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Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen Oric

28. August 2015

Der frühere Kommandeur der bosnischen Muslime in Srebrenica, Oric, ist von einem Gericht in Bosnien-Herzegowina angeklagt worden. Ihm werden Kriegsverbrechen zur Last gelegt.

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Niederlande Muslim-Kommandeur von Srebrenica freigesprochen (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Demir

Konkret geht es in diesem Fall um die mutmaßliche Tötung von drei serbischen Kriegsgefangenen im Osten Bosniens im Jahr 1992. Zusammen mit Naser Oric (im Bild bei seiner Ankunft in Sarajewo) wurde einer seiner Offiziere, Leutnant Sabahudin Muhic, angeklagt. Der Anklagebehörde wirft ihnen "Kriegsverbrechen an Gefangenen" vor.

Oric war im Juni in der Schweiz aufgrund eines serbischen Haftbefehls festgenommen worden. Die Behörden in Bern beschlossen jedoch, ihn nicht nach Serbien sondern in seine Heimat auszuliefern, damit ihm dort der Prozess gemacht werden könne. Oric hatte sich mit der Auslieferung einverstanden erklärt. Die Festnahme in der Schweiz hatte in der muslimischen Bevölkerung unter den Muslimen Bosniens Unruhen verursacht. Viele sehen in ihm einen Helden.

Folter, Mord und Einschüchterung

Im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 hatte Oric die bosnisch-muslimischen Truppen in Srebrenica befehligt. Nachdem die Stadt zur UN-Enklave erklärt worden war, soll er mit seinen Soldaten gegen Serben in Nachbardörfern vorgegangen sein. In dem serbischen Haftbefehl heißt es, Oric habe die Serben durch Einschüchterung, Folter und Mord vertreiben wollen.

Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica von bosnischen Serben eingenommen. In den folgenden Tagen sollen diese etwa 8000 muslimische Männer und Junge getötet haben. Das Internationale Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag stufte das Massaker als Völkermord ein.

Srebrenica Grabfeld und Chor Superar (Foto: Nils Neubert)
Gräberfeld für die ermordeten muslimischen BosniakenBild: Nils Neubert

Freispruch in Den Haag

Im Jahre 2006 hatte das Tribunal Oric zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er habe während des Krieges nicht genug gegen Verbrechen unternommen, die sein Truppen an Serben verübten, hieß es im Urteil. Zwei Jahre später wurde Oric in einem Berufungsverfahren freigesprochen. Seit seiner Rückkehr nach Bosnien-Herzegowina Anfang Juli befindet er sich auf freiem Fuß, ist allerdings in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

gmf/cw (afp, rtr)