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Auftragsboom für die Industrie

Reinhard Becker, rtr6. August 2015

Trotz der abflauenden Konjunktur in China ziehen die Aufträge der deutschen Industrie so stark an wie seit Jahren nicht mehr. Allerdings kommen die Orders ausschließlich aus dem Ausland - die Inlandsnachfrage bleibt mau.

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Deutschland Konjunktur (Symbolbild)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

In den Monaten April bis Juni legten die Bestellungen um 3,0 Prozent zu, wie das Ressort von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am Donnerstag mitteilte. So stark hatten sich die Auftragsbücher in einem Quartal seit Anfang 2011 nicht mehr gefüllt. Auch wegen überdurchschnittlich vieler Großaufträge legten die Orders im Juni zum Vormonat um 2,0 Prozent zu und damit zehn Mal stärker als von Experten erwartet.

Getragen wurde der Boom ausschließlich von Bestellungen aus dem Ausland, während hierzulande weniger Aufträge eingingen: "Das deutet daraufhin, dass es um die Weltwirtschaft gar nicht so schlecht bestellt ist", meint Postbank-Ökonom Marco Bargel. Zuletzt hatte ein Crash an Chinas Börsen und ein Abebben des Booms in der Volksrepublik die Sorge genährt, dass die globale Konjunktur an Schwung verlieren könnte.

USA und China bleiben Wachstumstreiber

Doch im Juni verzeichnete die deutsche Industrie ein besonders dickes Auftragsplus aus Ländern außerhalb der Euro-Zone: "Die US-Wirtschaft ist für die deutschen Unternehmen ein Treiber, aber auch das Geschäft mit Asien dürfte in den Frühjahrsmonaten noch gut gelaufen sein", meint Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Die Börsen in China sind seit Mitte Juni in Turbulenzen geraten. Die Kurse brachen um mehr als 30 Prozent ein und stabilisierten sich erst nach staatlichen Eingriffen in den Handel.

Für die deutsche Wirtschaft ist das Reich der Mitte der wichtigste Handelspartner in Asien. Der dortige Automobilmarkt ist der größte der Welt. Die deutschen Autobauer verzeichneten nach eigenen Angaben zwar erstmals seit langem einen Rückgang der Bestellungen. Doch viele Zulieferer spüren noch keine Bremswirkung. So gingen beim Weltmarktführer für Autolackieranlagen Dürr im ersten Halbjahr aus China 50 Prozent mehr Aufträge ein als im Vorjahreszeitraum. Andere Branchen sind jedoch betroffen, etwa vom Einbruch der Baukonjunktur. Der Dachziegelhersteller Braas Monier erlitt einen Umsatzeinbruch in der Volksrepublik.

Ein großer Wermutstropfen in den ansonsten guten Auftragszahlen für die deutsche Industrie im Juni sind jedoch die um zwei Prozent geschrumpften Bestellungen aus dem Inland. "Das deutet auf eine weiterhin zu schwache Investitionsentwicklung in Deutschland hin", meinte Volkswirt Andreas Scheuerle von der DekaBank. Das Wirtschaftsministerium ist jedoch zuversichtlich, dass die Industrie auch in den kommenden Monaten moderat zulegen wird.