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Kunst

Bodypainting: Kunstwerke von kurzer Dauer

Verena Greb
19. August 2023

Die Körperbemalung ist eine vergängliche Kunstform. Ein Festival an der Ostsee zelebriert diese Art der Körpermodifikation.

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Ein bemaltes Modell scheint nahezu mit der bunten Wand zu verschmelzen.
Auf der ganzen Welt gibt es Bodypainting-Festivals - dieser bemalte Körper wurde 2020 in Hameln präsentiertBild: Tschiponnique Skupin/Geisler-Foto/picture alliance

Fabelwesen aus dem Wald an einem Ostsee-Strand? Ja, ganz richtig: Bei diesen von Künstlern bemalten Personen handelt es sich nicht etwa um optische Täuschungen. Als Fantasiefiguren bemalte Personen spazieren beim "Heringsdorfer Bodypaintingfestival" am Strand der Insel Usedom entlang. 

Heutzutage ist Bodypainting eine Kunstform, deren vergängliche Werke weltweit auf vielen Festivals bestaunt werden können. Doch schon seit Urzeiten bemalen die Menschen ihre Körper. Sie tun es aus spirituellen, rituellen oder klimatisch-bedingten Gründen - in vielen Teilen der Erde lassen sich Beispiele für traditionelle Körperbemalungen finden. Auf dem europäischen Kontinent steht die Körperbemalung eher im Zeichen militärischer Tradition. 

Bodypainting als Teil der Bodyart

Auf der ganzen Welt nutzen Menschen ihre Haut als Leinwand - temporär oder dauerhaft. Bodyart heißt die Verzierung des eigenen Körpers, die beide Formen umfasst. Für die temporäre, oberflächliche Bemalung dienen Indigenen in der Natur vorkommende Farbpigmente als Basis. In Südamerika stammt etwa das Ziegelrot aus der Urucum-Pflanzenkapsel, während die namibischen Himba ihre Röte aus natürlichem Ocker gewinnen.

In der zeitgenössischen Bodypainting-Kunst wird professionelle Schminke verwendet, die gut deckt, farbintensiv und wischfest ist. Künstler tragen die Farbe mit Pinseln und Schwämmen oder mittels Airbrush auf die Haut auf.

Im Vordergrund ein tätowierter Rücken, dahinter weitere männliche Oberkörper mit flächendeckenden Tätowierungen. Sie könnten Mafia- oder Yakuza-Mitgliedern gehören.
Japanische Tattoos, "irezumis" genannt, stehen in Verbindung mit den Ureinwohnern Japans, den AinuBild: Rodrigo Reyes Marin/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Bei der dauerhaften Form der Bodyart wird die Farbe - das kann Tinte oder ein Pigment sein - mit einer Tätowiernadel in die zweite Hautschicht eingestochen. Auch das hat eigene Tradition - in China etwa soll sie Jahrtausende alt sein.

Piercings als Körperschmuck

Neben permanenten und nicht-permanenten Teil- oder Ganzkörperbildern umfasst die Körperkunst noch weitere Möglichkeiten, den eigenen Körper zu gestalten. Dazu zählen Piercings - also ring- oder stabförmiger Schmuck, der an verschiedenen Köperstellen durch die Haut und darunter liegendes Fett- oder Knorpelgewebe geschossen wird -, die sogenannte Skarifizierung, das sind in die Haut eingebrachte Ziernarben oder auch subdermale Implantate. Bei letzteren handelt es sich um Objekte, die sich komplett unter der Haut befinden und so die Körperoberfläche verändern.

Wie Schäden durch Tattoos oder Piercings vermeiden?

Die verschiedenen Praktiken bergen jeweils unterschiedliche Risiken für den Träger oder die Trägerin. Soll eine Narbe oder ein unter der Haut angebrachter Gegenstand entfernt werden, muss in der Regel ein weiterer Eingriff erfolgen. Bei Piercings bleiben meist Löcher in Nase, Lippen oder eben dort zurück, wo sich das Schmuckstück einst befunden hat.

Aussagekräftige Bildmotive für die Körpergestaltung

Engel, Drachen, Anker: Die Auswahl an Motiven für permanente und nicht-permanente Körperbilder scheint grenzenlos. Es gibt Motive, die an vergangene Erfahrungen erinnern sollen - etwa eine Hochzeit oder den Verlust eines geliebten Menschen oder solche, die Mut oder Status symbolisieren. Wieder andere repräsentieren Schönheit, Schutz und Fruchtbarkeit. Manches Bild hat eine Verbindung zu magischen und anderen Welten. Schriftzüge finden sich seltener auf Bodypaintings, werden aber häufig eintätowiert. 

Eine im Gesicht und am Oberkörper als Nixe bemalte Frau posiert an einem steinigen Deich am Wasser.
Nixe am Wasser - Bodypainting überlässt nichts dem Zufall Bild: Tschiponnique Skupin/Geisler-Foto/picture alliance

Egal ob Tattoo oder Bodypainting: Wer es haben möchte, braucht Geduld. Ein Ganzköper-Painting kann bis zu acht Stunden in der Anfertigung dauern. In Heringsdorf auf Usedom haben die nationalen und internationalen Bodypainter sechs Stunden, um ihre Modelle vor den Augen des Publikums in lebendige Kunstwerke zu verwandeln. Das Publikum darf danach mitentscheiden, welche Künstler und welche Models das diesjährige Motto am besten getroffen haben.

Das Bodypainting Festival in Heringsdorf 2023 geht vom 18. bis 20. August, der Wettbewerb mit Prämierung der Künstler liegt auf dem Samstag.