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Auf uns ist Verlass

16. April 2020

Die Corona-Krise versetzt auch die Deutsche Welle in den Ausnahmezustand, hebt den journalistischen Alltag aus den Angeln. Die DW setzt auf Umsicht, Kreativität und Teamgeist, erläutert Chefredakteurin Ines Pohl.

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DW im Homeoffice während der Corona-Pandemie
Bild: DW

Wir Journalistinnen und Journalisten leben vom Austausch, davon, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen, wir wollen verstehen, um informieren zu können. Normalerweise treffen wir nicht nur unsere Interviewpartner und reisen für unsere Recherchen an verschiedene Orte, sondern tauschen uns auch eng mit unseren Kollegen aus. Der Alltag ist strukturiert von festen Konferenzen und gemeinsamen Terminen. Über die wir alle gern und laut stöhnen. Normalerweise.

In der Deutschen Welle – mit den vielfältigen Angeboten auf sehr unterschiedlichen Plattformen – müssen wir nicht nur unsere Inhalte koordinieren und aufeinander und füreinander abstimmen. Wir sind auch auf kleinere und größere Teams angewiesen, die eng gedrängt in Regieräumen sitzen, um die Programme zu fahren. Normalerweise. 

Seit dem Corona-Crash gibt es diese alte Normalität nicht mehr. Wir versuchen, so viel wie möglich im Homeoffice zu machen. Sitzen weit verteilt in unseren Funkhäusern, auch die Kolleginnen und Kollegen in den Außenstudios arbeiten in Schichtbetrieben, in denen sie sich möglichst wenig begegnen. Und wenn, dann in gebührendem Sicherheitsabstand. Das ist für uns alle neu. Hat unseren gesamten Redaktionsalltag auf den Kopf gestellt. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wären aus dem Team Deutsche Welle lauter Einzelkämpfer geworden. Dabei ist das Gegenteil richtig. 

Erfolge beflügeln das Corona-Miteinander

Dieser Corona-Alltag hat uns alle zusammengeschweißt. Abteilungsdenken ist aufgebrochen, es gilt nicht mehr: mein Programm oder mein Beitrag zuerst. Die furchtbare Realität der Krise reißt diese Mauern ein. Gibt es einen konstruktiven Zwang? In jedem Fall steht jetzt der Pragmatismus ganz weit vorn. Was muss periodisiert werden? Wie können wir einander helfen? Welche Kompetenzen werden gebraucht, welches Programm ist aktuell am wichtigsten?

Bangladesch Dhaka - DW Diskussion zu Migration "Challenges and Approaches in the East and the West"
Ines PohlBild: DW/M. M. Rahman

Die Erfolge beflügeln natürlich dieses Corona-Miteinander. Wir sehen, wie wichtig vor allem unsere Aufklärungsstücke sind. Besonders in Märkten, in denen ehrliche Informationen kaum oder gar nicht zu bekommen sind. Wir spüren, wie viel Glaubwürdigkeit unsere Marke hat und wie viel Kompetenz uns mit unserer deutschen Absenderkennung zugesprochen wird bei Medizin- und Technikthemen. Entsprechend helfen wir all jenen Kolleginnen und Kollegen, die hier besondere Kompetenzen haben. Damit sie so viele Inhalte wie möglich für all unsere Angebote in 30 Sprachen bereitstellen können.

Lösungsorientierter Journalismus gefragt

Coronavirus | Digital | Internet | Chat |  Spanien
Aus Schlafzimmern, Dachstuben und Balkonen wird geschaltet, um der Welt zu erklären, was los ist. Bild: Reuters/A. Gea

Dieses neue Wir legt zudem ganz ungeahnte Kreativbegabungen frei. Kolleginnen und Kollegen funktionieren ihre Wohnungen um in kleine Studios. Aus Schlafzimmern, Dachstuben und Balkonen wird geschaltet, um der Welt zu erklären, was los ist. Besonders auch in Deutschland. Das Interesse an dem Krisenmanagement der Bundesrepublik und dem Befinden der Bundeskanzlerin beschert uns regelmäßig Rekordabrufe.

Wir erleben gerade, dass es möglich ist, eine Krise auch als Chance zu begreifen. Und dass Not tatsächlich erfinderisch macht.

Die verheerenden Folgen dieses Crashs sind noch überhaupt nicht abzusehen. Noch bangen wir in erster Linie um die Gesundheit und das Leben der Kranken, und jener, die sie schützen wollen.

Wir werden auch in der Zwangs-Vereinzelung weiter als Team alles dafür geben, gemeinsam so gut wie möglich darüber zu informieren, was in der Welt und Deutschland passiert. Mit positivem, lösungsorientiertem Journalismus. Und wenn nötig auch dem Verbreiten der brutalen Wirklichkeiten.

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl