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Die Deutsche greift nach der Commerzbank

9. März 2019

Die Deutsche Bank will nach einem Zeitungsbericht die Möglichkeit einer Fusion mit der Commerzbank ausloten. Der Vorstand des größten deutschen Geldhauses habe informelle Gespräche mit dem Konkurrenten genehmigt.

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USA Deutsche Bank in New York
Bild: picture-alliance/Photoshot

Wie die Zeitung "Welt am Sonntag" ("WamS") berichtet, gab es zwischen den Kreditinstituten bereits erste inoffizielle Kontakte "in sehr kleiner Runde". Diese seien allerdings noch nicht in einem Stadium, in dem sie mitteilungspflichtig seien. Sprecher beider Geldhäuser wollten den Bericht nicht kommentieren.

Dem Blatt zufolge reagierten die Banken mit dem Vorstoß auch auf Druck aus Berlin. Seit dem Sommer werben Finanzstaatssekretär Jörg Kukies, Ex-Deutschlandchef von Goldman Sachs, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für stärkere deutsche Banken. Die Bundesregierung steht nach eigener Aussage "wirtschaftlich sinnvollen Optionen offen gegenüber".

Bundesregierung will zeitnahe Entscheidung

Über einen Zusammenschluss der letzten beiden unabhängigen Großbanken kursieren seit Monaten Spekulationen. Nach "Welt"-Informationen erwartet die Bundesregierung eine Entscheidung in den kommenden Wochen. Es sei richtig, sich einen Termin zu geben, "sonst schiebt man die Antwort auf diese Frage noch die nächsten zwei Jahre vor sich her", zitiert die Zeitung aus Regierungskreisen. Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank sei die letzte verbliebene Möglichkeit, um den deutschen Großbankensenktor zu stärken.

Aus Sicht der Berliner Politik drängt die Zeit: Ende Mai wird ein neues Europaparlament gewählt. Laut "WamS" fürchtet die Bundesregierung neue Mehrheiten in Brüssel, die das Vorhaben blockieren könnten. So drohe ein beihilferechtliches Problem, wenn die beiden Banken bei ihrem Zusammengehen eine Form staatlicher Stütze bräuchten.

Zudem könnte der Fortbestand der großen Koalition gefährdet sein, sollten Union und SPD bei der Wahl deutlich an Stimmen verlieren. In einer instabilen politischen Lage wäre eine neuerliche Krise einer großen deutschen Bank besonders problematisch, heißt es.

Commerzbank könnte an ausländischen Käufer gehen

Sollte es nicht zu dem Zusammenschluss kommen, würde die Commerzbank in absehbarer Zeit möglicherweise bei einem ausländischen Käufer unterkommen, so die "WamS". Damit gäbe es aber auch für die schwächelnde Deutsche Bank keine Option mehr.

Der Bund ist mit gut 15 Prozent seit mehr als zehn Jahren größter Einzelaktionär der Commerzbank: Die Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkrise hatte das Geldhaus zum Rettungsfall gemacht. Der Staat bewahrte das Institut mit Steuermilliarden vor dem Kollaps. Es war die erste direkte Beteiligung des Bundes an einer großen Privatbank in Deutschland.

hk/rb (dpa, afp, rtr)