haben, dann sind wir in der Lage zu überraschen."