Ausstellung: Alchemie - die große Kunst
6. April 2017In den Glaskolben rauscht und blubbert es. Dampf steigt auf, ein ätzender Gestank verbreitet sich. Über Jahrtausende waren Alchemisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen, nach einem Verfahren, um aus unedlen Metallen edle herzustellen - insbesondere Gold. Der Legende nach soll die Götter-Gestalt Hermes Trismegistos vor mehr als 2500 Jahren die Formel für die Herstellung des Steins der Weisen in eine Smaragdtafel eingraviert haben. Demnach soll sich mit den Grundelementen Feuer, Wasser, Erde und Luft im Verbund mit Quecksilber, Schwefel und Salz der sagenumwobene Stein gewinnen lassen.
Alchemie: Große Kunst des Metallgießens
Der Begriff Alchemie stammt aus dem Griechischen und heißt in etwa "Metallgießen". In Europa wurde die Alchemie im Mittelalter gar als "Ars Magna", die Große Kunst, bezeichnet. Und so diente auch ihre Praxis dem künstlerischen Schaffen. Mysteriös sind die Geschichten rund um Alchemisten - mal verschroben, mal weise und allwissend. Auch wenn sie heute meist für ihre Spiritualität belächelt werden, so können sie mit ihren Versuchsanordnungen als Vorreiter der modernen Chemie und Pharmakologie gelten.
Wesensverwandt: Alchemie und Kunst
Alchemisten verstehen sich als Schöpfer, die die Natur neu erschaffen wollen und so ihre eigenen Welten kreieren. Eine Nähe zur Kunst ist deutlich erkennbar: "Die Alchemie ist ein Schöpfungsmythos und künstlerischem Schaffen daher wesensverwandt", heißt es in der Einleitung zur Ausstellung "Alchemie. Die große Kunst", die vom 6. April bis zum 23. Juli 2017 im Berliner Kulturforum zu sehen ist. "Wie geschaffen für die Staatlichen Museen zu Berlin", so weiter, da deren Sammlungsbestände von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart reichten. "Die Alchemie ist ein Universalthema für ein Universalmuseum."
Von Altägypten bis Joseph Beuys
Gezeigt werden 200 Exponate, von der altägyptischen Tempelindustrie über bildgewaltige Handschriften der frühen Neuzeit bis hin zu materialästhetischen Werken zeitgenössischer Künstler wie Anselm Kiefer, Yves Klein oder Joseph Beuys. Letzterer sah sich übrigens in seiner steten Verwandlung der Stoffe selbst in der Tradition der Alchemie.
Schöpfung, Schöpfer, Geschöpf
Wie sich Alchemisten und Künstler gegenseitig beeinflussten und bereicherten, zeigt die Schau in drei Sektionen. In "Schöpfung" werden die Ursprünge der Alchemie sowie der Einfluss alchemistischer Technologien auf die künstlerische Praxis gezeigt. Der Abschnitt "Schöpfer" illustriert das Wirken von Alchemisten, ihr Schaffen und Streben nach schöpferischer Macht. Den Abschluss bildet die Sektion "Geschöpf", die die erfolgreiche Umwandlung eines unedlen Ausgangsstoffes oder die Schaffung eines Kunstwerkes in den Fokus nimmt.
Die Gier nach Gold konnte nie gedämmt werden, auch das lässt die Schau erahnen: Denn eigentlich sollte auch die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" im Kulturforum ausgestellt werden. Doch die Attraktion fehlt, stattdessen hängt dort nur eine Fotografie. Die Diebe stahlen sie kürzlich aus dem Bodemuseum.