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Ausgerechnet der HSV!

Sarah Wiertz
15. Mai 2022

Relegationsspiele sind schon nervenaufreibend genug. Doch Hertha BSC-Trainer Felix Magath muss nun auch noch gegen seinen Herzensverein, den Hamburger SV, bestehen - eine schwierige Mission.

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Fußball Bundesliga | Felix Magath, Coach bei Hertha BSC Berlin, am Spielfeldrand
Felix Magath hat einige dramatische Tage vor sichBild: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images

Schon vor Wochen prognostizierte er ein Relegations-Duell zwischen seinem Klub Hertha BSC und dem Hamburger SV. Trotzdem reiste Trainer Felix Magath am Sonntag zum Zweitligaspiel nach Darmstadt, während sein Co-Trainer Mark Fotheringham die Partei des HSV beobachtete. Beide Mannschaften waren punktgleich in den letzten Zweitliga-Spieltag gegangen, Hamburg hatte und behielt jedoch das bessere Torverhältnis. Da beide Teams siegten, muss Hertha nun gegen den HSV um den Verbleib in der Bundesliga spielen. 

Hatte Magath das falsche Gespür oder hatte er sich bewusst das Spiel der Hanseaten nicht angeschaut? "Ich habe den HSV in dieser Saison oftmals spielen sehen, da kann uns nichts überraschen", so Magath.

Mit dem HSV Deutscher Meister und Europapokalsieger

Immerhin kennt er den Verein bestens: Zehn Jahre, von 1976 an hatte Magath als Spielermacher dort bis zu seinem Karriereende 1986 seine größten Erfolge gefeiert. Mit dem HSV feierte er dreimal die Deutsche Meisterschaft und wurde sogar zweimal Europapokalsieger. Danach arbeitete er zwei Jahre als Manager bei den Norddeutschen und bejubelte in dieser Funktion den DFB-Pokalsieg 1987.

Felix Magath reckt beim Europalpokalsieg der Landesmeister 1983 den Pokal in die Höhe
Felix Magath beim Europalpokalsieg der Landesmeister 1983Bild: imago/WEREK

Fünf Jahre später kehrte Magath zum HSV zurück und übernahm zunächst das Training der zweiten Mannschaft. Zwei Jahre später wurde er wieder zum Cheftrainer der ersten Mannschaft befördert und führte die Mannschaft ein Jahr darauf bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals. Als sich einige Spieler über das nach ihrer Meinung zu harte Training und über mangelhafte Kommunikation mit dem Trainer beschwert hatten und der Verein sich überdies im Abstiegskampf befand, wurde Magath im Mai 1997, zwei Spieltage vor Saisonende, beurlaubt.

25 Jahre später arbeitet Magath an der Seitenlinie als Hertha-Coach und versucht sich in Zweckoptimismus: "Es ist nicht der Worst Case eingetreten. Wir haben es geschafft, von Platz 17 auf 16 vorzudringen. Deshalb haben wir unser Minimalziel erreicht und den direkten Abstieg vermeiden können", zog er eine Zwischenbilanz seiner zwei Monate in Berlin.

Herthas traumatische Relegation vor zehn Jahren

Das Problem: während beim HSV die Euphorie nach dem Erreichen des Relegationsplatzes groß ist, herrscht in Berlin großer Frust. Bei den Fans, aber auch den Spielern. "Der eine oder andere hat auch den Kopf hängen lassen", berichtete Magath über die Stimmung in der Kabine. Womöglich erinnern sich noch recht viele Herthaner an die bislang letzte Relegation vor zehn Jahren: Nach dem 1:2 im Hinspiel gegen Fortuna Düsseldorf endete das von Krawall überschattete Rückspiel in der Nachspielzeit beim Stand von 2:2 mit einem Platzsturm von Düsseldorfer Fans. Der Schiedsrichter erklärte das Spiel für beendet und wurde von wütenden Hertha-Spielern attackiert. Es kam zu Einsprüchen und Verhandlungen vor den DFB-Gerichten. Der Hertha-Abstieg blieb bestehen.

Zu solchen Szenen wird es bei den beiden Spielen am 19. und 23. Mai hoffentlich nicht wieder kommen. Ein Drama jedoch könnte es für Magath trotzdem werden: Entweder muss sein Herzensklub mindestens noch ein weiteres Jahr in der zweiten Liga verbringen oder er selbst muss mit seinem Team den Abstieg verkraften. 

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online