1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Anklage im Sex-Prozess gegen Kevin Spacey

30. Juni 2023

Der Oscar-Preisträger Kevin Spacey muss sich wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe gegen Männer vor einem Londoner Gericht verantworten. Die Anklage fährt schwere Geschütze auf.

https://p.dw.com/p/4THCO
Der Schauspieler Kevin Spacey vor Gericht in London
Kevin Spacey will seinen Namen reinwaschenBild: Toby Melville/REUTERS

Die Staatsanwaltschaft hat den US-Schauspieler Kevin Spacey als "sexuellen Tyrannen" bezeichnet. Er sei ein Mann, "dem es offenbar Spaß macht, wenn sich andere machtlos und unbehaglich fühlen - ein sexueller Tyrann", sagte die britische Staatsanwältin Christine Agnew am Freitag vor den Geschworenen. Seine "bevorzugte Angriffsmethode" bestehe darin, "anderen Männern aggressiv in den Schritt zu packen". In einem Fall sei er sogar noch weiter gegangen.

Dem Oscar-Gewinner ("American Beauty", "Die üblichen Verdächtigen") werden in zwölf Fällen teils schwere sexuelle Übergriffe gegen mehrere Männer vorgeworfen. Spacey ("House of Cards") streitet die Vorwürfe in vollem Umfang ab und will den auf vier Wochen angesetzten Prozess dazu nutzen, seinen Namen reinzuwaschen. Sollte er jedoch schuldig gesprochen werden, könnte ihm eine Haftstrafe drohen.

"Ruhm und Einfluss" ausgenutzt

Die verhandelten Vergehen gegen vier Männer sollen in den Jahren 2001 bis 2013 in London und in Gloucestershire im Südwesten Englands stattgefunden haben. Der US-Schauspieler war von 2004 bis 2015 künstlerischer Leiter des Londoner Theaters Old Vic. Staatsanwältin Agnew sagte, Spacey habe "seine Popularität und Prominenz, seinen Ruhm und Einfluss" ausgenutzt, "um sich zu nehmen, was und wen er wollte". Die Vorwürfe der vier Männer habe er dann als "erfunden" abgetan oder als einvernehmliche sexuelle Handlungen beschrieben. Obwohl sich die vier Männer nicht gekannt hätten, seien ihre Schilderungen aber ganz ähnlich.

Verteidigung sieht "Halbwahrheiten und Lügen"

Spaceys Anwalt Patrick Gibbs sagte, sein Mandant sei nach Großbritannien zurückgekehrt, um sich zu den Vorwürfen zu äußern und zu erzählen, "was tatsächlich passiert ist". Von den Klägern würden die Geschworenen im Prozess "einige Halbwahrheiten", "einige absichtliche Übertreibungen" und "viele verdammte Lügen" zu hören bekommen, sagte er.

Spacey sah sich auch in den USA diversen Missbrauchsvorwürfen ausgesetzt. Der Schauspieler Anthony Rapp warf Spacey vor, ihn 1986 im Alter von 14 Jahren sexuell belästigt zu haben. Eine Strafanzeige von Rapp wurde abgewiesen, im anschließenden Zivilprozess wurde Spacey freigesprochen. Ein weiteres Strafverfahren im US-Bundesstaat Massachusetts wurde im Juli 2019 eingestellt, weil das mutmaßliche Opfer die Aussage verweigerte.

Die Vorwürfe hatten für Spacey jedoch schwerwiegende Folgen: Er fiel in der Branche in Ungnade und erlebte einen dramatischen Karriere-Absturz.

fab/kle (dpa, afp)