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Politik

Belarus stoppt Boarding von LH-Maschine

24. Mai 2021

Unter Verweis auf Sicherheitsbedenken ist am Flughafen in Minsk eine Lufthansa-Maschine einem zusätzlichen Sicherheitscheck unterzogen worden. Schikane? Nach belarussischen Angaben gab es eine Terrordrohung.

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Belarus Minsk 2020 | Nationaler Flughafen
Der Eingangsbereich des Internationalen Flughafens von Minsk (Archivbild)Bild: Natalia Fedosenko/Tass/picture alliance

Wegen eines Warnhinweises für den Lufthansaflug LH 1487 von Minsk nach Frankfurt am Main ist das Boarding für die Maschine in Belarus vorübergehend abgebrochen worden. Dies bestätigte die deutsche Airline. Vor dem Abflug wurden alle Passagiere einem erneuten Sicherheitscheck unterzogen, zudem musste das Flugzeug erneut durchsucht werden. Hierzu musste auch die gesamte Fracht und alle Koffer ausgeladen werden. Betroffen waren 51 Passagiere inklusive fünf Crewmitglieder. Die Maschine konnte mit Verspätung dann aber starten. Der Flug sollte ursprünglich 13.20 Uhr (MESZ) abheben.

Alle Flugzeuginsassen seien nach dem Check wieder an Bord, teilte die Lufthansa mit. "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für die Passagiere, doch haben Sicherheit der Fluggäste, der Crew und des Flugzeugs bei Lufthansa immer höchste Priorität", hieß es weiter.

Angeblich gab es eine Bombendrohung

Laut einer Mitteilung des Minsker Flughafens wurde das Boarding wegen eines Hinweises auf einen möglichen terroristischen Akt unterbrochen. In solchen Fällen müssten "umfassende Maßnahmen" ergriffen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten, teilte der Airport im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Bombendrohung sei per E-Mail eingegangen, sie habe sich später als Fehlalarm erwiesen.

Wie die Lufthansa am Montagabend ankündigte, wird sie den belarussischen Luftraum vorerst meiden. "Aufgrund der aktuell dynamischen Lage setzen wir die Operation im weißrussischen Luftraum vorerst aus", teilte das Unternehmen mit. 

Roman Protassewitsch in U-Haft

Erst am Sonntag hatte Belarus einen Ryanair-Flieger auf dem Weg von Athen nach Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung und mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. An Bord der Ryanair-Maschine war auch der vom autoritären belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch. Der Oppositionelle und seine Freundin wurden auf dem Flughafen von Mink festgenommen, wie mehrere Passagiere des Ryanair-Flugs Medien in Litauen nach ihrer Landung dort bestätigten.

Die belarussischen Behörden schwiegen einen ganzen Tag lang dazu. Erst mehr als 24 Stunden nach der international verurteilten Aktion gab es eine Reaktion: Protassewitsch sei in Untersuchungshaft genommen worden, teilte das Innenministerium in Minsk im Nachrichtenkanal Telegram mit.

Der 26-Jährige, der in seiner Heimat unter anderem wegen Anstiftung zu Protesten gegen Lukaschenko zur Fahndung ausgeschrieben war, hatte im Exil in Litauen gelebt. Ihm drohen in Belarus viele Jahre Haft.

Belarus Minsk 2017 | Roman Protasevich, Festnahme
Roman Protassewitsch bei einer Deomstration im Minsk bevor er ins Exil geflohen ist (Archivbild)Bild: Sergei Grits/AP Photo/picture alliance

"Wir sind sehr besorgt um unseren Sohn", sagte sein Vater Dmitri Protassewitsch im Interview des Senders Radio Swoboda. "Leider wissen wir nicht, wo er ist und was mit ihm ist." Protassewitsch äußerte sich überzeugt, dass es sich um eine sorgfältig geplante Operation "wahrscheinlich nicht nur von den Geheimdiensten von Belarus" handelte. Dmitri Protassewitsch sprach von einem "Terrorakt". Sein Sohn sei auf der Rückreise von einem Griechenland-Urlaub gewesen, als Lukaschenko das Flugzeug zur Landung in Minsk zwingen ließ.

Ryanair-Chef spricht von staatlicher Piraterie

An Bord der betroffenen Ryanair-Maschine waren nach Ansicht von Unternehmenschef Michael O'Leary auch Agenten des belarussischen Geheimdienstes KGB. "Es scheint so, dass es die Absicht der Behörden war, einen Journalisten und seine Reisebegleiterin (aus dem Flugzeug) zu entfernen", sagte der Chef der irischen Billigfluglinie dem irischen Radiosender Newstalk. "Wir vermuten, dass auch einige KGB-Agenten am Flughafen (in Minsk) abgeladen wurden", sagte O'Leary mit Blick darauf, dass weitere Passagiere nicht weiter nach Vilnius mitgeflogen sind. Es handle sich um einen "Fall von staatlich unterstützter Entführung, (...) staatlich unterstützter Piraterie".

Der Ryanair-Chef lobte die Besatzung für ihren "phänomenalen Job". Der Vorfall sei "sehr beängstigend" gewesen, für Personal und Passagiere, die stundenlang von Bewaffneten festgehalten worden seien. Es waren mehr als 100 Menschen betroffen.

qu/uh (dpa, rtr, afp)