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Attraktion Vergangenheit

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Worms am Rhein hat eine bewegte Vergangenheit. In den zwei Jahrtausenden ihrer Geschichte hat die Stadt viele architektonische Kostbarkeiten hervorgebracht, aber auch vieles verloren.

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Der Kaiserdom in Worms

Neben Trier ist Worms die älteste Stadt Deutschlands. Die Kelten und Römer ließen sich in der Stadt am Rhein nieder. Für Kaiser, Könige und Kirchenfürsten war Worms das erklärte Lieblingsdomizil. Vor allem das Mittelalter ist hier noch heute sehr präsent mit dem mächtigsten Wahrzeichen der Stadt, dem romanischen Kaiserdom aus dem 12. Jahrhundert, einst errichtet als Zeichen des Ruhms der Staufen-Kaiser.

Kaiser, Könige und die Nibelungen

Worms
Die NibelungeBild: DW

Berühmt ist der Dom aber auch als Schauplatz des Nibelungenliedes. Ein unbekannter Dichter brachte um 1200 in Worms das Helden-Epos um den Aufstieg und Fall des Burgunderreiches zu Papier. Durch Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring der Nibelungen" wurde die Geschichte weltberühmt. Siegfried, Kriemhild, Hagen und die anderen Protagonisten - sagenumwobene Gestalten, die den Stoff liefern für den deutschen Nationalmythos schlechthin.

Vieles in der Stadt erinnert an das alte Meisterwerk, Straßennamen, Denkmäler, die historischen Nibelungen-Spiele an den Sommerwochenenden. Und die Türme der mittelalterlichen Stadtmauer beherbergen das Nibelungen-Museum, das zu einer multimedialen Zeit- und Erlebnisreise in die mythologische Welt einlädt.

Lebhaftes Mittelalter

Worms ist Nibelungenstadt, und Worms ist Kaiserstadt. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts war Worms Gastgeber für acht Reichstage, auf denen sich unter der Ägide des Kaisers alles versammelte, was im Deutschen Reich Rang und Namen hatte: Kurfürsten, Erzbischöfe, Pfalzgrafen und Vertreter der Freien Reichsstädte. Auf diesen zum Teil mehrere Wochen dauernden "Gipfeltreffen" wurden wichtige und weitreichende politische Entscheidungen gefällt. Hier trat auch der unbeugsame Reformator Martin Luther vor seinen Kaiser und verweigerte den Widerruf seiner Schriften - die Geburtsstunde der Reformation im Jahre 1521.

Eine hart umkämpfte Stadt

Der Ruhm von Worms in jenen Zeiten hatte auch eine Kehrseite: Als eine der größten und reichsten Städte wurde sie sowohl im 30-jährigen Krieg als auch in den darauffolgenden Pfälzischen Erbfolgekriegen hart umkämpft und fast vollständig zerstört. Es dauerte hundert Jahre, bis die Stadt sich erholt hatte und einen erneuten Aufschwung erlebte.

Allerdings haben nur wenige der bedeutenden Bauwerke aus dieser Zeit die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges überstanden. In der Nachkriegszeit wurde die Altstadt wieder aufgebaut, viele architektonische Denkmäler wurden rekonstruiert und restauriert.

Jüdische Geschichte

So auch die jüdische Synagoge, die älteste in Deutschland. Seit dem 10. Jahrhundert lebten Juden in Worms. Es war eines der wichtigsten Zentren jüdischen Geisteslebens. Während des Nationalsozialismus wurde die 1000-jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde der Stadt völlig ausgelöscht. Die 1960 wieder aufgebaute Synagoge, das Jüdische Museum sowie der alte Judenfriedhof erinnern an die Jahrhunderte lange Tradition der Wormser Juden.

Auf den Spuren der Vergangenheit

Die geschichtsträchtige Atmosphäre und die historischen Pracht sind es, die alljährlich 250.000 Touristen nach Worms (80.000 Einwohner) locken. Der Fremdenverkehr ist zu einem florierenden Wirtschaftszweig geworden. Und so scheint es, als hätten sich die Wormser damit arrangiert, dass die Vergangenheit ihre Stadt attraktiver macht, als die Gegenwart.

Worms
Worms, NibelungenstadtBild: DW
Worms
Stadtmauer in WormsBild: DW