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"Beyond Fame" - Die Kunst der Stars

20. August 2023

Der Rocksänger Bryan Adams macht mit, der Wimbledon-Sieger Michael Stich und sogar ein deutscher Politiker: Die Ausstellung "Beyond Fame" in Düsseldorf zeigt Werke von Prominenten.

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Eine Frau hält den Leib eines halbnackten Mannes im Arm
Dramatische Selbstinszenierung in der Schau "Beyond Fame": Der Modedesigner Harald Glööckler griff für dieses Foto auf ein biblisches Motiv zurückBild: Ronny Wunderlich

Für seine Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars" im NRW-Forum Düsseldorf hat Kurator Alain Bieber Kunstwerke von 18 Berühmtheiten ausgewählt. Zu sehen sind Fotos ebenso wie Malerei, Zeichnungen und Skulpturen. Der Mix der Genres ist so breit wie die Palette der kunstschaffenden Persönlichkeiten. Sie reicht von Stars aus Musik, Schauspiel und Literatur bis hin zu Sport und Politik.

Wie er auf die Idee zu der Schau kam? "Wir fanden es spannend, wer sich alles mit Kunst beschäftigt", sagt Bieber im DW-Gespräch und räumt auch ein: Bei Promis sei die Produktion oft ein Marketing-Gag. "Ed Sheeran hat mal ein Actionbild gemacht, Britney Spears hat im Bikini mal ein paar Blumenbilder gemalt." Für "Beyond Fame" habe er jedoch Menschen ausgesucht, die Kunst mit großem Ernst betreiben.Und es seien "große Überraschungen" dabei - Werke des deutschen Sängers Tim Bendzko etwa oder auch des einstigen Tennisprofis Michael Stich, die zuvor noch nie in einem Museum zu sehen waren. "Da würde man nicht denken, dass die so malen." Keine der ausgewählten Kunstschaffenden habe je eine Akademie besucht. "Das Urteil über die Arbeiten wollen wir unserem Publikum überlassen", sagt Bieber. "Wir sind gespannt auf die Reaktionen."

Blick in einen Raum mit bunten Bildern an den Wänden, Sofas einem Hirsch
Rauminstallation mit Bildern und Hirsch: Blick in einen vom Modedesigner Harald Glööckler gestalteten Raum Bild: Andreas Endermann

Ist jeder Star ein Künstler?

"Wir pflegen hier den erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys", erläutert Bieber, "da ist jeder Mensch ein Künstler." Ein Beispiel sei der ehemaligen Wimbledon-Sieger Michael Stich. Nach seiner Tenniskarriere entdeckte er Malen als Hobby, studierte zwei Semester Kunstgeschichte und richtete sich ein Atelier ein. Stich habe zehn Jahre gebraucht, bis er mit seinen Bildern an die Öffentlichkeit ging. "Meine Kunst ist Spiegelbild meiner Persönlichkeit und meiner Emotionen", zitieren die Ausstellungsmacher den einstigen Tennisprofi.

Michael Stich steht vor einem Gemälde in der Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars".
Michael Stich in der Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars"Bild: David Young/dpa/picture alliance

So unterschiedlich die ausgewählten Persönlichkeiten, so verschieden sind ihre Wege zur Kunst. Die Wahl ihres künstlerischen Mediums überrascht bisweilen. Manche Werke sind eng mit den jeweiligen Biografien verbunden. Einige Künstler sind gleich in mehreren Kunstfeldern zuhause. Dazu zählt etwa die Theaterschauspielerin, Autorin und bildende Künstlerin Lea Drager. Sie zeichnet Päpstinnen und Päpste, mit denen sie patriarchale Systeme und hierarchische Strukturen hinterfragt. Schauspielkollegin Meret Becker ist als Sängerin, Schauspielerin und Künstlerin aktiv. In ihrem Werk setzt sie sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinander. Auch nutzt sie ihre Popularität, um sich für Frauenrechte einzusetzen.

Ein bärtiger alter Mann mit nacktem Oberkörper und einer Wunde am Kopf. Um seinen Hals hängt ein Band mit zwei Schlüsseln
Mann, unplugged - ein Kunstfoto des kanadischen Rockstars Bryan AdamsBild: Michael Costello

Rockstars wie Bryan Adams und Peter Doherty haben Millionen Platten verkauft und sind schon seit vielen Jahren künstlerisch tätig. "Gute Fotografien sind wie Zeitkapseln", gab Adams dem Museum zu Protokoll, "die Erinnerungen speichern." Der skandalträchtige Libertines-Sänger Peter Doherty sieht in Kunst - neben der Lyrik - "eine ausdrucksstarke Möglichkeit, sein Leben zu verarbeiten". Er malt mit Blut und Kohle, kombiniert wild Zeichnung, Malerei, Bild-Textcollagen und Skulpturen.

Die unbekannte Facetten der Prominenten

Die Arbeiten der kanadischen Musikerin Claire Elise Boucher alias Grimes sind hingegen von kriegerischen Gestalten - Nymphen, Cyborgs und Mangafiguren - bevölkert, die sie in ihren Musikvideos auch selbst verkörpert. Die Inspiration für ihre Zeichnungen und Cover bezieht sie laut Museum aus mythischen und psychedelischen Bildern, entleiht Figuren und Motive beim Jugendstil und Surrealisten und setzt dafür neuerdings auch künstliche Intelligenz ein.

Ob als Ausgleich oder als Ergänzung, auch in der Politik betätigen sich Menschen künstlerisch: So macht der PolitikerAnton Hofreiter von der Partei Bündnis 90/Die Grünen aus seiner Begeisterung für die Natur keinen Hehl. Der promovierte Botaniker, seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestags, malt und zeichnet Blumenbilder. Für ihn, teilt das Museum mit, sei das "ein Weg um zu erkennen, wie die Dinge wirklich sind".

Eines dürfte der Schau "Beyond Fame" in jedem Fall gelingen: Sie macht neugierig auf wenig bekannte Facetten prominenter Zeitgenossen. "Ein Teil unserer Künstlerinnen und Künstler", verspricht Kurator Bieber, "dürfte demnächst auch in anderen Museen zu sehen sein." Einstweilen setzt der künstlerische Leiter des Forums NRW auf den Barbie-Effekt: "Ob man Barbie liebt oder nicht - man muss den aktuellen Kinofilm einfach gesehen haben!"

Die Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars" im NRW Forum läuft bis zum 24. Januar 2024.