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Bonner Klimakonferenz bereitet die Bühne für COP28

16. Juni 2023

Delegierte aus aller Welt haben in Bonn die Klimakonferenz COP28 vorbereitet, die in einem halben Jahr in Dubai stattfindet. Ein kontroverses Thema war nach wie vor die globale Klimagerechtigkeit.

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Spanien | Trockenheit
Bild: Davide Bonaldo/ZUMA Wire/IMAGO

Zehn Tage lang verhandelten Delegierte in Bonn über das Klima. Als hartnäckiges Problem erwies sich dabei die Finanzierung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen. "Das ist ausgesprochen enttäuschend, denn wir hatten gehofft, die Bonner Klimagespräche würden den Ton für die Klimakonferenz in Dubai setzen. Wir können uns wirklich keine weiteren Verzögerungen mehr leisten", sagte Harjeet Singh, Leiter der Abteilung für globale politische Strategie beim Climate Action Network International, im DW-Gespräch am Rande der Konferenz.

Martin Kaiser, Chef von Greenpeace Deutschland, sieht die Verhandlungen von geopolitischen Themen überschattet, wie dem Krieg in der Ukraine und den Spannungen zwischen den USA und China. Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte er: "Zu dem erhofften Schub progressiver Länder ist es nicht gekommen."

Immerhin sei in Bonn viel Arbeit auf technischer Seite geleistet worden, räumte Singh ein. Doch die wirklich heiklen Fragen dominierten die Diskussion weiterhin: Wer ist für die Emissionen verantwortlich, die den Planeten aufgeheizt haben und noch immer aufheizen, und wer trägt die Kosten für eine Abkehr von diesem Kurs und für die Anpassung an die immer zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels. Und in dieser Situation müssten sich die Entwicklungsländer "jeden Tag entscheiden, ob sie den Menschen zu essen geben, oder ob sie in Solartechnik investieren".

Vor Journalisten betonte Singh: "Finanzmärkte und Eigenkapital werden darüber entscheiden, ob wir die Welt auf den richtigen Weg bringen, oder ob es zu einem Weltuntergangsszenario kommt."

Ein Mann läuft im Juli 2022 über ein ausgetrocknetes Feld im südlichen Irak
In Nahrungsmittel investieren oder in Zukunftstechnologien - in vielen Entwicklungsländern stellt sich genau diese FrageBild: Ahmad Al-Rubaye/AFP

Die Konferenz in Bonn gab den Delegierten zum letzten Mal vor der COP28, der entscheidenden Konferenz in Dubai am Jahresende, die Gelegenheit zu einem Zusammentreffen. Dort wird die Welt zum ersten Mal die kollektiven Fortschritte überprüfen, die für die Klimaziele des Pariser Abkommens von 2015 notwendig sind. Weltweit müssen die Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten drastisch gesenkt werden, um den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten.

Diese Prüfung, die alle fünf Jahre stattfinden soll, wird damit auch deutlich machen, wo noch dringend Fortschritte benötigt werden. "Der Erfolg dieser globalen Bestandsaufnahme wird letztlich den Erfolg von COP28 bestimmen", schreibt Simon Stiell, der das Klimawandel-Sekretariat der Vereinten Nationen in Bonn führt, auf der Website des UNFCCC. "Sie ist das ausschlaggebende Ereignis in diesem Jahr, bei dieser COP. Und als eine von nur zwei Bestandsaufnahmen in diesem für den Klimaschutz so entscheidendem Jahrzehnt ist sie letztendlich entscheidend dafür, ob wir unsere Ziele für 2030 erreichen oder nicht."

Wie funktioniert die globale Bestandsaufnahme?

Die Idee für eine globale Bestandsaufnahme geht auf die COP21 zurück. 2015 in Paris haben sich die Länder darauf geeinigt, regelmäßig zu prüfen, wie es weltweit gelingt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sich an die Auswirkungen einer sich verändernden Welt anzupassen und die notwendigen Mittel zu sichern, um die Klimakrise zu bewältigen.

"Die globale Bestandsaufnahme ist eine Übung in Ehrgeiz. In Rechenschaftspflicht. In Beschleunigung", sagt Stiell. "Es ist eine Übung, mit der sichergestellt werden soll, dass jeder Unterzeichner seinen Teil der Abmachung erfüllt. Dass er weiß, worauf er sich als nächstes konzentrieren muss und wie schnell er sich bewegen muss, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erfüllen."

ARCHIV | Überschwemmungen in Pakistan
Pakistan gehört zu den Ländern, die Entschädigungen für die Auswirkungen der Klimakrise fordernBild: Zahid Hussain/AP/dpa/picture alliance

Der erste Teil des Prozesses begann schon 2021 und wurde Anfang diesen Jahres abgeschlossen. Er umfasste die Sammlung der jüngsten Daten zu Emissionen, Anpassungsbemühungen und den nationalen Klimaaktionsplänen. Die zweite Phase, die technische Beurteilung, wurde soeben in Bonn abgeschlossen und gab Fachleuten und Delegierten die Möglichkeit, die Daten vor den politischen Gesprächen auf der cOP28 auszuwerten.

Im September soll ein abschließender Bericht veröffentlicht werden, der zeigt, wie weit die Welt von der Erfüllung der Ziele des Pariser Abkommens noch entfernt ist. Und was getan werden muss, um das zu ändern.

Wie Singh betont, sehen die meisten internationalen Vereinbarungen keinen Prozess wie diese globale Bestandsaufnahme vor, mit der Möglichkeit einer regelmäßigen Überprüfung und der Entwicklung eines zukunftsorientierten Plans. "Das ist einmalig, ein wirklich wichtiger Prozess. Aber wir müssen sicherstellen, dass er aussagekräftig ist und es nicht bei einem technischen Prozess bleibt, der keinerlei ambitioniertes Handeln auslöst."

Bestandsaufnahme ermöglicht Kurskorrekturen

"Es geht nicht nur um eine Inventur, nicht nur um eine Bewertung", sagte Cecilia Kinuthia-Njenga von der UNFCCC im Mai zu Journalisten. "Es geht um die Möglichkeit, einen besseren Weg zu finden, den Klimaschutz zu beschleunigen."

David Waskow arbeitet für die Denkfabrik World Resources Institute, die ihren Sitz in den USA hat. Er ging im Vorfeld der Bonner Konferenz davon aus, dass die globale Bestandsaufnahme vier zentrale Bereiche - Energiewende, Nahrungsmittelversorgung, Transport und nachhaltigen Konsum - in den Fokus nehmen wird. Bis 2025 müssten die Länder außerdem ihre national festgelegten Beiträge aktualisieren. Wie das geschieht, würde voraussichtlich auch auf der Konferenz mitgestaltet.

"Die Bestandsaufnahme wurde bewusst so angelegt, dass sie auf die nächste Runde der national festgelegten Beiträge Einfluss hat", sagte er. "Das ist wirklich eine Möglichkeit, zu zeigen, wie die Umsetzung, wie der Wandel vonstattengehen wird."

Auf einer Veranstaltung des World Resources Institute im Mai sagte Helen Mountford, Präsidentin und Geschäftsführerin der Nonprofit-Organisation ClimateWorks Foundation, die Bestandsaufnahme sei "ein außerordentlich wichtiger Wendepunkt auf unserem Weg, das meiste aus diesem entscheidenden Jahrzehnt zu machen und dafür zu sorgen, dass die Zukunft wirklich lebenswert ist."

"Das Timing ist ungeheuer wichtig" sagt Singh zur DW. "Wir haben die Wissenschaftler gehört, wir wissen, was erforderlich ist. Jetzt brauchen wir einen klaren politischen Kurs. Das ist es, was von den Staatsoberhäuptern dieser Welt gefordert ist."

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.