Auferstanden aus den Flammen
Die Anna Amalia Bibliothek in Weimar präsentiert sich nach der verheerenden Brandkatastrophe in neuer Schönheit - mit einer aktuellen Ausstellung über die Rettung der wertvollen Bücher und Handschriften.
Schmuckstück
Die 1691 gegründete Bibliothek in Weimar ist eine der schönsten in Europa. Ihre Namensgeberin ist Herzogin Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel, die zu Lebzeiten ihre größte Förderin war. Am 24. Oktober 2007, dem Geburtstag seiner Namenspatronin, wurde die restaurierten Bibliotheks-Räume bereits wieder eröffnet, seit 2014 sind sie uneingeschränkt zugänglich.
Goethes Studierstube
Der Rokokosaal war immer das Herzstück der Bibliothek. Anna Amalias Sohn Carl August, Großherzog von Sachsen, erweitert sie als neuer Landesherr von 1775 an. Zwei Jahre später beauftragt er Johann Wolfgang von Goethe mit der Oberaufsicht über die Bibliothek. Goethe leitet sie bis zu seinem Tod 1832 als Bibliothekar und macht sie zu einer der bedeutendsten Bibliotheken Deutschlands.
Brandkatastrophe
Am 2. September 2004, kurz vor der geplanten Sanierung der "Wiege der deutschen Klassik", bricht ein Feuer aus, das sich über die beiden Mansardengeschosse des historischen Teils der Bibliothek ausbreitet. Nicht nur die Weimarer Bevölkerung hält den Atem an: Weltweit sind Kulturfreunde geschockt über die Bilder des lichterloh brennenden Barockgebäudes.
Verlust von Kulturgütern
Die obere Galerie des Rokokosaals wird durch das verheerende Feuer unwiderbringlich zerstört, weitere Teile des Hauses sind durch Löschwasser stark geschädigt. Die Bibliothek verliert 50.000 historische Bücher, weitere 62.000 sind durch Feuer und Löschwasser stark beschädigt. Ursache für den Brand war nach Ansicht von Experten eine defekte Elektrokabelverbindung.
Ausgebrannt
Ein Bild der Verwüstung bietet sich den Feuerwehrmännern nach der Löschaktion. Der Brand hat etwa ein Fünftel des historischen Bestandes und ein Zehntel des eine Million Bücher zählenden Gesamtbestandes vernichtet oder stark beschädigt. 28.000 Bände können Bibliotheksdirektor Michael Knoche und zahlreiche Helfer aus dem über 400 Jahre alten Gebäude bergen, darunter eine wertvolle Luther-Bibel.
Weltweite Solidaritäts-Aktion
Insgesamt 38,8 Millionen Euro an Spenden, öffentlichen Zuwendungen und Projektmitteln von Stiftungen sind seit 2004 für die Rettung des Bestandes eingegangen, allein 11,3 Millionen als Spenden von engagierten Bürgern aus dem In- und Ausland. Die Klassik Stiftung Weimar will das Rettungs-Programm noch bis ins Jahr 2025 weiter fortsetzen. Experten schätzen die Gesamt-Kosten auf 67 Millionen.
Kampf um jeden Buchstaben
36.000 Bucheinbände sind mittlerweile restauriert worden, teils mit den neuesten Verfahren der Schriftwiederherstellung. Doch die Restaurierung der am schwersten beschädigten Werke, der sogenannten Aschebücher, wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Ein Fünftel der 50.000 Totalverluste konnte ersetzt werden, doch viele der Bücher waren unersetzbare Unikate.
Gerettete Kopernikus-Schrift
Jüngster Erfolg: Unter den sogenannten "Aschebüchern" taucht ein verloren geglaubter Schatz auf. Eine Erstausgabe von Nikolaus Kopernikus' "De Revolutionibus Orbium coelestium, Libri VI" aus dem Jahr 1543. Kopernikus bewies, wie die Erde um ihre eigene Achse rotiert und Teil eines um die Sonne kreisenden Planetensystems ist. Diese Einsicht sollte den Blick auf die Welt für immer ändern.
Neues Studienzentrum
Bereits fünf Monate nach dem größten Bibliotheksbrand der deutschen Nachkriegsgeschichte wird der 23,8 Millionen Euro teure Neubau eröffnet. In dem zentralen Bücher-Kubus werden mehr als 100.000 Medien angeboten. Zum neuen Bibliotheksquartier der Anna Amalia Bibliothek gehören auch zwei Tiefenmagazine, die die historische und die neue Bibliothek unterirdisch miteinander verbinden.
Anlaufstelle für Forscher
Die Anna Amalia Bibliothek wird von Forschern aus dem In- und Ausland genutzt. Schwerpunkte der Forschungsbibliothek ist deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik. Zum kostbaren historischen Bibliotheksbestand kommen 2.600 Buchhandschriften, 8.600 Karten und 29 Globen sowie Tonträger, Mikroformen und elektronische Datenträger hinzu: eine Schatzkammer deutscher Geistesgeschichte.