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"Auswahl Berlins war kein Zufall" - Rumänien hat in Berlin eine neue Botschaft

3. Dezember 2002

– Außenminister Geoana spricht von größter Investition der letzten zehn Jahre in eine rumänische diplomatische Vertretung im Ausland

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Köln, 3.12.2002, 945 GMT, DW-radio / Rumänisch

Gestern Abend (2.12.) hat der rumänische Premier Adrian Nastase in Berlin die neue Botschaft Rumäniens eröffnet. An der Veranstaltung nahmen mehrere Hundert Gäste teil. Die diplomatische Vertretung Rumäniens ist von nun an nicht mehr am Stadtrand Berlins angesiedelt, sondern im Zentrum der Bundeshauptstadt, nur wenige Schritte vom Bundeskanzleramt, vom Auswärtigen Amt und vom Reichstagsgebäude entfernt, also von dort, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden.

In seiner Eröffnungsrede wies Adrian Nastase darauf hin, dass es nach der rumänischen Revolution bislang so war, dass Deutschland in Rumänien investierte. Mit dem Bau seiner Botschaft in Berlin habe nun Rumänien erstmals erhebliche Mittel in Deutschland investiert. Bundeswirtschafts- und –arbeitsminister Wolfgang Clement sagte, er hoffe, dass dieser rumänischen Investition weitere in Berlin und Deutschland folgen werden. (...)

Nach der Eröffnungsfeier, der eine Begegnung zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Premier Adrian Nastase folgte, gewährte der rumänische Außenminister Mircea Geoana unserem Sender das folgende Interview.

Frage:

Herr Minister, vor wenigen Augenblicken wurde die neue rumänische Botschaft in Berlin vom rumänischen Premier Adrian Nastase feierlich eröffnet. Was bedeutet es für Rumänien, dass seine Botschaft nun einen neuen Standort hat: statt am Stadtrand im Zentrum?

Mircea Geoana:

Ich denke, dass das eine sehr symbolträchtige Sache ist. Es bedeutet die Rückkehr Rumäniens nach Europa, die Rückkehr Rumäniens in ein wiedervereinigtes Europa. Welcher Ort könnte dafür größere Symbolkraft haben als das wiedervereinigte Berlin? Unsere Rückkehr in das Zentrum der Hauptstadt Deutschlands, der Hauptstadt eines Landes, das für den Aufbau Europas dermaßen wichtig ist, eines Landes, in das Rumänien große Hoffnungen setzt, hat uns veranlasst, diese Investition zu tätigen. Die Botschaft hat uns viel Geld gekostet. Viel Geld der rumänischen Steuerzahler wurde hier investiert. Der Premier und die ihn begleitende Regierungsmannschaft sowie die deutschen Spitzenpolitiker, die Wert darauf legten, an der Eröffnungsfeier teilzunehmen – wir alle wollten eines ganz deutlich signalisieren: Wir wünschen enge Beziehungen zu Deutschland. Wir wünschen sehr enge Beziehungen zu Europa. Und wir möchten, dass Rumänien wieder zu denjenigen Staaten gehört, die im Ausland ihren Ambitionen und ihrem Potential entsprechend vertreten sind. So war das auch zwischen den beiden Weltkriegen. Es ist wahrscheinlich unsere bedeutendste Investition in eine diplomatische Vertretung im Ausland in den letzten zehn Jahren gewesen. Und es ist kein Zufall, dass wir Berlin für diese außergewöhnliche politische und diplomatische Investition ausgewählt haben.

Frage:

Wie viel hat Sie diese Botschaft gekostet?

Mircea Geoana:

Rund 30 Millionen D-Mark. Die Botschaft befindet sich an einem historischen Ort (Berlin-Mitte – MD), in zentraler Lage (Regierungsviertel – MD). Die Botschaft hat viel gekostet. Deswegen habe ich meinen Kollegen in der Botschaft auch gesagt, dass wir erwarten, dass diese Investition im politischen, diplomatischen, wirtschaftlichen und im Handelsbereich auch wieder hereingeholt wird. Und ich bin überzeugt davon, dass sie in ganz kurzer Zeit hereingeholt wird.

Frage:

Stört es Sie nicht, dass es ziemlich schwierig ist, in die rumänische Botschaft zu gelangen? In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die (streng bewachte – MD) US-Botschaft. Deswegen ist der Zugang zur Dorotheenstraße 62 (Sitz der rumänischen Botschaft – MD) erschwert.

Mircea Geoana:

Mir ist es viel wichtiger, dass wir leicht zu jenen Gebäuden gelangen, in denen in Deutschland Entscheidungen getroffen werden. Von uns bis zum Bundeskanzleramt, bis zum Bundestag, bis zu den Bundesministerien sind es nur wenige Minuten Fußweg. Das ist für unsere Diplomaten ein Vorteil. Wir hoffen, dass wir gemeinsam Lösungen finden für diejenigen, die auf Dienstleistungen der Botschaft angewiesen sind, vor allem im Konsularbereich. Die Konsularabteilung ist eine sehr gefragte Abteilung, da in Deutschland sehr viele Rumänen leben.

Frage:

Zu seinem Nationalfeiertag (1.12. – MD) hat Rumänien in diesem Jahr ein sehr schönes Geschenk erhalten. Rumänien wurde zum NATO-Beitritt eingeladen. Was unternehmen Sie, dass sich dieser große Erfolg in Sachen EU-Beitritt wiederholt?

Mircea Geoana:

Zunächst einmal war es sehr schön und von großer symbolischer Bedeutung, dass der rumänische Premier den rumänischen Nationalfeiertag am neuen Sitz der Botschaft Rumäniens begehen konnte. Aber davon abgesehen sind wir auch wegen einer wichtigen politischen Begegnung nach Berlin gekommen. Es handelt sich um die Begegnung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder heute Abend. (...) Bei dem Treffen mit dem deutschen Regierungschef werden wir unsere Erwartungen an den europäischen Gipfel von Kopenhagen darlegen. Es ist ganz offensichtlich, dass die Haltung und der Einfluss Deutschlands auf die Entscheidung der EU zu Rumänien und Bulgarien entscheidend sein werden. Deswegen sind wir und der Premier entschlossen, Deutschland um Hilfe in einigen wesentlichen Bereichen zu bitten. Als erstes wünschen wir ein festes Datum für den EU-Beitritt Rumäniens. 2007 ist ein Datum, das auch Deutschland für realistisch hält. Gemeinsam können wir erreichen, dass so entschieden wird. Wir wünschen uns aber auch Finanzhilfe. Wir möchten die Zusammenarbeit zwischen Rumänien und der Europäischen Union, zwischen Rumänien und Deutschland, zwischen Rumänien und der Europäischen Kommission voranbringen, damit der Traum der Rumänen, nach Europa zurückzukehren, in einigen Jahren Wirklichkeit wird. (me)