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Politik

Missbrauchsprozess gegen Ghislaine Maxwell

29. November 2021

Hat sie tatsächlich ihrem früheren Freund geholfen, Minderjährige zu missbrauchen? Nicht gelegentlich, sondern immer wieder? Die Anklägerin ist von dieser Schuld von Ghislaine Maxwell überzeugt.

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USA Maxwell-Prozess Ghislaine Maxwell vor Gericht
Keine Fotos aus dem Gerichtssaal, aber diese Zeichnung: So erschien Ghislaine Maxwell beim Prozessauftakt Bild: Elizabeth Williams/AP/dpa/picture alliance

Zu Beginn des Missbrauchsprozesses gegen Jeffrey Epsteins Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell hat die Staatsanwaltschaft der 59-Jährigen Beihilfe zu schweren Sexualverbrechen gegen Minderjährige vorgeworfen. Die Angeklagte sei bei den Verbrechen die "rechte Hand" des einflussreichen Geschäftsmanns Epstein gewesen, sagte eine Staatsanwältin bei ihrem Eröffnungsplädoyer vor Gericht in New York. Die Verteidigung bestritt diese Darstellung vehement.

"Wusste genau, was passieren würde"

In dem von Epstein betriebenen Missbrauchsring habe Maxwell eine entscheidende Rolle gespielt, das Vertrauen von Mädchen gewonnen und sie ihrem ehemaligen Partner zugeführt, so die Anklage weiter. "Sie wusste genau, was passieren würde." Maxwell ist in sechs Punkten angeklagt, ihr drohen im Falle einer Verurteilung viele Jahre Haft.

Die Verteidigung der 59-Jährigen bestritt die Darstellung der Anklage in ihrem Eröffnungsplädoyer vehement. Es gehe um Verbrechen Epsteins, mit denen Maxwell nichts zu tun habe. "Sie ist nicht wie Jeffrey Epstein", sagte Maxwells Anwältin. Dieser sei ein "narzisstischer Mann" gewesen und habe die Welt um sich herum manipuliert - inklusive Maxwell selbst. Auch griff die Verteidigung die vier Hauptzeuginnen an. Die mutmaßlichen Verbrechen seien 15 bis 25 Jahre her: "Wie wir alle wissen, verblassen Erinnerungen mit der Zeit."

Vorteilhafter Deal

Maxwells Ex-Partner Epstein war der Aufbau eines Prostitutionsrings mit Dutzenden minderjährigen weiblichen Missbrauchsopfern vorgeworfen worden. Ein Prozess im Jahr 2008 endete mit einem vorteilhaften Deal für Epstein, der vielfach kritisiert wurde. Zu einem erneuten Prozess in New York gegen den bestens vernetzten Multimillionär - zu dessen Bekannten unter anderem Bill Clinton, Donald Trump, Bill Gates oder der britische Prinz Andrew zählten - kam es nie, weil Epstein 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden wurde. Gerichtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass es Suizid gewesen sei.

Kombild Ghislaine Maxwell  und Jeffrey Epstein
Glamour und Einfluss: Ghislaine Maxwell und der verurteilte Jeffrey Epstein (rechts), der sich nach Überzeugung der Justiz das Leben nahm

Die Staatsanwaltschaft bemühte sich am Montag, Maxwell als zentrale Komplizin für Epstein darzustellen. Sie habe die Mädchen auf Epstein vorbereitet, sie ihm täglich für sogenannte Massagen zugeführt, bei denen dieser sie sexuell missbraucht habe. Einige Male sei Maxwell bei solchen Übergriffen sogar anwesend gewesen. Zudem habe sie eine "Kultur des Schweigens" in Epsteins Anwesen aufgebaut, um die Taten geheim zu halten. Ihr Motiv sei gewesen, ihr eigenes Luxusleben bei Epstein aufrecht zu erhalten. 

New York, Florida, Santa Fe, London

Ghislaine Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell. Sie kam Anfang der 90er Jahre nach New York und begegnete Jeffrey Epstein auf einer der zahlreichen Promi-Partys. Der Prozess gegen Maxwell wird schätzungsweise sechs Wochen dauern. Die zu verhandelnden Fälle reichen von 1994 bis 2004, die mutmaßlichen Verbrechen sollen in Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und London stattgefunden haben.

ml/fw (dpa, rtr, ap)