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Beantragte Gründung einer islamischen Partei in Albanien stößt auf Kritik

16. März 2004
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Tirana, 15.3.2004, ATA, engl.

Die wahrscheinliche Gründung einer islamischem Partei in Albanien hat in der Öffentlichkeit zu zahlreichen Diskussionen geführt. Die Nachricht hinsichtlich der Anstrengungen zur Gründung der Partei war in albanischen Tageszeitungen erschienen. Eine Gruppe von Personen, die den Islam predigen, reichte vor einem Monat beim Bezirksgericht Tirana einen Antrag ein, in dem die Zulassung einer politischen Partei namens Mutterland verlangt wird. Der Antrag wurde von einem früheren Vertreter der Muslimischen Gemeinde Albaniens, Artan Shaqiri, eingereicht. Shaqiri erklärte gegenüber ATA, die Ziele der Partei seinen nicht direkt mit dem Islam verknüpft.

Ungeachtet der Zusage eines der Initiatoren der Partei, dass die Gründung der Partei "nicht mit dem Islam in Verbindung steht", hat die wahrscheinliche Legalisierung der Mutterlandspartei durch das Gericht viele Debatten und Meinungsäußerungen ausgelöst. Der stellvertretende Vorsitzende der Muslimischen Gemeinde Albaniens, Ermir Gjinishi, sprach sich entschieden dagegen aus.

"Die Muslimische Gemeinschaft beseitigt keine Hindernisse bei der Gründung von Parteien, denn der Islam gehört in die Herzen der Menschen", so Gjinishi gegenüber ATA. Darüber hinaus gebe es mehrere weitere Gründe, warum die muslimische Gemeinde gegen die Schaffung dieser Partei sei. "Die Verfassung Albaniens sieht die Gründung von Parteien auf religiöser Grundlage nicht vor. Auch sind meiner Meinung nach die islamischen Parteien aller anderen Länder gescheitert", so Gjinishi.

Mehrere Politiker und Vertreter der Kultur sprachen sich am Montag (15.3.) gegen die Gründung der Mutterlandspartei aus. Das Ehrenmitglied der Versammlung der Republikanischen Partei, Sabri Godo, der auch ein prominenter Schriftsteller ist, vertrat die Auffassung, das "solche Bemühungen eine Provokation gegen den Albanischen Staat sind". "Bestimmte Personen wollen den Eindruck erwecken, Albanien sei ein islamisches Land. Das ist der Grund, warum diese Bestrebungen mit aller Härte bekämpft werden müssen", unterstrich Godo gegenüber ATA.

Der prominente Übersetzer Edmond Tupe, der kürzlich mit dem "Tod im Namen des Islam" bedroht worden war, weil sich dagegen ausgesprochen hatte, dass Mädchen verschleiert in öffentliche Schulen gehen , bekräftigte, er sehe ein großes Risiko für Albanien, weil "die Religion an der Macht in den Klerikalismus führt".

Über den Hauptinitiator der Gründung einer islamischen Partei, Artan Shaqiri, ist wenig bekannt. Er ist 30 Jahre alt und stammt aus der Stadt Shkodra in Nordalbanien. Er graduierte in Religionswissenschaft in Damaskus und war ein ranghoher muslimischer Geistlicher. Er ist zudem Autor mehrerer Publikationen über islamische Kultur und ein ranghoher religiöser Vertreter des Zentrums der Bektashi-Sekte. Am 13. Februar 2004 wurde Shaqiri in einer Veröffentlichung über die Vorsitzenden der Muslimischen Gemeinde Albaniens, die in den Moscheen des Landes verteilt wurde, schwerwiegender Missbrach von Mitteln vorgeworfen. (MK)