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Boeing 737 Max bald wieder in EU unterwegs

19. Januar 2021

Das Boeing-Mittelstreckenflugzeug 737 Max darf auch in Europa wieder an den Start gehen. Knapp zwei Jahre war die Maschine aus dem Verkehr gezogen - nach zwei Abstürzen mit vielen Toten.

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USA l American Airlines setzt Boeing 737 Max wieder ein
Bild: Marco Bello/REUTERS

Das nach Abstürzen weltweit mit Flugverbot belegte Boeing-Modell 737 Max darf in Kürze auch in Europa wieder abheben. Die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA werde in der kommenden Woche die Freigabe erteilen, sagte EASA-Chef Patrick Ky am Dienstag bei einem Pressegespräch mit dem Luftfahrt-Presse-Club. "Wir werden dem Flugzeug nächste Woche die Erlaubnis geben, an den Himmel zurückzukehren." Die EU-Behörde hatte anders als bisher selbst die Flugtauglichkeit überprüft statt, wie zuvor üblich, die Genehmigung der US-Behörde FAA zu Boeing-Modellen zu übernehmen. Die US-Behörde hatte schon Ende letzten Jahres grünes Licht für den Neustart der von Boeing überholten Max gegeben.

Das Boeing-Erfolgsmodell 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien aus dem Verkehr gezogen worden. Für Boeing bedeutete das die größte Krise der Firmengeschichte. Als Unglücksursache galten Probleme mit der Steuerung. Boeing musste Software-Updates vornehmen, die Piloten müssen nachgeschult werden. Als erste US-Fluggesellschaft setzte American Airlines den Jet Ende Dezember wieder ein. Kanada gibt an diesem Mittwoch grünes Licht. Air Canada will die Maschine am 1. Februar abheben lassen und zeigte sich überzeugt, dass bei dem Flieger jetzt äußerste Sicherheit "von der Nase bis zum Heck und von Tragfläche zu Tragfläche" garantiert ist.

Äthiopien Jahrestag Absturz Boeing 737 max 8
Erinnerung an die Opfer des Absturzes der 737 Max von Ethiopian AirlinesBild: DW/S. Muchieu

Künftig engere Zusammenarbeit zwischen EASA und FAA

Die EASA weiche nur in einem Punkt von den Vorgaben der US-Flugsicherheit hab, erklärte Ky. So dürften Piloten in Europa das Rütteln des Steuerknüppels selbst abstellen, wenn sie sicher wären, dass es ein Fehlalarm ist und keine Gefahr besteht. In den USA wäre das nicht erlaubt. Der physische Alarm über das Steuer ist Teil des Systems, das bei den Flügen von Lion Air und Ethiopian Airlines versagt hatte und von Boeing überarbeitet werden musste. Zu den Abnehmern des Modells in Europa gehören unter anderem Ryanair, die Airlines des Reisekonzerns TUI und Sun-Express, ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines.

In Zukunft werde die EASA mit der US-Flugsicherheitsbehörde FAA enger zusammenarbeiten bei der Zertifizierung von neuen Flugzeugen. Es sei möglich, dass die Prozedur dadurch am Anfang länger dauern werde, erklärte Ky. Der nächste Testfall dafür wird der Langstreckenjet Boeing 777X.

Hauptsächlich Stornierungen in den Büchern

Das Debakel um den Absturzflieger 737 Max und die Corona-Krise hat im vergangenen Jahr tiefe Spuren in Boeings Auftrags- und Auslieferungsbilanz hinterlassen. Unterm Strich erhielt der Airbus-Rivale 2020 nach eigenen Angaben aus der vergangenen Woche gut 650 Stornierungen. Insgesamt wurden sogar mehr als 1000 Bestellungen aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten. Mit lediglich 157 Verkehrsflugzeugen fielen auch die Auslieferungen im vergangenen Jahr historisch schlecht aus. Im Vorjahr - das bereits stark unter den im Zuge zweier Abstürze verhängten Flugverboten für den Verkaufsschlager 737 Max litt - hatte Boeing noch rund 60 Prozent mehr Maschinen an die Kundschaft bringen können.

Der Konkurrent Airbus enteilt mit 566 ausgelieferten Jets im Jahr 2020 immer weiter. Immerhin ging es für Boeing zuletzt wieder etwas bergauf. Nach der Wiederzusallsung in den USA gingen einige Bestellungen ein. Zudem orderte die Post-Tochter DHL Express acht Frachtflugzeuge vom Typ Boeing 777F. Darüber hinaus erhielt Boeing eine Bestellung für seinen schon totgesagten Jumbo-Jet 747-8 von der US-Fluggesellschaft Atlas.

Anfang Januar hatte Boeing Strafzahlungen von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zur Beilegung strafrechtlicher Verfahren zugestimmt. Boeing war nach den Abstürzen in Verdacht geraten, seine bestverkaufte Modellserie 737 Max überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Die US-Justizbehörden beschuldigen Boeing nun unter anderem, die Regierung mit irreführenden Angaben dabei behindert zu haben, die Sicherheit im öffentlichen Flugverkehr zu gewährleisten.

hb/iw (rtr,dpa)