Beethoven von der Quelle (3)
23. September 2009Über Beethovens Dritte Sinfonie wurde viel gesagt und geschrieben: ein revolutionäres Werk aus einer revolutionären Zeit. Sie wurde inspiriert von Napoleon Bonaparte, der die Träume einer Generation entfacht hat. Wenn es jedoch darum geht, ein musikalisches Meisterwerk dieser Größenordnung zu verstehen, zweifelt Maestro Järvi daran, ob man das in Worten überhaupt fassen kann. Wir fragten ihn, ob er jede der neun Sinfonien Beethovens, die mittlerweile zu "guten Freunden" geworden sind, mit wenigen Worten beschreiben könne. "Eine schwierige Frage!", meinte er leise lachend und führte weiter aus: "Wissen Sie, es ist völlig egal, wie musikalisch gebildet man ist oder wie viel Hausaufgaben man gemacht hat, wie viel man mit der Musik experimentiert oder gelesen hat: Der Trauermarsch der "Eroica" wird für einen Fünfzehnjährigen etwas vollkommen anderes bedeuten als für jemanden, der den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat. Ein Mensch, der sein Kind verloren hat, wird ihn anders wahrnehmen als einer, der sich einfach nur hypothetisch in die Situation einer militärischen Trauerfeier hineindenkt aber sie nie tatsächlich erlebt hat." Welche Bilder auch immer bei dieser Aufführung des Trauermarsches aus der "Eroica" (Musik aus dem Jahre 1803) in den Sinn kommen mögen, jedes wird genau so viel Wahrheitsgehalt haben wie jede wissenschaftliche Abhandlung.
Autor: Rick Fulker
Redaktion: Matthias Klaus