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Babylonische Sprachverwirrung im Web

Detlev Karg5. April 2002

Schätzungen gehen von 14 Millionen Webseiten aus. Doch die meisten wird kein Surfer je sehen - zu groß sind die Sprachunterschiede. Übersetzungsprogramme versuchen sich an der Sisyphosarbeit.

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Software soll beim Übersetzen helfen

Im World Wide Web gibt es ein Problem: Schätzungsweise über 80 Prozent aller Seiten sind englischsprachig. Nur 43 Prozent der weltweit über 400 Millionen Surfer sprechen jedoch Englisch als Muttersprache.

Die Zahl derer, die nicht von Geburt an Englisch sprechen, wächst von Jahr zu Jahr. Auf Dauer werden mehrsprachige Seiten und Online-Übersetzungen immer wichtiger werden, nicht zuletzt für die multinationalen Unternehmen.

Auf der Cebit 2002 hat der deutsche Anbieter Linguatec eine neue Version seines Übersetzungsprogramms Personal Translator vorgestellt. Der virtuelle Dolmetscher soll eine deutlich gesteigerte Übersetzungsqualität liefern und damit Texte selbständig und möglichst korrekt übersetzen. Die wichtigste Eigenschaft der neuen Version: Mehrdeutigkeiten erkennt das Programm besser. Der gesamte Wortschatz wurde erweitert und besteht nun aus 620.000 Wörtern.

Fachwörterbücher gibt es für spezielle Bereiche der Sprache wie Wirtschaft und Technik, deren Fachbegriffe damit exakt übersetzt werden. Eine Aussprachehilfe unterstützt den User zusätzlich.

Doch außer der Volltextübersetzung kann der Personal Translator auch Webseiten direkt im Browser übersetzen. Das gesamte Wörterbuch steht dem Benutzer zudem als "One-Click Translator" zur Verfügung. Damit kann der Surfer im Internet einzelne Wörter oder Textpassagen mit einem Mausklick übersetzen. Momentan übersetzt die Software Englisch und Französisch in die deutsche Sprache und umgekehrt.

Chatten und Nachschlagen

Einen besonderen Service haben Sprachspezialisten neuerdings für internationale Chatter im Angebot. Wer gerne im internationalen Netz plaudert stößt schnell an seine Sprachgrenzen. Mit Linguachat kann er in seiner eigenen Sprache am Chat teilnehmen, unabhängig davon, welche Sprache die anderen sprechen. Das Programm soll alle Chat-Beiträge in Echtzeit übersetzen - verspricht der Hersteller.

Allerdings hängt die Qualität des Dienstes, wie so vieles im Internet, auch von der Qualität der Netzverbindung ab. Zur Zeit übersetzt das Programm die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Spanisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch und Chinesisch sollen bald folgen.

Ein reines Lexikon ist hingegen das kostenlose Internetangebot Linguadict. Es gilt derzeit als größtes Online-Wörterbuch im Internet. Linguadict enthält über 2 Millionen Wörter für die Übersetzungen Deutsch-Englisch und Englisch-Deutsch.

Sprachlos im Netz?

Mehrsprachige Übersetzungen bietet auch die Website Babylon.com an. Das Programm des israelischen Unternehmens ist schon etliche Jahre online und schafft mittlerweile solide Übersetzungsleistungen. Das war zu Beginn vieler Projekte, die sich an digitalen Übersetzungen versuchten, nicht selbstverständlich.

Auch heute noch ist die Leistung einer Software nicht mit der eines menschlichen Dolmetschers vergleichbar. Gleiches gilt generell für Internetseiten, die durchgängig mehrsprachig sind, ohne das Menschen die Sprachen übersetzen müssen. Das liegt vor allem daran, das bisher leistungsfähige Programmiersprachen fehlen, die fortlaufend und automatisch Inhalte übersetzen können.

Es ist noch ein weiter Weg aus dem Turm zu Babel hin zum vielsprachigen Internet.