Ars Electronica zeigt den Mix des Lebens
3. September 2005Nike-Produkte in Lagos, Mangas in Grieskirchen, Hybrid-Motoren oder Podcasting: Zusammengesetzte Lebensformen und Verbindungen zwischen gegensätzlich scheinenden Technologien stehen im Mittelpunkt der "Ars Electronica", die noch bis zum 6. September 2005 an verschiedenen Orten in Linz stattfindet. Das große Thema heißt: "Hybrid - living in paradox".
Vor allem in Ausstellungen, aber auch in Performances und Vorträgen werden Tendenzen und Trends zwischen Kunst und Wissenschaft präsentiert und diskutiert - organisiert von den Festivalleitern Gerfried Stocker und Christine Schöpf. "Kulturen werden überlagert und stürzen ineinander, Grenzen werden aufgebrochen – nationale ebenso wie materielle, technologische, psychologische wie ethische", erklärt Stocker. Letztlich sei die digitale Medienkunst selbst ein Hybrid aus den Verbindungen von Kunst und Technologie.
Die Kunst kommt zum Menschen
Das 1979 gegründete Festival will aber auf keinen Fall eine Eliten-Veranstaltung werden - deshalb wollen die Künstler mit einer Reihe von Aktionen im öffentlichen Raum auf das Publikum zugehen. So sollen Roboter, die der Künstler Theo Jansen als Fantasiewesen gestaltet, an einem öffentlichen Platz zeitweilig eine Heimat finden. Die riesigen, nur mit Windenergie betriebenen Roboter sollen als Beispiel für eine Verbindung von computergestützter Ingenieurskunst mit biologischen Prinzipien das Thema "Hybrid" (lateinisch "gemischt", "aus Verschiedenem zusammengesetzt") veranschaulichen. Außerdem lädt die Ars Electronica am letzten Abend unter dem Titel "Hybrid Transmissions" bei freiem Eintritt zum Mitfeiern ein.
Bionik und Animationsfilme
Die Ausstellung "Hybride Kreaturen und Paradoxe Maschinen" zeigt Arbeiten internationaler Künstler, die sich mit Robotertechnik, Bionik und Bio-Engineering auseinander setzen. Beim Animation Festival bekommt der Besucher über 100 Animationsfilme zu sehen; das Linzer O.K Centrum für Gegenwartskunst präsentiert derweil Spitzenarbeiten der internationalen Medienkultur. Und das Ars Electronica Center setzt seinen Schwerpunkt auf junge Computerkünstler - dort sind die besten Projekte des österreichischen Wettbewerbs "u 19 - freestyle computing" zu sehen.
Elektro-Zeitreise und Goldene Nicas
Im Mittelpunkt des Konzertprogramms steht das Projekt "Listening between the Lines". Dirigent Dennis Russell Davies leitet das Brucknerorchester bei dem fünfstündigen Konzert, das Schöpf als "Reise durch die Welt der elektronischen Musik von den 1950er Jahren bis heute" beschreibt. Die Srishti School aus Bangalore organisiert eine Musik-, Video- und Licht-Performance am Linzer Hauptplatz und verbindet Künstler in Indien und Österreich zu einer gemeinsamen Live-Aufführung.
Zur Ars Electronica gehört auch ein Medienkunst-Wettbewerb, bei dem die "Goldenen Nicas" als Trophäen in sechs Sparten verliehen werden. Insgesamt 110.000 Euro Preisgeld erhalten die Gewinner. Die Preisträger kommen aus Polen, Indien, Lettland, den USA und Kanada sowie aus Österreich. Die Jury musste sich zwischen 2975 Einreichungen aus 71 Ländern entscheiden.
Wissenschaft trifft Kunst
Die Ars Electronica geht das Thema "Hybridisierung" aber nicht nur künstlerisch, sondern auch wissenschaftlich an. Neue Formen interdisziplinärer Arbeit in Kunst und Wissenschaft stehen im Zentrum der Konferenzen und Symposien, bei denen sich international renommierte Experten treffen. (reh)