Aus der DDR-Vergangenheit ins Jetzt: Das Kunsthaus Minsk
Zur Neueröffnung in Potsdam lädt das Kunsthaus Minsk zu einer Ausstellung ein, die einen nostalgischen Blick auf Gärten und Landschaften wirft.
Juwel der Ostmoderne
Mit dem "Minsk" bekam Potsdam in den 1970er Jahren - wie andere DDR-Bezirksstädte auch - sein Nationalitätenrestaurant. Es stand für die Verbundenheit Potsdams mit seiner weißrussischen Partnerstadt Minsk. Nach der Wende drohte das von Karl-Heinz Birkholz im strengen modernistischen Stil errichtete Gebäude zu verfallen. Heute gilt es als architektonisches Juwel der Ostmoderne.
Vor dem Abriss gerettet
Als Veranstaltungs- und Ausflugsort war das Minsk äußerst beliebt. Viele Potsdamer feierten hier ihre Jugendweihe. Bevor die Abrissbirne den Verfall des Minsk besiegelte, erwarb es der SAP-Milliardär Hasso Plattner. Der Kunstmäzen ließ es zum Museum umbauen und will darin seine Sammlung von DDR-Kunst ausstellen. Auch ein Café eröffnet im neuen Kunsthaus - ganz wie im ersten Leben des Minsk.
Schnitzereien aus belorussischer Mooreiche
Nur Weniges im neuen Kunsthaus erinnert noch an das alte Restaurant Minsk - neben der ausladenden Wendeltreppe vor allem die großzügigen Panoramafenster. Ursprünglich hatten weißrussische Künstler die Innenräume mit Materialien aus ihrer Heimat verschönert: Kupferne Lampen und Schnitzereien aus belorussischer Mooreiche zierten das Restaurant. Heute dominiert hier zweckmäßiges Innendesign.
Bild vom fliegenden Nachbarn
"Der Nachbar, der will fliegen", hat Wolfgang Mattheuer (1927-2004) sein Gemälde von 1984 genannt. Ein Mensch breitet seine Flügel aus und erhebt sich in die Lüfte, während die Sonne über einer Kleingartenidylle untergeht. In der DDR war Mattheuer ein gefragter Künstler der "Leipziger Schule". Nach der Wende als DDR-Staatskünstler geschmäht, entdeckten ihn viele Museen inzwischen neu.
Mattheuer als Landschaftsmaler
Mattheuers Bildtitel vom "fliegenden Nachbarn" verleiht auch der ersten Ausstellung im Kunsthaus Minsk Potsdam ihren Titel. Bilder des Leipziger Malers, Graphikers und Bildhauers zählen zur DDR-Kunst-Sammlung des Kunstmäzens Hasso Plattner. In diesem Werk, das einen verhängten Ausblick auf Teich, Feld und Wälder zeigt, outet sich Mattheuer als romantischer Landschaftsmaler.
DDR-Kunst im internationalen Kontext
Die Auftaktausstellung im Minsk greift das Thema Landschaft auf. Mit Werken des Malers Wolfgang Mattheuer und des kanadischen Fotografen Stan Douglas stellt das Kunsthaus ganz verschiedene Positionen vor und versucht so einen Dialog zwischen moderner und zeitgenössischer Kunst. Gewollter Nebeneffekt: DDR-Kunst wie die Mattheuers gelangt in einen internationalen Kontext.
Gartenidylle vor dem Mauerbau
Auf diesem Gemälde Mattheuers geht es gemütlich zu. Von der Gartenbank hinter dem Haus öffnet sich der Blick in den blühenden Privatgarten - ein beliebtes Rückzugsgebiet von DDR-Bürgern, die es sich leisten konnten. Mattheuers "Gartenbild 1960" entstand zwei Jahre vor dem Bau der Berliner Mauer. Damit schottete sich die DDR zum Westen hin ab und sperrte die eigenen Bürger ein.
Potsdamer Schrebergärten
"Potsdamer Schrebergärten" heißt die fotografische Serie von Stan Douglas, die ebenfalls zur Eröffnung des Kunsthauses Minsk zu sehen ist. Der kanadische Medienkünstler nahm die Bilder auf, als er Potsdam unmittelbar nach der politschen Wende Anfang der 1990ger besuchte. Mit seiner Kamera dokumentierte er so den Übergang in eine neue Zeit.
Geschichtsspuren im Stadtbild
Es sind Momente des Übergangs, denen Stan Douglas nachspürt: hier eine verlassene Datscha, dort ein Stück Mauerzaun. Seither ist es permanentes Thema des Künstlers, wie Städte sich verändern, wie Geschichte so ihre Spuren im Stadtbild hinterlässt. Diese Fotografie zeigt die verlassenen Gewächshäuser in Potsdam.
Vom Gartenbaugenie Lenné angelegt
Der blühende Garten als Füllhorn der Natur - so hat Stan Douglas dieses sommerliche Gartenparadies auf die Platte gebannt. Dieser Garten wurde im 19. Jahrhundert von Peter Joseph Lenné angelegt, dem bedeutendsten Gartenarchitekten seiner Zeit. Douglas Schrebergartenfotos treffen im neuen Kunsthaus Minsk nun auf die Landschaftsbilder Wolfgang Mattheuers.