Australiens Regierung schlägt zurück
11. August 2016Nach der Veröffentlichung tausender Dokumente, die die schlimme Lage von Flüchtlingen auf der Pazifikinsel Nauru bestätigen, spielt die Regierung in Canberra die Fälle herunter. Einwanderungsminister Peter Dutton erhebt seinerseits schwere Vorwürfe gegen Asylsuchende. Manche erfänden Fälle von sexuellem Missbrauch, um so den Flüchtlingsstatus in Australien zu erhalten, sagte Dutton dem australischen Radiosender 2GB. "Denn letztlich haben diese Leute Menschenhändlern Geld gezahlt und wollen in unser Land."
Manche Menschen seien so weit gegangen, sich selbst zu verletzen, "und sicherlich haben einige falsche Behauptungen gemacht", sagte der Minister. Die Regierung werde aber keinen Missbrauch tolerieren. Das Ministerium für Migration und Grenzschutz hatte bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung des Materials erklärt, viele der Berichte beinhalteten unbestätigte Vorwürfe und Beschuldigungen, sie stellten keine geprüften Fakten dar. Eine Gruppe von früheren Mitarbeitern, die im Auftrag der Kinderhilfsorganisation "Save the Children" auf Nauru tätig waren, bezeichneten die veröffentlichten Schilderungen dagegen als "Spitze des Eisbergs".
Die australische Ausgabe der britischen Zeitung "The Guardian" hatte am Mittwoch Auszüge von mehr als 2100 Dokumenten veröffentlicht, die das Personal in Australiens Flüchtlingslager auf Nauru anfertigte. Dokumentiert sind demnach zahlreiche Fälle von sexuellen Übergriffen, Missbrauch und Selbstverletzungen aber auch desolate hygienische Zustände. In mehr als der Hälfte der Fälle seien die Opfer Kinder. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigte sich "zutiefst besorgt" über den Bericht der Zeitung. Premierminister Malcolm Turnbull hatte mitgeteilt, die Akten würden sorgfältig geprüft.
In den vergangenen Jahren hatten Amnesty Internationial und andere Menschenrechtsgruppen immer wieder auf die unwürdige Unterbringung von Flüchtlingen auf Nauru sowie auch auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Pazifikinsel Manus hingewiesen. Auf die Inseln lässt Australien alle Bootsflüchtlinge bringen, die grundsätzlich nicht ins Land gelassen werden. Auch wenn ihr Asylantrag angenommen wird, müssen die Flüchtlinge dort bleiben.
Immer wieder wird Australiens kompromisslose Flüchtlingspolitik kritisiert. Mit dem kleinen Pazifikstaat Nauru und der zu Papua Neuguinea gehörenden Insel Manus hat Australien Abkommen, über die Unterbringung von Flüchtlingen, deren Asylziel eigentlich der fünfte Kontinent ist.
qu/uh (afp, dpae, rtre)