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Bankenverband erwartet Hellas-Austritt

20. Juni 2012

Führende Bankenvertreter in Deutschland rechnen inzwischen mit einem Austritt Griechenlands aus der Währungsunion. Die Märkte seien weiter als die Politik und hätten dieses Szenario bereits eingepreist.

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Pedestrians walk outside the Emporiki Bank in central Athens on Tuesday, June 13, 2006. Greece's Finance Minister Giorgos Alogoskoufis welcomed a cash offer by France's Credit Agricole SA for a 100 percent share in Emporiki Bank, Greece's fourth largest lender. The French bank has valued the Greek lender at 3.1 billion (US$3.9 billion and is offering 23.50 (US$29.54) per share, ending months of speculation over its plans for Emporiki. (ddp images/AP Photo/Thanassis Stavrakis)
Griechenland Emporiki BankBild: AP

Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) glaubt nicht an einen Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone. "Ich befürchte, dass Griechenland auf Dauer nicht zu halten ist", sagte BVR-Präsident Uwe Fröhlich am Dienstagabend (19.06.2012) vor dem Frankfurter Wirtschaftspresseclub. Dem Land fehle offensichtlich der innere Zusammenhalt, um seine immense Schuldenlast abzutragen und die Reformauflagen der internationalen Geldgeber umzusetzen.

Auch der Sieg der pro-europäischen Kräfte bei der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag lasse kaum auf Besserung hoffen. Fröhlich geht deshalb davon aus, dass die EU die Zügel gegenüber der Regierung in Athen eher anzieht als lockert. "Viele Europäer sind müde, was Griechenland angeht. Wir müssen zusammenhalten in Europa, aber zu klar definierten Regeln."

Die Politik überzeugt nicht

Fröhlich äußert sich damit ähnlich kritisch wie zuvor schon die Deutsche Bank. Deren Chef-Anlagestratege bei der institutionellen Vermögensverwaltungssparte DB Advisors, Georg Schuh, hatte einen Austritt der Griechen aus dem Euro am Dienstag als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet. Er vermisse überzeugende Antworten der Politik in der Schuldenkrise. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe zwar "noch ein paar Schüsse" an Notmaßnahmen frei, sagte Schuh. Doch dieses Durchwursteln überzeuge die Investoren nicht mehr. "Der Kapitalmarkt hat ein Auseinanderbrechen bereits eingepreist. Die Investoren sind da viel weiter als die Politik", sagte er. "Ich glaube, wir sind jetzt in der Endspiel-Phase."

Laut BVR-Präsident Uwe Fröhlich hätte ein "Grexit" aber auch etwas Gutes: Andere Schuldenländer wie Spanien und Italien würden dadurch angespornt, ihre Haushalte schneller zu sanieren. Wie Schuh vermisst auch Fröhlich überzeugende Antworten der Politik und Notenbanker auf die Schuldenkrise. Die massiven Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) seien ein "Banken-Subventions-Programm" gewesen, mit dem man den Schwachen geholfen habe.

Die europäischen Versicherer könnten nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch einem geordneten Ausstieg Griechenlands aus der Euro-Zone standhalten. Die Großen der Branche besäßen nur noch vernachlässigbare Bestände an griechischen Staatsanleihen, erklärte Fitch am Mittwoch. Ein ungeordneter Ausstieg mit Turbulenzen an den Märkten könne dagegen die Kreditwürdigkeit der Assekuranzen schwer in Mitleidenschaft ziehen, hieß es in der Studie weiter. In diesem Fall könnten die Behörden die Folgen für die Branche abfedern, indem sie etwa die Kapitalanforderungen lockern.

wen/ wl   (rtr, bvr)