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Böse Überraschung an bulgarischer Grenze

9. Juli 2009

Auto-Touristen berichten über Fälle von Nepp. Angebliche Grenzbeamte verlangen einen Nachweis, dass die Reisenden keine Schweinegrippe haben. Wer den nicht dabei hat, muss „Strafe“ zahlen.

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Bulgariens geographische Lage erweist sich günstig für Nepper

„Willkommen in Bulgarien" ist mit großen Buchstaben am serbisch-bulgarischen Grenzübergang Kalotina geschrieben. In den vergangenen Tagen mussten „die willkommenen Gäste" bis zu sechs Stunden an der Grenze warten und damit nicht genug: Einige, vorwiegend Türken mit deutschen Autokennzeichen, schildern ihre Erlebnisse. Inzwischen sind zahlreiche Beschwerden im bulgarischen Konsulat in Berlin aufgelaufen. Dort waren zeitweise angeblich die Telefone heißgelaufen. Immer wieder mussten die Mitarbeiter des Konsulats die absurd klingende Frage beantworten: „Stimmt es, dass Bulgarien ein medizinisches Zeugnis verlangt, das beweist, dass man keine Schweinegrippe hat?"

Fahndung nach den Tätern

Opfer sind vor allem in Deutschland lebende Türken, die alljährlich im Sommer mit dem Auto via Bulgarien Richtung Heimat fahren. Von ihnen hätten bulgarische Grenzpolizisten entsprechende Unterlagen verlangt. Da niemand ein solches medizinisches Zeugnis bei sich hatte, hätten bulgarische Polizisten abkassiert: mal 20, mal 50 Euro. Auf bulgarischer Seite wiegelt man ab: „Es gibt keine solche Verordnung", heißt es bei der Grenzpolizei in Bulgarien. Außerdem habe man bisher trotz vieler Bemühungen und zusätzlicher Kontrollen keinen Touristen gefunden, von dem ein medizinisches Zeugnis an der Grenze verlangt worden sei. Kommissar Saharin Penov, zuständig für die Grenzübergänge an der bulgarisch-serbischen Grenze, ist ratlos: "Gleichzeitig werden wir mit Hinweisen überschüttet, und das macht uns sehr große Sorgen. Wir haben unsere ganzen operativen Ressourcen zur Lösung dieses Falls eingesetzt. Es gibt eine erhöhte Polizeipräsenz, aber bisher haben wir nichts Konkretes entdeckt. Wir haben es mit einer Menschengruppe zu tun, bei der sich Gerüchte sehr schnell verbreiten", sagt Kommissar Penov und meint die türkische Diaspora in Westeuropa. Er ist sich ganz sicher, dass es keine bulgarischen Polizisten gibt, die an der Grenze Zeugnisse wegen Schweinegrippe verlangen und abkassieren.

Die Täter ziehen weiter

Im bulgarischen Außenministerium sind die Beamten hingegen einen Schritt weiter. Dort geht man davon aus, dass es sich nicht nur um Gerüchte handelt. Der Sprecher des Außenministeriums, Dragovest Goranov, erklärt: „Das sind nicht autorisierte Personen in Polizeiuniform. Für das, was diese Leute gemacht haben, gibt es nur ein Wort: Erpressung. Das ist ein Verbrechen. Wir haben die Polizei alarmiert und uns wurde versprochen, dass diese Personen verhaftet werden", sagt der Sprecher des bulgarischen Außenministeriums ziemlich genervt. Inzwischen haben die Täter den Tatort gewechselt und sind von der bulgarisch-serbischen an die bulgarisch-türkische Grenze abgewandert.

Türkische Autofahrer wissen sich zu helfen

Ob die echten Polizisten die falschen fangen werden? Ob die Ganoven von selbst aufgeben? Diese Fragen bleiben einstweilen unbeantwortet. Die Antwort auf die Frage, warum die Türken, die im Sommer über Bulgarien in die Türkei fahren, schnell an die Korruptheit der bulgarischen Polizisten glauben, ist leichter zu erahnen. Immerhin haben viele schon derartige Erfahrungen gemacht, wie z. B. die Berlinerin Insaf Elbi. Im vorigen Sommer wurde ihr Auto gleich nach der türkisch-bulgarischen Grenze von bulgarischen Polizisten – falschen oder echten – aufgehalten. Ihre Beschuldigung lautete: erhöhte Geschwindigkeit. Einen Nachweis blieben die vermeintlichen Beamten jedoch schuldig. Trotzdem wollten sie Geld kassieren. Insaf Elbi erinnert sich: „Dann habe ich gesagt: ‚Nein, ich möchte zunächst mal Ihre Ausweise sehen und mir das Kennzeichen von Ihrem Auto aufschreiben.’ In dem Moment aber, als ich mir was zum Schreiben aus dem Auto holen wollte, sagte der Polizist: ‚Okay, Ihr könnt weiterfahren!’"

Inzwischen zeigen die Türken an der serbisch-bulgarischen Grenze schon unaufgefordert medizinische Zeugnisse, dass sie keine Schweinegrippe haben. Die entsprechenden Dokumente haben sie von ihren deutschen Hausärzten gegen fünf Euro Gebühr erhalten.

Autorin: Marinela Liptcheva-Weiss

Redaktion: Birgit Görtz