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Bolivien verstaatlicht spanische Stromfirma

2. Mai 2012

Der bolivianische Präsident Evo Morales hat die Verstaatlichung eines spanischen Stromversorgers angeordnet. Er wies Soldaten an, die Büros der Firma, eines Tochterunternehmens von Red Electrica, zu besetzen.

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Zwei bewaffnete Soldaten vor dem enteigneten Stromkonzern TDE (Foto: AP)
Bild: AP

Über die Höhe der Entschädigung machte Morales keine Angaben. Dem Unternehmen gehörten 74 Prozent des Elektrizitätsnetzes in Bolivien. Der spanische Botschafter in dem südamerikanischen Land, Ramon Santos, sagte vor Journalisten, die Enteignung sende "eine negative Botschaft, die Misstrauen schafft". Morales hat seit seinem Amtsantritt 2006 bereits die Erdgasindustrie des Landes sowie weite Teile der Stromerzeugung enteignet.

Mit der Verstaatlichung solle die Kontrolle über strategisch wichtige Unternehmen wiedererlangt werden, erklärte Morales in La Paz. Der Staatschef befahl den Streitkräften, die Anlagen der Firma einzunehmen. Die spanische Red Electrica hält indirekt 99,9 Prozent an dem Unternehmen, das 2011 einen Gewinn von 12,5 Millionen Euro ausgewiesen hatte.

Bis auf La Paz und El Alto ist die gesamte Stromversorgung in Bolivien nun unter staatlicher Kontrolle. In der Hauptstadt und im benachbarten El Alto wird sie noch von einem Tochterunternehmen der spanischen Firma Iberdrola betrieben.

Argentinien als Vorreiter

Erst jüngst hatte Argentinien die Enteignung einer Tochter des spanischen Ölkonzerns Repsol angekündigt und damit den Zorn der ehemaligen Kolonialmacht auf sich gezogen. Spanien versucht derzeit, Argentinien mit Sanktionsdrohungen von dem Vorhaben abzubringen.

Bolivien enteignet spanischen Stromkonzern

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hatte Mitte April die Verstaatlichung der Tochter YPF des spanischen Konzerns Repsol angekündigt und diese mit der Bedeutung der Energieversorgung begründet. Mit dem Schritt erfreute sie viele Landsleute, brachte aber zahlreiche ausländische Regierungen und Investoren gegen sich auf. Branchenexperten zufolge handelt es sich um die größte Verstaatlichung im Energiesektor, seit Russland vor rund zehn Jahren den Ölkonzern Yukos des damaligen Magnaten Michail Chodorkowski unter die Kontrolle des Kreml brachte. Repsol beziffert den Wert der Tochter YPF auf 18 Milliarden Dollar und kündigte eine entsprechende Entschädigungsforderung an.

as/se (dpa, rtr, afp)