Filmpreis für arabische Welt
3. Oktober 2017Die chinesische Dokumentation "Ta'ang" erhält den mit 2500 Euro dotierten Preis. Der Film begleitet die gleichnamige Volksgruppe auf ihrem unfreiwilligen Weg durch das vom Bürgerkrieg zerrissene Birma nach China. Regisseur Wang Bing erzähle in seinem Film "die Geschichte einer ethnischen Gruppe als Metapher für Kriegsgeflüchtete aller Zeiten und Orte", erklärte die Jury. Den Publikumspreis in Höhe von 1000 Euro gewinnt "The War Show". Der syrische Kriegsfilm folgt einer Radio-DJane in Damaskus, die mit ihrer Kamera den Wandel einer friedlichen Revolution im Jahr 2011 hin zu einem Bürgerkrieg 2013 dokumentiert.
Dass die erste Preisverleihung vom Anhar Award in Nürnberg stattfindet, ist ein Dankeschön an Festivalchefin Andrea Kuhn und ihr Team. Das Internationale Filmfestival der Menschenrechte NIHRFF hat in den vergangenen Jahren maßgeblich dabei mitgeholfen, Menschenrechtsfilmfestivals in verschiedenen arabischen Ländern zu begründen - zwar nicht mit eigenem Budget, jedoch mit Knowhow und Kontakten zu Geldgebern und Filmverleihern. Menschenrechtsfilmfestivals gibt es inzwischen im Libanon, im Sudan sowie in Jordanien, Ägypten, Mauretanien, Tunesien, Marokko (Artikelbild: Filmszene aus dem marokkanischen Film "Headbang Lullaby" von Regisseur Hicham Lasri), Palästina und Syrien. Sie haben sich zum "Arab Network For Human Rights Films ANHAR" zusammengeschlossen.
Zwar sind die meisten arabischen Filmfestivals keine großen Publikumsmagneten. Aber allein ihre Existenz setze ein Ausrufezeichen, meint Andrea Kuhn, die Nürnberger Festivalchefin: "In einigen Ländern wird es schon als Provokation empfunden, den Begriff Menschenrechte im Namen zu haben. Die Idee der Menschenrechte wird in diesen Gesellschaften eher als ein westliches Konzept verstanden und nicht als unveräußerlich und universell gültig." Der Anhar Award soll nach den Worten von Sawsan Darwaza, jordanische Filmemacherin und Leiterin des Anhar-Netzwerks, die Idee der Menschenrechte im arabischen Raum weiterverbreiten. "Wir wollen sichtbar sein und wahrgenommen werden." Zudem gehe es darum, den arabischen Menschenrechtsfilm auch einem internationalen Publikum nahezubringen.
Fingerspitzengefühl bei der Filmauswahl
Bei der Auswahl geeigneter Filme kann die Nürnberger Festivalchefin Andrea Kuhn nur bedingt helfen. Da die arabischen Filmfestivals von vielen Machthabern kritisch beäugt würden, sei viel Fingerspitzengefühl gefragt. "Bestimmte Tabus darfst du einfach nicht brechen", sagt Kuhn gegenüber DW. So sei es etwa in manchen Ländern nicht möglich, eine Beziehung zwischen unverheirateten Paaren auch nur anzudeuten. Für die Festivalmacher sei es ein Balanceakt, einerseits Grenzen auszutesten, um in der Gesellschaft etwas zu bewegen, andererseits aber kein Verbot zu riskieren.
Nach Angaben der Veranstalter kamen seit 27. September erneut mehr als 10.000 Besucher zum Filmfest. Das größte Festival seiner Art endet am Mittwochabend (04. Oktober) mit den Gewinnerfilmen und einem Konzert in der Nürnberger Tafelhalle.