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Politik

Boris Johnsons pikante Türkei-Visite

26. September 2016

Der britische Außenminister Boris Johnson besucht die Türkei. Auch ein Treffen mit Präsident Erdogan steht auf dem Programm - den hatte Johnson vor seinem Amtsantritt in einem Gedicht als "Wichser" bezeichnet.

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Türkei Britischer Außenminister Boris Johnson besucht Nizip Flüchtlingscamp in Gaziantep Provinz
Der britische Außenminister Boris Johnson besuchte ein syrisches Flüchtlingslager in der TürkeiBild: Reuters/Stringer

Zum Auftakt seiner Türkei-Reise hat der britische Außenminister Boris Johnson syrische Flüchtlinge in der südosttürkischen Provinz Gaziantep besucht. Johnson kam in einem Camp in Nizip mit Flüchtlingen zusammen, wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Dasselbe Lager hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel im April besucht.

Die Sache mit dem Limerick

Es ist der hochrangigste Besuch aus dem Vereinigten Königreich seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei am 15 Juli. Johnson, der türkische Vorfahren hat, wird vermutlich an diesem Dienstag in Ankara mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Ministerpräsident Binali Yildirim zusammentreffen. Vorgesehen ist auch ein Besuch des türkischen Parlaments, das bei dem Umsturzversuch von Putschisten bombardiert worden war. Johnson wolle bei seinem Besuch auch die Solidarität Großbritanniens mit der Türkei nach dem Putschversuch zum Ausdruck bringen, teilte das Außenministerium in Ankara mit.

Pikant könnte das Treffen mit Staatspräsident Erdogan werden. Im Mai - zwei Monate vor seiner überraschenden Ernennung zum Außenminister - hatte Johnson Erdogan in einem selbst verfassten Limerick noch als "Wichser" bezeichnet. Im Monat zuvor hatte der exzentrische britische Politiker Erdogan "die eiskalte Unterdrückung der türkischen Meinungsfreiheit" vorgeworfen. Im vergangenen November hatte Johnson seine Sympathie für die verbotene kurdische Arbeiterpartei  PKK geäußert, die in der Türkei und der EU auf der Liste der Terrororganisationen steht.

Spannungen durch Brexit

Johnson war das prominenteste Gesicht der Kampagne für den EU-Austritt Großbritanniens. Vor dem Brexit-Referendum galt das Vereinigte Königreich als einer der stärksten Unterstützer eines EU-Beitritts der Türkei. Auch Johnson hatte sich in der Vergangenheit für einen EU-Beitritt des Landes stark gemacht. Während des Wahlkampfes um den EU-Austritt Großbritanniens wurde jedoch von den Brexit-Befürwortern das Gerücht geschürt, der EU-Beitritt der Türkei stünde unmittelbar bevor und damit die massenhafte Einwanderung von Türken nach Großbritannien.

Der mittlerweile zurückgetretene britische Premierminister David Cameron hatte daraufhin gesagt, ein EU-Beitritt der Türkei käme nicht vor dem Jahr 3000. Das hatte in Ankara für Verstimmungen gesorgt.

cr/SC (dpa, afp)