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Peng-Shuai-T-Shirts jetzt doch zugelassen

25. Januar 2022

Kehrtwende: Die Veranstalter der Australian Open lassen nun doch Zuschauer mit T-Shirts in den Melbourne Park, auf denen nach dem Verbleib der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai gefragt wird.

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Die Initiatoren der Peng-Shuai-T-Shirt-Kampagne, Drew Pavlou (l.) und Max Mok
Die Initiatoren der Peng-Shuai-T-Shirt-Kampagne, Drew Pavlou (l.) und Max MokBild: Paul Crock/AFP/Getty Images

War es die harsche Kritik von Ex-Tennisstar Martina Navratilova, die zur Rückwärtsrolle der Veranstalter der Australien Opan in Sachen Peng-Shuai-T-Shirts führte? Oder wurde der Druck durch die weltweite Berichterstattung zu groß? Craig Tiley, Präsident von "Tennis Australia", lässt nun doch zu, dass Zuschauer des Grand-Slam-Turniers in Melbourne T-Shirts mit der Aufschrift "Wo ist Peng Shuai?" tragen. "Ja, solange sie nicht als Mob kommen, um zu stören, sondern friedlich sind", sagte der Turnierdirektor der französischen Nachrichtenagentur AFP: "Einige Leute, die nicht hier sind und die Situation nicht richtig einschätzen können, haben das alles ein bisschen falsch verstanden."

Martina Navratilova hatte das Verhalten der Australian-Open-Veranstalter in einer Fernseh-Diskussionsrunde als "wirklich, wirklich feige" bezeichnet. Bei den T-Shirts handele es sich nicht um irgendeine politische Erklärung, sondern um eine Erklärung zu Menschenrechten, so die 65-jährige US-Amerikanerin, die in ihrer Karriere 31 Grand-Slam-Turniersiege gefeiert hatte: "Die Australier haben in dieser Frage kapituliert und lassen die Chinesen diktieren, was sie bei ihrem eigenen Slam zu tun haben. Ich finde das einfach sehr schwach."

1000 T-Shirts beim Finale?

Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursierten, waren Sicherheitskräfte zu sehen, die Zuschauer daran gehindert hatten, die T-Shirts mit der Aufschrift "Wo ist Peng Shuai?" zu tragen. "Unsere Eintrittsbedingungen erlauben keine Kleidung, Banner oder Schilder, die kommerziell oder politisch sind", hatte "Tennis Australia" erklärt. Aktivisten hatten daraufhin eine Spendensammelaktion im Internet gestartet, um 1000 dieser T-Shirts zu drucken und unter den Zuschauern des Frauenfinals der Australian Open an diesem Samstag verteilen zu lassen.

"Ich denke, jeder von uns, wenn er in der Lage von Peng Shuai wäre - zum Schweigen gebracht und von der Welt abgeschnitten durch eine unverantwortliche Regierung - würde hoffen, dass sich irgendwer irgendwo darum kümmert", schrieb Drew Pavlou, einer der Initiatoren, die nach eigenen Worten "so viel Lärm und Aufsehen wie möglich" erzeugen wollen. Die Zielsumme des Crowdfundings, 17.000 australische Dollar, umgerechnet gut 10.000 Euro, wurde nach wenigen Tagen übertroffen.

Peng Shuai bei den US Open 2019 in New York
Peng Shuai bei den US Open 2019 in New YorkBild: Liu Jie/Xinhua/picture alliance

Die 36 Jahre alte Tennisspielerin Peng Shuai hatte Anfang November auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo den früheren Vizepremier Zhang Gaoli beschuldigt, sexuell übergriffig geworden zu sein. Nachdem sie vor zehn Jahren vorübergehend eine Affäre gehabt hätten, habe Zhang sie 2018 in seiner Wohnung gegen ihren Willen zum Sex zwingen wollen, schrieb Peng. Ihr Post war kurz darauf gelöscht worden, sie selbst war zwei Wochen lang nicht erreichbar gewesen.

Millionenvertrag mit chinesischem Sponsor

Erst Mitte Dezember hatte sich Peng öffentlich zu der Affäre geäußert und die Vorwürfe gegen Zhang zurückgenommen. Menschenrechtsgruppen vermuten, dass die Spielerin unter Druck gesetzt wurde und sich nach wie vor nicht frei bewegen kann. Die WTA, der Weltverband der Profi-Tennisspielerinnen, hatte wegen des Falls Peng Shuai alle seine Turniere in China und Hongkong bis auf Weiteres ausgesetzt – obwohl China ein wichtiger Geldgeber der WTA ist.

Auch die Australian Open haben chinesische Sponsoren. So schlossen die Veranstalter 2018 einen millionenschweren Vertrag über fünf Jahre mit einem chinesischen Spirituosenhersteller. Einer der Tennisplätze der Anlage ist inzwischen nach einem Produkt dieses Konzerns benannt.

Die Initiatoren der T-Shirt-Aktion für Peng Shuai feiern das Einlenken der Turnierveranstalter als Etappensieg. "Craig Tiley hat soeben kapituliert, und wir können die T-Shirts jetzt im Melbourne Park tragen", twitterte Max Mok, ein in Hongkong geborener Australier. "Der Kampf geht weiter, bis Peng Shuai reisen und frei sprechen kann."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter