Aschaffenburg trauert um Opfer von Messerangriff
26. Januar 2025Vier Tage nach der Bluttat mit zwei Toten hat Aschaffenburg mit einer Gedenkfeier an die Opfer erinnert. Geistliche und Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) warnten eindringlich davor, die schreckliche Tat politisch zu instrumentalisieren und zu Hass und gesellschaftlicher Spaltung beizutragen.
Iman dankt dem Familienvater
Der Aschaffenburger Imam Zischan Mehmood würdigte den zweifachen Familienvater, der dazwischenging, als der Täter am Mittwoch eine Kindergartengruppe attackierte und diese Zivilcourage mit seinem Leben bezahlte. "Er hat versucht, Menschenleben zu retten und ist damit zum Sinnbild der Menschlichkeit geworden", sagte er. Aufgabe sei es nun, diese Menschlichkeit zu bewahren - frei von Hass und Spaltung.
"Leider wurde diese Tragödie von manchen Gruppen ausgenutzt um Hass und Spaltung zu fördern", kritisierte er. "Mitgefühl, Solidarität und Zusammenhalt sind wichtiger denn je, denn um uns herum gibt es viele Spalter und Scharfmacher", sagte Mehmood. "Wir dürfen niemals zulassen, dass Trauer und Schmerz uns nun auseinanderreißen."
"Sinnlos, brutal, verstörend"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach in seiner Rede von einem "sinnlosen, brutalen und verstörenden Verbrechen". Die "Folgen und Konsequenzen" müssten "an anderer Stelle diskutiert werden", sagte er und betonte: "Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie oder Glauben". Die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. "Aufhetzung ist die falsche Antwort."
"Es gibt viele, die in diesen Tagen glauben, Antworten zu haben", sagte Oberbürgermeister Herzing. Aber: "Wir haben keine Antworten." Der katholische Würzburger Bischof Franz Jung sprach von "Schmerz und Trauer über das, was am Mittwoch geschehen ist", der evangelische Landesbischof von Bayern, Christian Kopp, von "Angst, Fragen, Verunsicherung, Schock".
Auch Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD) nahm an der Trauerfeier teil. Zuvor hatte sie gemeinsam mit Söder den Tatort besucht. In dem Park, in dem ein zweijähriger Junge und ein 41 Jahre alter Mann am Mittwoch erstochen wurden, legten sie Kränze nieder. "Es ist unfassbar, dass ein kleines Kind umgebracht wird, das am Morgen unterwegs war an einem lustigen Tag, sich vieles überlegt hat, ein ganzes Leben vor sich hatte, dieses Kind ist tot", sagte Söder. "Ein Mann, der helfen wollte, der Zivilcourage gezeigt hat, der sich eingesetzt hat, ist ebenso gestorben. Eine unfassbare Tat an einem scheinbar friedlichen Ort."
Glockenläuten zur Tatzeit
Von 11.45 bis 11.50 Uhr, der Tatzeit am vergangenen Mittwoch, wurde die Trauerfeier unterbrochen, die Glocken aller Aschaffenburger Kirchen läuteten. Zahlreiche Menschen verfolgten den Gottesdienst und die anschließenden Reden auf dem Stiftsplatz auf einer Leinwand.
Am Mittwochmittag soll ein 28 Jahre alter Afghane in einem Park ihm offensichtlich unbekannte Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Der Verdächtige befindet sich inzwischen in einer psychiatrischen Einrichtung. Für den zweijährigen Jungen, der bei dem Angriff ums Leben kam, hatte es am Samstag bereits ein Totengebet mit rund 1000 Besuchern in einer Moschee in Frankfurt gegeben.
Nach dem Messerangriff begann eine Debatte über Migration. Der Bund und der Freistaat machen sich gegenseitig Vorwürfe zum Umgang mit dem ausreisepflichtigen mutmaßlichen Täter. Am Montag berät die Innenministerkonferenz (IMK) auf einer Sondersitzung.
haz/pg (dpa, rtr)