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"Auch 16 Jahre nach Tschernobyl sind die wahren Gründe für die Havarie unbekannt"

26. April 2002

– Vorsitzender des ukrainischen Parlaments ruft den Westen zur Hilfe bei der Bewältigung der Folgen der Katastrophe auf

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Kiew, 26.4.2002, INTERFAX-UKRAINA, UNIAN

INTERFAX-UKRAINA, russ., 26.4.2002

Die Führung der Ukraine hat am Freitag (26.4.) der Tschernobyl-Liquidatoren gedacht, die als Folge der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl verstarben. Wie ein Korrespondent von "Interfax-Ukraina" berichtet, legten der Präsident der Ukraine Leonid Kutschma, Premierminister Anatolij Kinach, der Parlamentsvorsitzende Iwan Pljuschtsch und andere an der Gedenkstätte für die Tschernobyl-Opfer, die sich bei einer zu Ehren der Katastrophenopfer am linken Ufer des Dnjepr errichteten Kapelle befindet, Blumen nieder. (...) Die Führung des Landes legte außerdem Blumen an dem Denkmal für die Tschernobyl-Soldaten nieder, das sich in der Nähe befindet. Einer Gedenktafel dort ist zu entnehmen, dass sich zwischen 1986 und 1990 an der Beseitigung der Folgen der Havarie 500 000 Militärbedienstete beteiligt haben. (...)

Vor Journalisten erklärte Iwan Pljuschtsch, die internationale Gemeinschaft müsse ihre Verpflichtungen gegenüber der Ukraine erfüllen und ihre Hilfe bei der Bewältigung der Folgen der Katastrophe in Tschernobyl fortsetzen. "Tschernobyl ist keine Schuld der Ukraine, sondern ihr Leid", sagte der Parlamentsvorsitzende. Es gebe allen Grund, dem Westen sagen zu können, dass "es niemals zu spät ist, sich der Ukraine hinzuwenden und ihr bei der Bewältigung der Folgen der Tragödie zu helfen". Die Ukraine verfüge über keine bedeutenden Vorräte andere Energieträger und könne auf die Nutzung der Atomenergie nicht verzichten. 40 Prozent des Stroms in der Ukraine stamme aus Atomkraftwerken. Deswegen, so der Parlamentsvorsitzende, gebe es "keinen Grund und keine Möglichkeit", auf die Fertigstellung und den Betrieb der zwei Blöcke in den Atomkraftwerken Chmelnyzkyj und Riwne zu verzichten. "Ich denke, die Ukraine wird die Atomkraft so lange nutzen, bis die Menschheit eine sicherere Energiequelle findet. Wir sind dazu verdammt, die Atomkraft zu nutzen", betonte Iwan Pljuschtsch. (MO)

UNIAN, ukrain., 26.4.2002

Auch 16 Jahre nach der Katastrophe in Tschernobyl sind in der Ukraine die wahren Gründe für die Havarie unbekannt, weil sich mit den Ermittlungen diejenigen befassten, die auf irgendeine Weise mit dem Atomkraftwerk Tschernobyl in Verbindung standen. Das erklärte der Vorsitzende des Obersten Rates der Ukraine, Iwan Pljuschtsch, in einem Interview.

Wie ein Korrespondent von UNIAN berichtet, sagte er, dass er in den ersten Tagen nach der Tragödie während seiner Mitarbeit in der Kommission zur Klärung der Gründe der Havarie gesehen habe, dass die Kommission vor allem aus Personen bestand, die für das Werk verantwortlich waren, von der höchsten bis zu untersten Ebene. Er sagte: "Da Personen, die an all dem irgendwie beteiligt waren, die Ermittlungen führten, war die Objektivität gering". (MO)