Benazir Bhuttos langer Schatten
27. Dezember 2012"Das Führungsvakuum nach Benazir Bhuttos Tod ist noch immer nicht gefüllt worden", sagt der politische Analyst Farooq Hameed Khan. Vor fünf Jahren, am 27. Dezember 2007, starb Benazir Bhutto bei einem Selbstmordattentat in der nordpakistanischen Stadt Rawalpindi nach einer Wahlkampfveranstaltung. Bis heute ist der Tod der Oppositionsführerin, um den sich etliche Verschwörungstheorien ranken, nicht vollständig aufgeklärt worden. Eine UN-Untersuchungskommission hat nur wenig Klarheit schaffen können und der regierenden Pakistan People's Party (PPP) wird vorgeworfen, die Untersuchung der Ermordung ihrer früheren Vorsitzenden nicht entschlossen genug voran getrieben zu haben.
Pakistans erste und bisher einzige Premierministerin gehörte zur privilegierten politischen Elite. Ihr Vater, Zulfikar Ali Bhutto, Präsident und Premierminister in den 1970er Jahren, war einer der wichtigsten Politiker in Pakistans Geschichte. 1979 wurde er unter der Militärdiktatur von General Mohammed Zia ul-Haq hingerichtet.
Fehlende Unterstützung der lokalen Mächte
Benazir Bhuttos Kritik an Zia ul-Haq brachte ihr internationales Ansehen - und einen Wahlsieg im Jahr 1988. "Bhutto hatte eine große Anziehungskraft in ihrer Partei, aber auch außerhalb", sagt Hasan Askarai Rizvi im DW-Interview. Der politische Analyst ist überzeugt, dass auch Bhuttos Gegner das akzeptierten. "Sie hat Pakistan in der internationalen Arena verkörpert. Kein anderer Pakistaner hat so viel internationale Anerkennung bekommen wie Benazir."
Ihr persönlicher Charme, ihr Kampf gegen die Militärdiktatur und ihr Ansehen als "Tochter eines Märtyrers" brachten Bhutto Wahlerfolge. Während ihrer beiden Amtszeiten als Staatschefin (1988-1990 und 1993-1996) aber fehlte ihr die Unterstützung von lokalen Mächten. Nach Korruptionsvorwürfen zog sie sich 1998 ins Exil nach Dubai zurück.
2007 verabschiedete Präsident Pervez Musharraf einen umstrittenen Erlass zur Nationalen Versöhnung. Damit gewährte er allen Politikern und Beamten, die der Korruption angeklagt waren, eine Amnestie - und machte den Weg frei für Bhuttos Rückkehr.
Eigentlich verbietet die pakistanische Verfassung eine dritte Amtszeit. Trotzdem wurde damals viel spekuliert, ob die PPP und die Pakistan Muslim League (PML-N) unter Nawaz Sharif eine Koalition bilden würden und Benazir Bhutto erneut als Premierministerin kandidieren würde.
Führungskrise noch nicht gelöst
Bhuttos Ermordung veränderte schlagartig die politische Lage. Getragen von einer Sympathiewelle gewann die PPP die Wahlen und Benazir Bhuttos Witwer, Asi Ali Zardari, wurde Präsident.
Der Pakistan-Experte Rizvi sagt, dass Benazirs Tod zwei wichtige Konsequenzen hatte: "Die Menschen haben gelernt, dass Extremismus eine Bedrohung ist und dass sie die Demokratie unterstützen sollten. Doch die negative Auswirkung ist, dass ihr Tod eine Führungskrise innerhalb der Partei ausgelöst hat, die immer noch nicht vorüber ist."
Zardari, gegen den ebenfalls immer wieder Korruptionsvorwürfe erhoben werden, teilt die Parteiführung mit seinem einzigen Sohn, Bilawal Bhutto-Zardari. Doch weder Bilawal noch Zardari haben es wirklich geschafft, aus dem Schatten der ermordeten Benazir Bhutto hervorzutreten.