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Anschlagserie erschüttert Türkei

10. August 2015

Im Visier der Angreifer: das US-Konsulat in Istanbul sowie die Sicherheitskräfte. Bei dem Anschlag auf die US-Einrichtung gibt es einen Bekennerbrief. Die anderen Verantwortlichen hat die türkische Regierung ausgemacht.

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Polizist sichert den Eingang des US-Konsulats in Istanbul (Foto: EPA)
Bild: picture-alliance/epa/S. Suna

Die linksextreme Gruppe Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) hat sich zu dem Angriff auf das US-Konsulat in der Millionenmetropole Istanbul bekannt. Eines ihrer Mitglieder habe die Tat ausgeführt, heißt es in einer Erklärung der Extremisten auf ihrer Internetseite. Zugleich bezeichnet die Gruppe die USA als "Feinde der Menschen in der Region". Die Regierungen in Washington und Ankara haben die DHKP-C als Terrororganisation eingestuft. Vor zwei Jahren hatten die Linksextremisten bereits einen Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara verübt.

Zuvor hatte die politische Führung von Präsident Recep Tayyip Erdogan die Marxistengruppe bereits der Tat bezichtigt. Hinter dem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache in Istanbul steckt nach Einschätzung der Regierung die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK), wie ein Sprecher mitteilte.

Neun Tote, viele Verletzte

Insgesamt waren am Montag bei der Serie von Angriffen auf türkische Sicherheitskräfte und das US-Konsulat in Istanbul mindestens neun Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.

Sondereinheiten der Polizei patrouillieren nach den Anschlägen in Istanbul (Foto: rtr)
Sondereinheiten der Polizei patrouillieren nach den Anschlägen in IstanbulBild: Reuters/H. Aldemir

Zwei Frauen hatten am Montagmorgen nach Angaben des Gouverneurs von Istanbul das Feuer auf die US-Vertretung im Viertel Istinye im europäischen Teil der Stadt eröffnet. Sicherheitskräfte schossen zurück. Die zwei mutmaßlichen Angreiferinnen flohen. Kurze Zeit später wurde eine von ihnen verletzt festgenommen.

Stunden zuvor hatten ein Unbekannter einen Autobombenanschlag auf eine Polizeiwache im Bezirk Sultanbeyli im asiatischen Teil Istanbuls verübt. Der Attentäter starb, zehn Sicherheitskräfte wurden verletzt. Anschließend gerieten Beamte der Spurensicherung unter Beschuss. Es entwickelte sich ein stundenlanges Feuergefecht, bei dem laut offiziellen Angaben zwei Angreifer und ein ranghoher Polizist getötet wurden.

Angriffe auch im Kurdengebiet

Auch im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten des NATO-Landes gab es Anschläge auf türkische Sicherheitskräfte. In der Stadt Silopi in der Provinz Sirnak, die an Syrien und den Irak grenzt, wurden nach Angaben des Provinzgouverneurs vier Polizeioffiziere getötet als ihr Fahrzeug von einer am Straßenrand gezündeten Bombe getroffen wurde. In derselben Provinz starb zudem ein Soldat, als mutmaßlich kurdische Extremisten einen Militärhubschrauber beschossen.

Die verwüstete Polizeistation in Istanbul (Foto: rtr)
Die verwüstete Polizeistation in IstanbulBild: Reuters/H. Aldemir

"Krieg gegen Terrorismus"

Die türkische Regierung und die PKK hatten nach dem Anschlag auf ein prokurdisches Treffen in der türkischen Stadt Suruc vor zweieinhalb Wochen ihren 2013 geschlossenen Waffenstillstand für beendet erklärt. Die kurdischen Rebellen gaben Ankara eine Mitschuld an dem Attentat und begannen mit einer neuen Welle der Gewalt. Die Regierung startete einen "synchronisierten Krieg gegen den Terrorismus" und ließ sowohl Angriffe gegen mutmaßliche Stellungen des "Islamischen Staates" (IS) als auch gegen PKK-Einrichtungen im Nordirak fliegen. Dabei wurden nach amtlichen Angaben bisher 390 Kurdenkämpfer getötet.

Bei landesweiten Razzien nahm die Polizei mehr als 1300 kurdische und linke Aktivisten fest. Unter ihnen sind auch Mitglieder der linksextremen DHKP-C. In Istanbul gibt es seither immer wieder Protestkundgebungen. Die USA nutzen inzwischen den türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik für ihren Kampf gegen den IS.

se/sp (rtre, afp, ape)