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Aus für Hamburger Freihafen

1. Januar 2013

Etwa ein Fünftel des Hamburger Hafens war bislang zollrechtlich Ausland. In der Neujahrsnacht wurde der sogenannte Freihafen aufgelöst. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt war er ein Segen.

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Eine Zollschranke versperrt die Zufahrt zum Hamburger Freihafen (Foto: picture alliance/dpa)
Hamburg ohne FreihafenBild: picture-alliance/dpa

In der Neujahrsnacht ist im Hamburger Hafen eine Ära zu Ende gegangen. Rund 124 Jahre nach seiner Eröffnung ist der sogenannte Freihafen aufgelöst worden. Damit gilt Hamburg erstmals in der Geschichte vollständig als deutsches Zollinland.

Im Freihafen musste auf umgeschlagene und weiterverarbeitete Waren kein Zoll bezahlt werden. Kilometerlange Zäune und Grenzstationen, die bislang zum gewohnten Bild des Hafens gehören, werden nicht mehr gebraucht.

Die Gründung des Freihafens war seinerzeit für die Entwicklung Hamburgs von größter Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts ebnete er der Hansestadt den Weg zur wirtschaftlichen Integration in das neu entstandene Deutsche Reich.  "Es war eine Erfolgsgeschichte", sagt Henning Rademacher, Experte für Hamburger Hafengeschichte.

Sonderzone nicht mehr nötig

Zuletzt aber war dieses Areal, das rund ein Fünftel der Hafenfläche ausmachte und dessen Keimzelle die berühmte Speicherstadt war, eher zur Belastung geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen spielen Einfuhrzölle heute, nach mehreren globalen Freihandelsrunden, keine so große Rolle mehr wie zur Zeit der Einweihung des Freihafens am 29. Oktober 1888. Zum anderen ist eine Sonderzone nach EU-Recht auch gar nicht mehr nötig, denn Firmen können bei Bedarf überall sogenannte Zolllager einrichten.

Hinzu kommt, dass die Stadt das Gebiet anders nutzen will. Schon 2003 wurde die Speicherstadt aus dem Freihafengebiet ausgegliedert, um die von der bislang unfertigen Elbphilharmonie überragte Hafencity als neues städtebauliches Vorzeigeprojekt zu errichten. Es ist der Auftakt zu einer Weiterentwicklung der Stadt, die sich unter dem Motto "Sprung über die Elbe" über Inseln und alte Hafengebiete gen Süden ausdehnen soll.

Die Speicherstadt war gegen Ende des 19. Jahrhunderts als damals modernster Lagerhauskomplex der Welt entstanden. Ein ganzer Stadtteil wurde dafür geopfert, mehr als 18.000 Menschen mussten umziehen. In den Speichern lagerten Gewürze, Tee, Kaffee, Teppiche und anderen Kolonialwaren. Heute sind sie vor allem ein Anziehungspunkt für Touristen.

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Weniger Bürokratie und Staus

Auch der Abbau von bürokratischen Reibungsverlusten und Verkehrsstaus an den Übergängen sind Gründe für die Freihafenauflösung. "Der Hafen wird damit insgesamt schneller. Darüber hinaus gewinnen wir als Stadt die volle Planungshoheit über das Hafengebiet zurück", sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).

Auch nach dem Ende des Freihafens wird es in Hamburg Zolllager für Waren geben, die nicht in die EU eingeführt werden. Sie müssen aber nicht mehr  von Importgütern getrennt sein. Die rund 120 betroffenen Firmen hatten seit dem Beschluss der Auflösung zwei Jahre Zeit, sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen.

gri/SC (afp, dpa)