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Beate Zschäpe zeigt ihre Anwälte an

24. Juli 2015

Neue Aufregung beim NSU-Prozess in München: Der Streit zwischen der Hauptangeklagten Zschäpe und ihren bisherigen Pflichtverteidigern eskaliert. Wie geht es jetzt mit dem Mammutverfahren weiter?

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Beate Zschäpe (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe (Archivbild) hat ihre drei ursprünglichen Verteidiger angezeigt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I sagte, die Anzeige sei an diesem Freitag bei der Behörde eingegangen. Er bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung.

Zschäpes Vorwurf lautet demnach, die Anwälte Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm hätten ihre anwaltliche Verschwiegenheitspflicht verletzt. Die Anzeige werde nun geprüft, sagte der Sprecher. Wann ein Ergebnis vorliege, sei noch offen.

Die drei Verteidiger wiesen ihrerseits die in der Strafanzeige erhobenen Anschuldigungen umgehend zurück. Die Vorwürfe seien "in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht haltlos", erklärten sie.

"Wusste nichts von Gesprächen"

Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München hatte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Montag über Gespräche mit den drei ursprünglichen Zschäpe-Verteidigern berichtet. Nach Angaben ihres neu hinzugezogenen vierten Pflichtverteidigers Mathias Grasel wusste Zschäpe aber nichts von diesen Gesprächen.

Das Verhältnis zwischen der Hauptangeklagten und den Anwälten Heer, Stahl und Sturm ist schon seit längerem zerrüttet. Am Dienstag hatte Zschäpe erneut die Entlassung eines ihrer Verteidiger aus dem Verfahren verlangt. Einen Tag zuvor hatte der betroffene Rechtsanwalt Wolfgang Heer seinerseits gemeinsam mit den Kollegen Wolfgang Stahl und Anja Sturm darum gebeten, das Pflichtmandat für Zschäpe niederlegen zu dürfen. Das Gericht hat dies jedoch abgelehnt.

Die bisherigen Pflichtverteidiger: Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer, Anja Sturm (von links) (Foto: dpa)
Die bisherigen Pflichtverteidiger: Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer, Anja Sturm (von links)Bild: picture-alliance/AP Photo/Matthias Schrader

Platzt der Prozess?

Zschäpe ist unter anderem wegen Beihilfe zu den zehn Morden angeklagt, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) angelastet werden. Sie soll die beiden NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos über Jahre hinweg unterstützt haben, ihre Verbrechen zu verüben.

Außer den zehn rechtsextrem motivierten Morden - darunter neun an Migranten und einer an einer Polizistin - soll das Trio mindestens zwei Bombenanschläge und ein gutes Dutzend Überfälle begangen haben. Böhnhardt und Mundlos nahmen sich laut den Ermittlungen nach einem missglückten Überfall 2011 das Leben.

Welche Folgen die jetzt gestellte Strafanzeige für den Fortgang des seit über zwei Jahren laufenden NSU-Prozesses hat, ist im Augenblick völlig offen. Eine Entpflichtung der drei bisherigen Pflichtverteidiger könnte dazu führen, dass das Verfahren platzt - und ganz neu aufgerollt werden muss.

jj/cr (dpa, afp)