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Behörden in Transnistrien schließen rumänische Schule

20. Juli 2004

– OSZE protestiert

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Chisinau, 16.7.2004, BASA-PRESS, rumän.

Der moldauische Wiedervereinigungsminister Vasili Sova hat die Schließung der einzigen rumänischen Schule in Tiraspol als "Sturmangriff" bezeichnet. In der Schule haben am Donnerstagmorgen (15.7.) Einheiten der Miliz und der Staatssicherheit Transnistriens sämtliches Arbeitsmaterial und das Archiv beschlagnahmt. (...)

In einem Kommunique der OSZE-Mission in der Republik Moldau bezeichnet der Hohe Kommissar der OSZE für nationale Minderheiten, Rolf Ekeus, die Schließung der Schule Nr. 20 in Tiraspol als "sprachliche Säuberung". "Ich bin zutiefst enttäuscht und empört über das Vorgehen der Behörden in Tiraspol. Es ist ein neuer Beleg dafür, dass die Behörden in Transnistrien die Menschenrechte und das Recht auf Bildung missachten. Diese Gleichgültigkeit schadet Tausenden von Kindern, die wie Figuren in einem politischen Spiel benutzt werden", heißt es in dem Kommunique von Ekeus.

Am Mittwoch, am Vortag des Angriffs auf die Schule Nr. 20, hatte der Hohe Kommissar eine Informationsfahrt nach Tiraspol unternommen. Dort sprach er mit offiziellen Vertretern Transnistriens unter anderem über die Lage der Kinder, die am Unterricht teilnehmen, in dem Rumänisch in lateinischer Schreibweise gelernt wird. Der Hohe Kommissar der OSZE betonte, dass die Eltern der fast 5.000 Schüler wünschen, dass im Unterricht Rumänisch in lateinischer Schreibweise gelernt wird. (...)

Vertreter des moldauischen Wiedervereinigungsministeriums teilten BASA-press mit, dass am Donnerstagmorgen ein Kordon aus Milizionären und in zivil gekleideten Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit Transnistriens den Lehrern den Zutritt zur Schule Nr. 20 verwehrten und dass sie begannen, Bänke, Stühle, Rechner und andere Dinge auf Lastwagen zu laden. Beschlagnahmt wurden das Archiv der Schule sowie Unterlagen aus den Büros der Schulleitung. Darüber wurde weder ein Protokoll angefertigt, noch gab es irgendwelche Erklärungen. Lehrer, Eltern und Schüler, die sich vor der Schule versammelt hatten und die versucht hatten, die Verwüstung des Gebäudes zu verhindern, wurden von den Ordnungskräften Transnistriens gewaltsam zurückgedrängt. (...) Auch noch am Nachmittag war das verwüstete Schulgebäude, bei dem die Scheiben eingeschlagen wurden, von Milizionären umstellt.

Aufgrund eines zuvor gefassten Beschlusses hat die von Igor Smirnow geleitete Verwaltung Transnistriens die Schließung aller rumänischen Schulen links des Dnjestr angeordnet, in denen im Unterricht die lateinische Schreibweise gelernt wird. Die örtlichen Lieferanten von Wärme und Strom haben die Verträge gekündigt, die sie mit diesen Schulen hatten. In der Region Transnistrien gibt es sieben rumänische Schulen, in denen im Unterricht die lateinische Schreibweise gelernt wird, und zwar in Tiraspol, Tighina (Bender), Rabnita, Grigoriopol, Dubasari, Roghi und Corjova.

Wie die offizielle Nachrichtenagentur in Tiraspol, Olviapress, berichtet, sagte der Chef des Außenamtes Transnistriens, Valeri Litkai, dass diese Schulen ein "Vorposten" Chisinaus sind. "Es handelt sich um ein politisches Problem. Diese Schulen sind "Trojanische Pferde", die die Republik Moldau als Spannungsherde beibehalten möchte", meinte Litkai Olvia-press zufolge. (me)