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Bereit für den Irak

Christina Bergmann2. Februar 2007

3400 Soldatinnen und Soldaten der 1. Infanterie Division des US-Heeres sind bereit für den Einsatz im Irak. Der Abschied von den Familien fällt schwer, aber sie glauben an den Sinn ihrer Mission.

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Abschied in der Turnhalle: die Soldaten der 4. Brigade
Abschied in der Turnhalle: die Soldaten der 4. BrigadeBild: US Army
Soldaten der einzelnen Batallione der 4. Brigade, 1. Infanterie Division
Soldaten der einzelnen Batallione der 4. Brigade, 1. Infanterie DivisionBild: US Army

Leutnant Ryan Wood gehört zum Sanitätsdienst der 4. Brigade in Fort Riley im US-Bundesstaat Kansas. Er ist überzeugt, dass seine Arbeit wichtig ist: "In einer Sondersendung von CNN," erzählt er, "haben sie vor kurzem ein kleines Mädchen gezeigt, das bei einem Angriff verletzt wurde. Und ich habe mir gedacht: Wenn ich derjenige bin, der neben diesem Mädchen steht und ihm helfen kann, dann ist es den Einsatz wert. Denn da gibt es irgendwo einen anderen Vater, der auf sein kleines Mädchen wartet."

Die Kinder zahlen den Preis

Ryan Wood und seine Frau Glenda haben zwei Töchter – die fünfjährige Jessica und die dreijährige Kennedy. Die ältere kuschelt sich an ihren Vater und der Offizier erzählt weiter: "Ich will ehrlich sein", sagt er. "Als ich die Nachricht erhielt, dass ich in den Irak geschickt werde, bin ich nach Hause gegangen, habe meine Frau angesehen und geweint - und meine Kinder in den Arm genommen." Die Kinder, sagt er, seien es, die den eigentlichen Preis zahlten, und gibt Jessica einen Kuss.

Doch im Irak, sagt Wood, sei man mittlerweile an einem Wendepunkt angekommen. Und an dieser Entwicklung wolle er teilhaben.

Irgendwann musste der Tag kommen

Auch seine Frau unterstützt ihn. "Es ist nicht nur sein Job," sagt sie, "dass er geht, weil es ihm jemand befiehlt. Ich weiß, dass jemand für die Freiheit kämpfen muss, weil wir als menschliche Wesen daran glauben." Die beiden haben geheiratet, als er noch kein Soldat war. Die Entscheidung, zur Armee zu gehen, hätten sie gemeinsam getroffen. Es war also klar, dass irgendwann dieser Tag kommen würde, an dem sie zu einer allein erziehenden Mutter wird. Mit den Alltagsdingen, sagt sie, komme sie schon ganz gut zurecht, könne Autos reparieren und Satellitenschüssel aufstellen.

Abschied von Fort Riley

Da es nach dem endgültigen Marschbefehl sehr schnell gehen muss, hat die offizielle Abschiedsfeier in Fort Riley schon stattgefunden. Dabei erinnerte der kommandierende General der 1. Infanterie Division, Generalmajor Carter F. Ham, dass die "Drachen-Brigade" zum ersten Mal 1917 Soldaten in den Krieg geschickt hat. Er endet mit den Worten: "Denkt immer an Eure Familien, denkt daran, dass Amerika Euch unterstützt, dass keine Mission zu schwierig und kein Opfer zu groß ist. Denkt dran: Zuerst kommt die Pflicht."

Oberst (Colonel) Ricky Gibbs, Kommandeur der 4. Brigade der 1. Infanterie Division
Oberst (Colonel) Ricky Gibbs, Kommandeur der 4. Brigade der 1. Infanterie DivisionBild: US Army

Ein Jahr hat sich die Brigade auf den Einsatz vorbereitet. Für 60 Prozent ihrer Soldatinnen und Soldaten ist dieser Einsatz der erste. Viele sind noch sehr jung. Besonders ihnen steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben, auch wenn sie versuchen, tapfer zu sein. So wie der 22-jährige Obergefreite, der seine vier Monate alte Tochter im Arm hält: "Wie es ist, sein Neugeborenes und seine Frau zurückzulassen? Nun, für jeden ist es hart, egal, wie alt er ist oder wie jung. Aber wenn du in der Armee bist," fährt er fort, "dann ist es dein Job. Und ich mache, was mir gesagt wird."

Familienbetreuung

Um die Angehörigen in Fort Riley kümmert sich die Familienbetreuungsgruppe der Garnison. Sie ist rund um die Uhr besetzt und hilft, wann immer es nötig ist.

Oberst Thomas Smith, der Garnisonskommandant und so etwas wie der Bürgermeister von Fort Riley, erklärt: "Wenn zum Beispiel ein Kind mitten in der Nacht krank wird, und die Frau hat zwei Kinder, dann sorgen wir dafür, dass die Mutter zum Arzt gefahren wird, oder dass jemand auf die Geschwister aufpasst."

Viele der Angehörigen der 4. Brigade waren zur Abschiedszeremonie nach Fort Riley gekommen. Wegen der Kälte wurde sie allerdings in die Turnhalle verlegt - und so konnte nur ein kleiner Teil der Soldatinnen und Soldaten daran teilnehmen. Sie alle sahen die traditionelle Zeremonie des "Casing of Colors", also das Verhüllen der Fahnen der einzelnen Battallione. Die farbenprächtigen Flaggen werden zusammen gerollt und mit einer Schutzhülle versehen. Ausgerollt und aufgestellt werden sie dann an dem Ort, an dem die Brigade eingesetzt wird. Mit dem "Casing of Colors" zeigt die Brigade: Wir sind bereit zum Abmarsch.

Das ist auch Second Lt. Ryan Wood. Er hat für seine beiden blonden Mädchen Gute-Nacht-Geschichten auf Video aufgezeichnet, die sie sich ansehen können, wenn er weg ist. Jessicas Lieblingsgeschichte ist "Goodnight Moon" - Gute Nacht, Mond. Sie sagt, sie sei traurig, wenn ihr Vater weg ist: "Wenn ich nachts wach werde und mein Vater ist nicht da," erzählt die Fünfjährige, "dann gehe ich zu meinem Fenster und sehe den Mond und denke an ihn." Ryan Wood ergänzt: "Sie hat mir letzte Nacht etwas erzählt. Sie sagte: Daddy, als ich daran gedacht habe, dass Du weggehst, hat mein Herz geweint."