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Bildergeschichten: Die verführerische H 21

Tillmann Bendikowski3. Februar 2014

Wir stellen jede Woche ein Bild vor und erzählen seine Geschichte. Diesmal gehen wir zurück in das Jahr 1916: Der deutsche Geheimdienst entdeckt Mata Hari

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Mata Hari Tänzerin und Spionin (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Dass Männer-Phantasien und Geheimdienste untrennbar zusammen gehören, weiß die Welt seit den Erfolgen der James-Bond-Filme. Aber in diesem Fall verblasst die fiktive Erzählung angesichts eines historischen Vorbildes, 007 ist – mit allem Respekt – fast ein Langweiler verglichen mit H 21. Hinter diesem Decknamen verbirgt sich jene Frau, die als Margaretha Geertruida Zelle 1876 geboren wird, und die der Welt bis heute unter dem Namen Mata Hari bekannt ist. Manchen gilt sie als berühmteste Spionin der Geschichte. 1916 wirbt sie der deutsche Geheimdienst an, um in Frankreich zu spionieren.

Zunächst lebt die gebürtige Niederländerin einige Jahre an der Seite eines Kolonialbeamten im heutigen Indonesien. Nach der Heimkehr nach Europa und der Scheidung steht sie allerdings mittellos da – und macht in Paris einen Neuanfang als Tänzerin. Der Erfolg ist durchschlagend: Die junge Dame, die sich jetzt mit orientalischem Flair umgibt und einen exotischen Namen trägt, tanzt besonders anmutig – und steht am Ende ihrer Aufführungen als nackte Schönheit vor dem verblüfft-entzückten Publikum. Selbst in Paris ist das eine Sensation. Mata Hari wird ein Star.

Zahlreiche Engagements folgen, und noch mehr Liebschaften werden ihr angedichtet. Immer wieder wird sie mit Offizieren in Verbindung gebracht, mit Ministern und sogar Mitgliedern von Herrscherhäusern in ganz Europa. Der Mythos der Mata Hari als verruchter Schönheit ist perfekt. Doch der Erste Weltkrieg beendet ihre bisherige Karriere, internationale Auftritte sind unmöglich. Was bleibt, sind ihre Kontakte zu Männern in Militär, Politik – und in den Geheimdiensten. So werben sie die Deutschen schließlich an.

Was Mata Hari aus Frankreich an "Geheimnissen" liefert, ist allerdings nicht besonders bedeutsam. Und dann kommt ihr auch noch der französische Geheimdienst (bei dem sie angeblich ebenfalls angeheuert haben soll) auf die Spur. Mata Hari wird 1917 festgenommen, wegen Hochverrats angeklagt und schließlich hingerichtet. Ist sie ein Bauernopfer für die französische Öffentlichkeit, die Erklärungen für den ungünstigen Kriegsverlauf braucht? Ist sie weitgehend ahnungslos, in welche Gefahr sie sich begeben hat? Das alles bleibt unklar, es befördert allerdings die Verklärung zur gefährlichen und vor allem erotischen Agentin zwischen allen Fronten. In zahlreichen Kinofilmen wird sie in den folgenden Jahrzehnten (einmal von Greta Garbo gemimt) zur Kinoheldin. So verschwindet die historische Person endgültig hinter dem Schleier der Legendenbildung. Bis heute.