Anleitung zum Mülltrennen in Deutschland
In deutschen Hinterhöfen stehen bunte Tonnen für unterschiedlichsten Müll bereit - die Deutschen nehmen die Trennung ihres Unrats sehr ernst. Aber nicht alle wissen, welcher Müll wohin gehört.
Tonnenlehre: Blau ist für Papier
Fast jeder in Deutschland weiß, dass in blaue Tonnen Papier und Pappe gehören. Doch nur die wenigsten wissen, dass Pizzaschachteln und Backpapier nicht dazu gehören: Essensreste stören den Recycling-Prozess erheblich. Auch glänzendes Papier wie bei Postern kann nicht recycelt werden. Papierrecycling hat übrigens Tradition in Deutschland: 1774 wurde es von dem Juristen Justus Claproth entwickelt.
Braun ist für kompostierbare Abfälle
Wer die strengen Regeln des Gartenkomposts kennt, wird überrascht sein, was alles in die braune Mülltonne darf: Küchenabfälle, Speisereste, Garten- und Grünabfälle - also auch Milchprodukte, Fleisch und Fisch oder Zitrusfrüchte. All das wird in Biogasanlagen verarbeitet.
Gelb ist für Verpackungen
In die gelbe Mülltonne kommt allerlei Verpackungsmaterial wie Aluminium, Plastik, Styropor, Konservendosen, Tetra Paks. Auch wenn die Verpackungen idealerweise leer sein sollten, um nicht alles zu besudeln, sind Essensreste erlaubt, Joghurtbecher müssen nicht gespült in den Müll. Weiterverarbeitet wird nur das beste Material, der Rest wird zur Energiegewinnung verbrannt.
Tonnen-Alternative: Gelber Sack
Statt in die gelbe Tonne kann Verpackungsmüll auch in einem gelblich Sack gesammelt werden, der auch so heißt. In vielen Städten bekommt man den gelben Sack von der Entsorgungsfirma des eigenen Stadtteils. Zum nächsten korrekten Müllabfuhrtag kommen die Säcke auf die Straße.
Schwarz ist für den Rest
Schwarze oder auch graue Tonne heißt sie und ist für den Restmüll bestimmt - egal ob Windeln, Zigarettenstummel und anderes stinkige Zeug. Kein Restmüll sondern Sondermüll sind hingegen Farbreste, Leuchtstoffröhren oder Glühbirnen und Batterien. Sie werden ebenfalls extra gesammelt.
Schwieriger Fall: Sondermüll
Batterien können in vielen Supermärkten und Drogerien abgegeben werden. Außerdem gibt es in jeder Stadt Sammelstellen für Sondermüll, manchmal wird dieser auch Zuhause abgeholt. Der Grund, warum er nicht gemeinsam mit dem Restmüll entsorgt werden kann: Sondermüll würde beim Verbrennen giftige Gase freisetzen oder gar explodieren.
Wegen Überfüllung abgelehnt
Sind die Müllbehälter zu voll, können Müllmänner sich weigern, diese mitzunehmen. Es bringt also nichts, immer noch mehr Müll oben drauf zu packen. Es gibt auch Menschen, die ihre Mülltonnen abschließen - um zu verhindern, dass Fremde ihren Abfall abladen. Man kann bei Bedarf eine eine größere Mülltonne bekommen, die kostet aber auch mehr Gebühren.
Farbenlehre für Altglas
Altglas wird in nach drei verschiedenen Farben gesammelt: Weiß, braun und grün. Aber was tun, wenn die Flasche nun blau oder gelb ist? Gehört auch ins Grünglas! Zerbrochene Trinkgläser oder Glasscheiben gehören hier allerdings nicht hinein. Sie bestehen aus einer anderen Glasart, das den Recycle-Prozess stören würde. Auch Gläserdeckel bitte vorher abschrauben.
"Ruhezeiten" an Glascontainern
In manchen Städten gibt es Altglastonnen für jedes Haus - und zusätzlich große Glascontainer an öffentlich zugänglichen Stellen. Andere Städte stellen nur Glascontainer zur Verfügung - an Straßenecken, neben Parkplätze oder Supermärkte. Allerdings dürfen die nicht rund um die Uhr gefüllt werden: Es gibt "Ruhezeiten" - in der Regel nach 20 Uhr an den Wochentagen sowie sonntags und an Feiertagen.
Wöchentliches Ritual: Flaschenrückgabe
Pfandflaschen gehören allerdings nicht in den Glascontainer, sondern können wieder in den Laden gebracht werden - schließlich gibt es dafür auch Pfandgeld zurück. Die meisten Supermärkte haben mittlerweile ein automatisches Flaschenrückgabe-System. Allerdings nehmen nicht alle Systeme jede Flaschen an: Meist gelten die nur für das Sortiment des Ladens, woran so mancher Flaschensammler verzweifelt.
Flaschenpfand als Spende
Wer Flaschen nicht zurückbringt, hinterlässt sie in manchen Großstädten einfach außerhalb des Mülleimers. Nicht um Umordnung zu stiften, sondern um den Flaschensammlern zu helfen, die sich mit dem Pfand ein kleines Zubrot verdienen. So müssen die Sammler nicht in dreckige Mülleimer greifen. In Karlsruhe gibt es sogar eine extra Vorrichtung, die das informelle Weitergabesystem effektiver macht.
Sperriger Müll
Manche Dinge sind definitiv zu sperrig für eine Mülltonne - der Sperrmüll. An bestimmten Abholtagen oder auch an städtischen Sammelstellen kann man ungeliebte Sofas, gammelige Bettdecken oder kaputte Stühle loswerden. In Berlin gibt es außerdem noch offene "Zu Verschenken"-Ecken: Hier abgestellte Sachen finden so oft neue Besitzer - sie sollten aber nicht ganz so ramponiert sein.
Altkleidersammlung
Klamotten und Schuhe müssen nicht im Hausmüll landen. Sammelcontainer für Altkleider gibt es in jeder Stadt. Oft stehen Stiftungen und Vereine hinter den Sammelstellen, die die Kleidung recyceln und verkaufen. Manche Spender legen ihre Sachen vor dem Container ab, wo sie nass und schmutzig werden und wie Müll herumliegen. Das ist nicht Sinn der Sache.
Müllberge im Park
In Deutschland wird, entgegen dem Vorurteil, auch nicht immer vorbildlich Müll entsorgt. Davon kann man sich in der warmen Jahreszeit am Montagmorgen in einem Großstadtpark überzeugen. Im Berliner Mauerpark beispielsweise liegen dann tonnenweise Überreste vom Partywochenende herum: Flaschen, Grillreste, Plastikmüll. Inzwischen hat die Stadt reagiert und übergroße Mülleimer aufgestellt.