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Politik

Australien reicht Frankreich im U-Boot-Streit die Hand

11. Juni 2022

Gute Worte und viel Geld: Nach einem geplatzten Milliardendeal beschwören beide Länder den Neuanfang - nicht zuletzt unter dem Druck chinesischer Ambitionen im Indopazifik.

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Australien - Frankreich | U-Boote | Australiens Premierminister Anthony Albanese
Wünscht einen Schlussstrich: Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese (Archivbild)Bild: Mick Tsikas/AAP/dpa/picture alliance

Australien hat nach eigenen Angaben seinen Streit mit Frankreich über die Stornierung einer milliardenschweren Lieferung militärischer U-Boote beigelegt. Beide Seiten hätten einen Vergleich über 555 Millionen Euro geschlossen, sagte der neue australische Ministerpräsident Anthony Albanese in Sydney. Das Geld fließe an den französischen Schiffsbaukonzern Naval. Damit werde ein Schlussstrich gezogen.

Die Vorgängerregierung hatte im vergangenen Jahr einen Auftrag an die Naval Group zum Bau von U-Booten zurückgezogen und statt dessen die Lieferung entsprechender Technik aus den USA und Großbritannien vereinbart. Vorangegangen war die Bekanntgabe eines neuen Sicherheitspakts für die Pazifikregion namens AUKUS, dem Canberra, Washington und London angehören. Deren Verbündete wurden nach öffentlicher Darstellung zuvor nicht unterrichtet. Im Rahmen des Bündnisses soll Australien auch Zugang zu US-Technik für den Bau und Betrieb von Atom-U-Booten erhalten.

"Brutal und zynisch"

Der Naval-Auftrag von 2016 über dieselbetriebene U-Boote - Gesamtwert: mehr als 50 Milliarden Euro - war im Zuge dessen geplatzt. Es kam zu schweren Verstimmungen zwischen Australien, Großbritannien und den USA auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite. Paris berief seine Botschafter aus Washington und Canberra zurück.

Australien - Frankreich | U-Boote | Frankreich  Außenminister  Jean Yves Le Drian in Brüssel
"Notorische Inkompetenz": Frankreichs Ex-Chefdiplomat Le Drian über Australiens Ex-Premier Morrison (Archivbild)Bild: JOHN THYS/AFP/Getty Images

Der damalige französische Außenminister Jean-Yves Le Drian grollte noch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt und rief dem abgewählten australischen Premier Scott Morrison im Mai hinterher, dessen Niederlage tue ihm sehr gut. Morrisons Verhalten im U-Boot-Streit sei "brutal und zynisch" gewesen. Er sei sogar versucht, von "notorischer Inkompetenz" zu sprechen.

Der Labor-Politiker Albanese, der den konservativ-liberalen Morrison abgelöst hatte, verwies nun auf den wachsenden Einfluss Chinas im Indopazifik. "Angesichts der schweren Herausforderungen, mit denen wir sowohl in der Region als auch global konfrontiert sind, ist es wesentlich, dass Australien und Frankreich sich wieder zusammenschließen, um die gemeinsamen Prinzipien und Interessen zu verteidigen."

Pekings Ambitionen lösen Argwohn aus

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Albanese hatten sich unlängst darauf verständigt, wieder eine vertrauensvolle Beziehung zwischen ihren Ländern aufzubauen. So wollten sie neben den strategischen Herausforderungen im Indopazifik auch die Klimakrise gemeinsam angehen, hieß es nach einem Telefonat im vergangenen Monat.

China strebt eine Einbindung zahlreicher Pazifik-Inselstaaten in einen eigenen Sicherheitspakt an. Ein entsprechendes Abkommen Chinas mit den Salomonen-Inseln rund 1000 Kilometer vor der australischen Küste hatte in westlichen Staaten Besorgnis ausgelöst. Vor allem die USA sehen Pekings territoriale Ansprüche und Militäraktivitäten in der Region mit Argwohn.

jj/kle (dpa, afp, rtr)