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KriminalitätDeutschland

Anschlag von Solingen: Junger Mann festgenommen

Veröffentlicht 24. August 2024Zuletzt aktualisiert 24. August 2024

Deutschland ist geschockt nach der tödlichen Messerattacke auf dem Stadtfest von Solingen. Drei Menschen starben. Nun gibt es möglicherweise einen ersten Fahndungserfolg.

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Polizeieinsatz in Solingen (24.08.2024)
Polizeieinsatz in Solingen: Ist der Täter gefasst?Bild: Christoph Reichwein/dpa/picture alliance

Ob der Täter gefasst ist, der in der Stadt Solingen drei Menschen erstach und acht weitere verletzte, ist noch unklar. Aber die Polizei im Bundesland Nordrhein-Westfalen im Westen Deutschlands hat eine verdächtige Person festgenommen. Es werde "geprüft, ob es möglicherweise Tatzusammenhänge gibt", teilten die Ermittler in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit.

Am Nachmittag traten Oberstaatsanwalt Markus Caspers und Polizeiführer Thorsten Fleiß in Solingens Nachbarstadt Wuppertal vor die Presse. "Wir gehen nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann", so Caspers. Der Festgenommene sei ein 15-Jähriger, ergänzte Fleiß. Nun werde ermittelt, in wie weit dieser mit der Tat in Verbindung steht. Nach der Aussage von zwei Zeuginnen soll er vor der Tat mit einer bisher unbekannten Person - dem mutmaßlichen Täter - über eine ähnliche Tat gesprochen haben, erklärte Caspers.

Auch die Tatwaffe konnten Fahnder offenbar sicherstellen. Sie sei in einem Mülleimer in der Solinger Innenstadt gefunden worden, meldet die Deutsche Presse-Agentur und beruft sich auf Ermittlerkreise.

Attacke unmittelbar vor der Festbühne

Ein Angreifer hat auf einem Jubiläumsfest der Stadt Solingen am Freitagabend drei Menschen - zwei Männer und eine Frau -  mit einem Messer getötet. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden zudem acht Besucher verletzt, fünf von ihnen schwer. Laut Polizei scheint der Täter wahllos auf Passanten losgegangen zu sein, seine Opfer also zufällig ausgewählt zu haben. Dem Innenministerium zufolge stach er aber sehr gezielt auf ihre Hälse ein.

Die Opfer waren Besucher des Festes zum 650. Jahrestag der Stadtgründung Solingens. Tatort war der zu diesem Zeitpunkt gut besuchte Fronhof - ein Marktplatz in der Innenstadt, auf dem für das Jubiläumsfest eine Bühne aufgebaut war. Die laut Polizei gegen 21.40 Uhr ausgeführte Tat trug sich unmittelbar vor der Bühne zu. Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock.

Vermutlich ein Einzeltäter

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat vom Freitagabend wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters ebenfalls als Anschlag ein. Allerdings könnten die Ermittler derzeit davon ausgehen, dass es sich um einen einzelnen Täter handele, so ein Polizeisprecher am Samstagmorgen. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bis dahin aufnehmen konnte, wiesen darauf hin. "Von weiteren Personen ist uns nichts bekannt." Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, ergänzte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums.

Spezialkräfte der Polizei sichern das Areal um den Fronhof ab, einen Markplatz in Solingen, wo die Bluttat während des Stadtfestes geschah
Spezialkräfte der Polizei sichern das Areal um den Fronhof ab, einen Markplatz in Solingen, wo die Bluttat während des Stadtfestes geschah Bild: Thilo Schmuelgen/REUTERS

Um den Täter aufzuspüren hatte die Polizei am Morgen rund um die Solinger Innenstadt eine Vielzahl an Kräften zusammengezogen worden, darunter auch Spezialeinheiten. Dennoch mahnten die Behörden die Bevölkerung in Solingen - insbesondere im Innenstadtbereich - zu Wachsamkeit und Vorsicht.

Wüst: "Akt brutalster und sinnloser Gewalt"

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul traf noch in der Nacht am Tatort ein und zeigte sich sichtlich betroffen. "Aus dem Nichts sticht jemand wahllos auf Menschen ein", sagte Reul. "Wir in Nordrhein-Westfalen sind tief erschüttert und in Trauer vereint."

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul gibt - umringt von Medienvertretern - am Tatort in Solingen ein Statement ab
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul - hier im Gespräch mit Medienvertretern - war noch in der Nacht zum Tatort in der Stadt im Bergischen Land geeiltBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete den Anschlag als "Akt brutalster und sinnloser Gewalt". Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte sich betroffen. "Der brutale Anschlag auf das Stadtfest in Solingen erschüttert uns zutiefst", ließ Faeser in Berlin verlauten. "Wir trauern um die Menschen, die auf furchtbare Weise aus dem Leben gerissen wurden. Meine Gedanken sind bei den Familien der Getöteten und bei den Schwerverletzten." Kanzler Olaf Scholz zeigte sich ebenfalls bestürzt und forderte, dass der Täter rasch gefasst und "mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden" müsse.

Das ursprünglich für drei Tage geplante "Festival der Vielfalt" zum 650. Jahrestag der Stadtgründung Solingens wurde komplett beendet. 

sti/wa (afp, dpa, rtr, epd, kna)