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Bankenkrise: Spanien spielt auf Zeit

7. Juni 2012

Ein Befreiungsschlag für die Banken Spaniens ist frühestens in einigen Wochen zu erhoffen. Pläne für einen Hilfsantrag für die marode Branche gebe es derzeit nicht, verlautete in Madrid. Die Euro-Partner werden nervös.

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Minister Luis de Guindos (foto: dpa)
Luis de GuindosBild: picture-alliance/dpa

Spanien will erst am Ende des Monats entscheiden, wie sein angeschlagenes Bankensystem saniert werden soll. Dies stellte Wirtschaftsminister Luis de Guindos auf wiederholte Nachfragen in Madrid klar. Zunächst sollen der Internationale Währungsfonds (IWF) und beauftragte unabhängige Bilanzprüfer ihre Berichte über die einheimischen Geldhäuser vorlegen. Guindos kurz und bündig: Konkrete Hilfsanträge für den Bakensektor gibt es derzeit nicht. 

Madrid sträubt sich, EU-Rettungshilfen zu beantragen, da man fürchtet, mit den Euro-Krisenländern Griechenland, Portugal und Irland auf eine Stufe gestellt zu werden. Auch Finanzminister Christóbal Montoro hatte jedoch bereits einräumen müssen, dass der Staat keine Kredite mehr von den Kapitalmärkten zu tragbaren Konditionen erhält. Dabei will allein die marode Großbank Bankia insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro vom Staat.

Hohe Nachfrage

Am Donnerstag konnte das hochverschuldete Land den Kapitalmarkt noch einmal erfolgreich anzapfen, musste die Investoren aber mit deutlich steigender Rendite locken: Für zehnjährige Anleihen kletterte die durchschnittliche Rendite auf 6,04 Prozent, nach zuletzt 5,74 Prozent, wie die Agentur Reuters berichtete. Spanien sammelte immerhin rund 2,1 Milliarden Euro ein.

Die EU-Kommission sieht die spanische Regierung in der Pflicht. "In Madrid muss gehandelt werden", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Die Kommission bekräftigte, dass die europäischen Hilfsfonds EFSF und ESM keine direkten Hilfen an Krisenbanken geben können. Aus Sicht von Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) muss Spanien unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen. Es sei unmöglich, Geld aus dem Rettungsschirm direkt an den spanischen Bankenrettungsfonds (Frob) zu zahlen, betonte Kauder.

Unionsfraktionsvize Michael Meister sagte der "Rheinischen Post", jeder Tag, den Madrid weiter warte, mache die Sache "für uns alle noch teurer". "Wenn Spanien nicht bald einen Hilfsantrag stellt, wird er in ein paar Wochen nur noch viel größer ausfallen müssen", so Meister ungeduldig.

Deutsche Banken heruntergestuft

Wegen der Euro-Schuldenkrise hat die US-Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der Commerzbank und neun weiterer Banken in Deutschland und Österreich herabgestuft. Das teilverstaatlichte Institut wollte die Entscheidung nicht kommentieren. Auch die Kreditwürdigkeit der genossenschaftlichen DZ Bank, der Dekabank, der Deutschen Hypothekenbank sowie der Landesbanken Baden-Württemberg, Hessen-Thüringen und NordLB wurde um je eine Stufe herabgesetzt. Je schlechter die Bonität eines Schuldners eingeschätzt wird, desto teurer und schwieriger kann es für diesen werden, sich frisches Geld zu besorgen.

SC/re (rtr,dapd)