Aufstieg und Fall der Samurai
Könnten die Helme und Rüstungen, die jetzt umfangreich in München ausgestellt sind, doch die Geschichten ihrer Träger erzählen! Bis heute faszinieren Kampfkunst, Ehrenkodex, aber auch der Untergang der Samurai.
Unerschrockene Krieger
Samurai gelten als die Ritter Japans. Abgeleitet von "saberu" (jap. dienen), sollten sie "Dienende" des Kaisers sein. Doch der Kriegeradel gewann über die Jahrzehnte immer mehr an Macht und leitete vor allem im 17. und 18. Jahrhundert die Geschicke des Landes. Davon zeugen noch heute prachtvolle Rüstungen, Masken und Helme - wahre Kunstwerke wie hier aus Metall, Holz, Leder, Seide und Bärenfell.
Von Japan über Dallas nach München
Gabriel Barbier-Mueller bekam als Teenager eine Samurai-Rüstung zu sehen - die Faszination für die Krieger des vorindustriellen Japans hielt ein Leben lang. Gemeinsam mit seiner Frau sammelte er Rüstungen, Helme und Waffen des 7. bis 19. Jahrhunderts. Die Sammlung, die seit 2012 in einem Privatmuseum in Dallas und nun in Teilen auch in München zu sehen ist, gilt als die umfangreichste weltweit.
Zum Erschrecken
Die Helme und Masken sollten den Feind abschrecken - oder zumindest einschüchtern. Verzierungen verschiedenster Formen und Motive, wie Dämonen, Drachen, gefährliche Tiere, buddhistische Schutzgötter oder Sternenkonstellationen sollten übersinnlichen Schutz bieten.
Synthese von Zweck und Kunst
"Das Schwert ist die Seele des Samurai. Wer es verliert, ist entehrt und der strengsten Strafe verfallen", soll mal ein Samurai-Anführer gesagt haben. Die Klinge, eine Meisterleistung der Schmiedekunst, machte das Schwert zu einer gefährlichen Waffe, die Körperteile abtrennen konnte. Verzierungen unterstreichen Status, aber auch Persönlichkeit des Samurais, der das Schwert stets griffbereit hatte.
Von Krieg und Frieden
Die meisten Ausstellungsstücke der Sammlung, die derzeit in der Münchner Kunsthalle zu sehen sind, stammen aus der sogenannten Edo-Zeit (1603 bis 1868), einer Zeit des Friedens nach turbulenten Kriegsjahrzehnten in Japan. Aus den martialischen Samurai wurden angesehene Ritter. Sie übten sich weiterhin in Kampfkunst, übernahmen aber auch Aufgaben in Verwaltung, Finanzwesen, Strafvollzug und Zensur.
Politisches Geschick
In der Friedenszeit, mit 250 Jahren die längste in der japanischen Geschichte, entstanden zahlreiche prunkvolle Rüstungen und Helme. Es war eine Zeit der Militäraristokratie, denn hier regierten die Shogun, die Anführer der Samurai. Zwar sollten diese ursprünglich nur dem Kaiser dienen, doch als Oberhaupt des "Kriegeradels" stiegen sie zur regierenden Schicht auf.
Schluss mit Prunk
Zu pompös, zu kostspielig lebten die Samurai - das gesamte Gesellschaftssystem krankte zunehmend an den immensen Kosten. Ab 1868 gewann der Kaiser wieder die Oberhand, das Shogunat wurde abgeschafft, der Stand der Samurai aufgelöst und stattdessen eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt.
Mythos ungebrochen
In einem modernen Japan war kein Platz mehr für die einst geachteten Ritter. Diese kämpften erbittert gegen die neugegründete Armee - und verloren. Der Mythos der Samurai bleibt ungebrochen. Die Ausstellung "Samurai. Pracht des japanischen Rittertums" ist bis zum 30. Juni 2019 in der Kunsthalle in München zu sehen.