Beerbaum setzt Maßstäbe im Pferdesport
6. April 2015Bundestrainer? Reiter-Präsident? Oder mit 60 Jahren immer noch im Sattel? Die Fragen nach der Zukunft des vierfachen Springreit-Olympiasiegers Ludger Beerbaum sind in den vergangenen Jahren nicht abgerissen. Doch seit einer Woche scheinen sie beantwortet. Deutschlands bester Springreiter hat in seinem Heimatort Riesenbeck ein supermodernes Reitsport-Zentrum mit Tagungsräumen, Hotel, Trainingshallen und Hengststation eröffnet. Reiten total - alles unter einem Dach.
Vorreiter Beerbaum, ohnehin schon Star und Sprecher seiner Zunft, wird dadurch zum Multi-Unternehmer. Investor, Dozent, Bauherr, Ausbilder, Turnierveranstalter. Daneben leitet er weiterhin seinen Ausbildungsstall. "Manchmal werde ich nachts wach und frage mich, ob das neue Zentrum jetzt mein zweites Standbein wird", verriet der viermalige Olympiasieger dem Sport-Informations-Dienst (SID) und gab sich selbst die Antwort: "Ich weiß es nicht. Man wird sehen, ob sich das alles rechnet."
Wichtig ist ihm, dass alles zu Hause passiert. Das nötige Gelände stellte die Familie des früheren Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Constantin Freiherr Heereman zur Verfügung. Es entstanden Reithalle, Rasenplatz, Sandplätze vor der Tür. Beerbaum braucht nicht zu reisen, er kann bei seiner Familie sein, wo er am liebsten ist. Der Pferdemann ist in zweiter Ehe mit der Britin Arundell Davison verheiratet und hat zwei kleine Töchter, Cecilia und Mathilde, sieben und vier Jahre alt.
Lehrgänge und Turniere
Das Spektrum bei "Riesenbeck international" ist breit gefächert und in seiner Konzentration an einem Ort einzigartig. Es geht nicht nur ums Reiten. In Lehrgängen soll erkundet werden, wie man Pferde gesund ernährt, damit sie Reise- und Turnierstress besser ertragen. Oder es sollen die vielen Möglichkeiten eines Hufschmieds aufgezeigt werden, der oftmals einen Tierarzt ersetzen kann.
Auch den großen Sport will Beerbaum in die niedersächsische Provinz holen. Vier Turniere sind für 2015 und 2016 geplant, die aber nur ein Mosaikstein im großen Ganzen sein sollen. "Ich will jetzt nicht dem CHIO in Aachen Konkurrenz machen", sagt Beerbaum scherzhaft. Allerdings hat der zweimalige Mannschafts-Weltmeister sich bereits Meriten als Turniermacher erworben, er organisierte in den letzten vier Jahren Springreit-Events in Pekings Olympiastadion, dem berühmten "Vogelnest". "Von dort wollen wir auch junge Reiter zu uns holen und sie hier ausbilden", erzählt Beerbaum.
Ausbilder und Konkurrent
Während in anderen Sportarten derlei Einrichtungen Olympiastützpunkt heißen und von der öffentlichen Hand finanziert werden, ist "Riesenbeck international" allein durch private Gelder entstanden. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) dürfte mit Freude registrieren, dass ihre Sportart ein solches Ausbildungszentrum erhält. Beerbaum verhilft schon seit etlichen Jahren jungen Reitern zum Sprung in die internationale Spitze. Dazu zählen Marco Kutscher, Philipp Weishaupt, Christian Kukuk oder der Schwede Henrik van Eckermann, gegen die "Ausbilder" Beerbaum dann des Öfteren um den Turniersieg kämpft.
Auch Beerbaum selbst will dem Spitzensport noch ein paar Jahre erhalten bleiben. Trotz der Mehrbelastung peilt der 51-jährige zweimalige Europameister in diesem Jahr die Teilnahme an der Heim-EM in Aachen an (11. bis 23. August 2015). Und ein Jahr darauf will der Altmeister in Rio de Janeiro seine siebten Olympischen Spiele erleben - die letzten wohl. "Danach könnte Schluss sein", sagt Beerbaum. Langeweile muss der Chef von "Riesenbeck international" aber wohl kaum fürchten.
asz/rd (sid)