Ausstellung: 100 000 Jahre Kulturgeschichte
Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Was ist Kultur? Existierten Homo Sapiens und Neandertaler gleichzeitig? Die Bundeskunsthalle in Bonn erzählt in einer aktuellen Ausstellung eine kurze Geschichte der Menschheit.
Vom Faustkeil bis zur Atombombe
Leben und Tod gehören untrennbar zusammen. Die Ausstellung "Eine kurze Geschichte der Menschheit" in der Bundeskunsthalle Bonn dokumentiert, wie es mit den allerersten Zeugnissen von Leben vor 13,5 Milliarden Jahren losging: Moleküle begannen sich zu Strukturen zu verbinden, den Organismen. Das Ende der Evolution könnte die Atombombe sein, hier ein Videostill von US-Künstler Bruce Conner.
Am Anfang war das Feuer...
Die Reste der ältesten Feuerstellen in Eurasien vor 780.000 Jahren wurden am Ufer des Jordan gefunden. Die Entdeckung des Feuers war ein Wendepunkt in der Evolutionsgeschichte: ein wichtiger Schritt des Menschen an die Spitze der Nahrungskette. Das Feuer spendete Licht, ermöglichte Werkzeugbau, wärmte und schuf Gemeinschaft. Das Lagerfeuer von heute ist der Fernseher, als Ort der Versammlung.
Die Geburt des Menschen
Der Homo sapiens hatte ein flaches Kinn, eine hohe Stirn und schmale Augenbrauenwülste. Dieser Schädel ist circa 100.000 Jahre alt. Er wurde in Israel gefunden. Dort existierte der Homo Sapiens eine Zeit lang parallel zum Neandertaler. Alle Funde stammen aus Israel und waren zum 50. Jubiläum des Israel Museum in Jerusalem zu sehen. Nun werden sie erstmals in Europa in Bonn ausgestellt.
Neandertaler schuf Kultur
Der Neandertaler wurde in der Amud-Höhle in Galiläa ausgegraben. Er unterscheidet sich durch seine Anatomie vom Homo Sapiens: Das Kinn ist flacher, der Hinterkopf weist eine Ausbuchtung auf. Beide waren in der Lage nicht nur ihre alltäglichen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern auch Kultur zu schaffen. So fanden sich archäologische Spuren von Ritualen und Totenkulte.
Wir-Gefühl
Was macht den Menschen aus? Die Familie: sie umgibt und prägt ihn. Neben kulturhistorischen Objekten sind auch Werke zeitgenössischer Künstler in Bonn zu sehen. Der US-amerikanische Bildhauer Charles Ray zeigt den schmalen Grat, auf dem sich das Miteinander bewegt. Eltern und Kinder halten sich an den Händen, aber die Szene kippt ins Absurde: Sohn und Tochter sind so groß wie Vater und Mutter.
Götter aus Lehm und Stein
Die ersten Gottheiten schuf sich der Mensch vor 8000 Jahren. Zu dieser Zeit wurde er sesshaft, lebte vom Ackerbau und bildete Gemeinschaften. Dafür schufen die Menschen Göttinnen, mit deren Hilfe sie auf gute Ernten und Fruchtbarkeit hofften. Auf dem Bild könnte es sich bei der phallischen Form auch um männliche Gottheiten handeln. Linien und Ritze deuten auf abstrahierte Darstellungen hin.
Schrift als externes Gedächtnis
Anders als Tiere haben Menschen die Möglichkeit, Wissen zu sammeln und auch aufzuschreiben. Die Sumerer, die in Südmesopotamien lebten, fingen an, Zahlen und Informationen zu speichern. Das erste Zeugnis ist diese Tontafel. Sie stammt von 4000 bis 3100 vor Christus. Und machte den Weg frei, um komplexe Erinnerungssysteme zu schaffen, die für die Entstehung von Städten und Imperien nötig waren.
Geld stinkt nicht
Diese Münze aus Elektron ist die älteste Münze der Welt. In der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends vor Christus wurde sie auf der einen Seite mit dem Motiv eines äsenden Hirschen versehen. Geld gab es natürlich schon früher: Die Menschen erfanden ihre eigenen Währungen wie Muscheln, Perlen, Schuldscheine.
Kunstvolle Behausung
Arad war im 3. Jahrtausend vor Christus ein florierendes Wirtschaftszentrum am Kreuzungspunkt zweier Handelsrouten. 350 Jahre lang existierte dort eine prachtvolle Stadt mit Palästen, Tempeln und Wohnhäusern. Dieses Modell stammt aus der Zeit 3000 bis 2650 vor Christus. Es spiegelt die typische Einraum-Bauweise wider, mit rechteckigem Grundriss und Flachdach.
Unberechenbarer Fortschritt
Als Albert Einstein 1912 die Relativitätstheorie entwickelte, war das Sensation und wissenschaftliche Revolution zugleich. Das Original-Manuskript mit der Gleichung E=mc² befindet sich im Besitz des Israel Museum in Jerusalem. Die Formel zeigt die zwei Seiten der Fortschrittsmedaille: Sie bescherte den Menschen wichtige Einblicke in die Physik, ermöglichte aber auch den Bau der ersten Atombombe.