Brasilien trauert

Jahrelang hatten sie sich gefreut auf die WM im eigenen Land, viel Geld ausgegeben für die Karten, und dann das: Nach weniger als einer halben Stunde ist alles gelaufen. Nur noch die Demütigung ertragen. Nicht verstehen, was passiert ist. Die Uhr nochmal auf Anpfiff zurückstellen wollen. Nur Fußballerherzen können verstehen, wie schlimm solche Momente sind.

Der Traum eines ganzen Landes endet im Halbfinale. Was die deutschen Fans 2006 auf dramatische Weise erleben mussten, ist nun für die Brasilianer Realität geworden. Die Fans sind geschockt und in Tränen aufgelöst.

Vor der Partie hält Brasiliens Kapitän David Luiz das Trikot des verletzten Superstars Neymar hoch. Die vielen brasilianischen Fans Jubeln und peitschen ihr Team in den ersten Minuten nach vorn.

Schon früh kippt die Partie in Belo Horizonte. Deutschland führt nach einer Viertelstunde, danach reiht sich bei Brasiliens Team ein Fehler an den anderen. Die Zuschauer im Stadion können es nicht mehr mitansehen.

"Ordnung und Fortschritt" steht auf der Flagge Brasiliens. An diesem Fußballabend ist von beidem nichts zu sehen. Wie bei diesem weiblichen Fan in Rio überwiegt das Entsetzen über die schwache Vorstellung der Gastgeber.

... wären die brasilianischen Nationalspieler. Der Druck war offenbar zu hoch. Gewinnen, den Menschen im Land über ihre Not hinweghelfen müssen. Zum Titel verdammt. Das konnte nur im Versagen enden. Zumal die spielerische Klasse alter Zeiten längst verflogen ist.

Trotz geballter Trainererfahrung: In diesem Halbfinale kann selbst Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari zweitweise nicht mehr hinsehen. Zu ungeordnet, zu ungestüm, zu unkonzentriert agiert seine Elf.

Nur wer erlebt hat, was Fußball für Brasilianer bedeutet, kann ermessen wie schmerzlich diese Niederlage ist. Das ganze Land trauert höchst emotional. Die Enttäuschung ist riesengroß und die Tränen fließen hemmungslos.

Bei einigen Fans entlädt sich die Entttäuschung in Aggression. In Sao Paulo zünden sie 23 Busse an, plündern. Bei den Fan-Festen in Rio de Janeiro und Belo Horizonte gibt es nach dem Spiel Schlägereien und Zusammenstöße mit der Polizei.