16. September 2022
Das indonesische Kollektiv Ruangrupa wollte auf der Documenta 15 ein Zeichen setzen für Gemeinschaft und Toleranz, mit Kunst einen Dialog des globalen Südens mit dem Norden anstoßen.
Doch als bei der Eröffnung das riesige Banner „People`s Justice“ mit eindeutig antisemitischen Darstellungen enthüllt wird, ist das weltweite Entsetzen groß. Nach zwei Tagen wird das Werk wieder abgehängt.
Die Aufregung reißt nicht ab: Weitere antisemitische Bilder werden entdeckt und palästinensische Propagandafilme als klar antiisraelisch eingestuft.
Wie begegnet Deutschland diesem Skandal? Die Generaldirektorin der Documenta, Sabine Schormann, tritt zurück, doch wirklich verantwortlich sieht sich keiner.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht mit den judenfeindlichen Darstellungen seine schlimmsten Befürchtungen sogar noch übertroffen und klagt an: Staatlich geförderte Kunstausstellungen dürfen kein Forum für Antisemitismus sein.
Meron Mendel, der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank bietet sich als Berater an, um in einen konstruktiven Dialog zu treten, doch nach zwei Wochen gibt er resigniert auf.
Das Ansehen der Documenta leidet immens. Der Skandal stellt 1500 Künstler unter Generalverdacht und überschattet, was die Ausstellung eigentlich auch zu bieten hätte: Visionen von einer sich gegenseitig unterstützenden Kunstszene, unabhängig vom Markt. Die Documenta hätte ein Festival der Kulturen werden können, das die Kunstwelt für immer verändert.
Kultur.21 fragt nach, wie aus der Documenta 15, die für eine bessere Welt kämpfen wollte, ein noch nie dagewesener Skandal werden konnte.
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