Biete Clinton-Stimme zum Tausch
7. November 2016"Ich bin ein Hillary-Unterstützer aus Alabama und möchte meine Stimme mit einem Drittkandidaten-Wähler aus einem Swing State tauschen. Meldet euch, wenn ihr Interesse habt", schreibt Henley. Nur 23 Minuten später kommt die passende Antwort von Sarah Platt: "Hi Henley! Ich stimme gerne für Hillary in Indiana, wenn ich eine sichere Stimme für Jill Stein in deinem Bundesstaat bekomme." Henley und Sarah haben sich auf der Plattform nevertrump.trimian.com gefunden und wollen bei der Präsidentschaftswahl ihre Stimmen tauschen. Beide eint das Ziel, Donald Trump zu verhindern. Je näher der Wahltag rückt, desto kreativer werden die Bemühungen.
US-Wahlsystem macht Tausch möglich
Die Internetseite ist eine von mehreren Onlineangeboten, um Wählerstimmen zu tauschen. Dass so etwas überhaupt gemacht wird, liegt am Wahlsystem der USA. In Deutschland wäre solch eine Aktion sinnlos, da die Stimmen über die Grenzen von Bundesländern hinweg zusammengerechnet werden. In den USA funktioniert das anders. Nicht wer die meisten Stimmen im ganzen Land bekommt, wird neuer US-Präsident. Stattdessen wählt jeder Bundesstaat einzeln. Der jeweilige Gewinner erhält eine bestimmte Zahl an Wahlmännern und erst wer genug davon auf seiner Seite hat, ist der Sieger. Während die meisten Bundesstaaten traditionell für Republikaner oder Demokraten stimmen, entscheidet sich die Wahl in den Swing States wie Florida, Ohio oder Indiana – wo der Ausgang offen ist.
Und genau da knüpft der Stimmentausch an. Wer in einem sicheren Trump-Bundesstaat Clinton wählt, den plagt das schlechte Gefühl, die Stimme habe keinen Nutzen. In einem Swing State könnte sie hingegen viel mehr bewirken. Also wird getauscht. Denn neben Trump und Clinton gibt es noch unabhängige Kandidaten. Sie haben keine reale Chance auf den Sieg und kämpfen nur für ein möglichst gutes Ergebnis in den ganzen USA. Somit bieten zum Beispiel Wähler der Grünen-Präsidentschaftskandidatin Jill Stein in Swing States ihre Stimme für Clinton an - wenn im Gegenzug jemand in einem anderen Bundesstaat für die Unabhängige votiert.
Wenige Stimmen können entscheidend sein
Durch den Tausch soll verhindert werden, dass in den hart umkämpften Bundesstaaten nicht zu viele Stimmen an die Drittkandidaten gehen und am Ende Donald Trump als Sieger profitiert. Bei #Nevertrump haben sich rund 11.000 User angemeldet und bieten ihre Stimme an. Angesichts von Millionen Wählern mag das wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirken. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie knapp die Wahlen in den Swing States ausgehen können. Bekanntestes Beispiel ist die Präsidentenwahl im Jahr 2000. Damals gewann George W. Bush in Florida nur dank eines hauchdünnen Vorsprungs von ein paar Hundert Stimmen gegen Al Gore. Sollte es zwischen Trump und Clinton wieder so eng werden, könnte es helfen, dass manche der Drittkandidaten-Wähler ihre Stimmen zugunsten von Clinton tauschen.
Dementsprechend gibt es gleich mehrere Angebote im Netz. Auch die Seite trumptraders.org bringt Wähler zusammen, die Trump verhindern wollen. Wie bei der Dating-App Tinder sucht ein Algorithmus nach dem passenden Tauschpartner und vermittelt die beiden. "Trumptraders ist gedacht für Leute, deren erste Wahl nicht Clinton ist – sie wählen für Stein, Johnson oder McMullin. Es sind Leute, die nicht einfach so bereit sind, für Clinton zu stimmen. Aber sie wollen Clinton wählen, wenn die Stimme für ihren Kandidaten woanders gezählt wird", sagte Gründer John Stubbs einer amerikanischen Nachrichtenseite. Diese Wähler würden "das Land über die Partei stellen". Das Besondere: Wer seine Stimme zugunsten von Clinton abgibt, kann für den eigenen Kandidaten sogar einen Bonus herausholen. Trumptraders bietet nämlich die Funktion an, eine Clinton-Stimme für zwei andere Stimmen abzugeben.
Gericht erlaubt Tausch
Doch ist all das überhaupt erlaubt? Schon 2000 gab es erste Versuche des Stimmentauschs und im Zuge dessen entschied Jahre später ein Gericht (U.S. Court of Appeals for the 9th Circuit), dass dies zulässig sei. Die Richter verwiesen auf die im ersten Zusatzartikel der Verfassung festgehaltene Meinungsfreiheit. Solange keine Geschenke oder Bestechungsgelder mit dem Tausch verbunden sind, sei die Aktion legal.
Seine Schwächen hat der Stimmentausch trotzdem. Niemand weiß, ob sich der Tauschpartner in der Wahlkabine tatsächlich an die Abmachung hält. Kontrollieren lässt sich der Tausch nicht. Einige User gehen in den Foren deshalb hin und bieten Fotos von der Stimmabgabe an. Aber auch dabei gilt Vorsicht: In einigen Bundesstaaten ist das Fotografieren in den Wahllokalen verboten. Am Ende basiert der Tausch auf eine große Portion Vertrauen und gibt dem Einzelnen das beruhigende Gefühl, alles für einen Clinton-Sieg gemacht zu haben.