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Angelique Kidjo geht auf musikalische Zeitreise

8. März 2010

Seit drei Jahrzehnten lebt Angelique Kidjo fern ihrer Heimat Benin im Ausland. Auf ihrem neuesten Werk "Õÿö" schwelgt sie in Erinnerungen an ihre glückliche Kindheit und die Musik ihrer Jugendzeit.

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Angelique Kidjo Porträt (Foto: Nuzzcom)
Bild: nuzzcom

Angelique Kidjo erblickte 1960 in Benin das Licht der Welt, in einer Zeit also, als man in Westafrika zunehmend nach internationaler Popmusik lechzte. Ihr Vater brachte Schallplatten aus aller Welt mit und so lauschte die kleine Angelique schon im zarten Kindesalter nicht nur ihrem Idol Miriam Makeba, sondern ebenso begeistert James Brown, Carlos Santana oder Otis Redding. "Diese Musik hat mich geprägt", lächelt sie. Und deswegen klingt Weltmusik à la Kidjo nicht nach traditionellen Rhythmen, sondern wie ein buntes Potpourri aus Afro-Pop, R&B und Jazz mit einer Prise Latino-Rhythmus. Auf "Õÿö" finden sich all diese Elemente wieder und unterstützt wird Kidjo dabei von einer illustren Gästeschar. Dianne Reeves zum Beispiel schaut beim gefühlvollen "Baby I love you" vorbei und Trompeter Roy Hargrove leistet ihr beim Santana-Klassiker "Samba pa ti" Bläser-Schützenhilfe. Nicht zu vergessen ihr Landsmann Lionel Loueke, Sänger, Gitarrist und Seelenverwandter, den sie schon seit ihrer Kindheit kennt. "Mit dem Album Õÿö wollte ich der Musik ein Denkmal setzen, mit der ich aufgewachsen bin", sagt Kidjo. "Gewidmet habe ich das Album meinem verstorbenen Vater, denn er war es, der mir die Liebe zur Musik geschenkt hat. Sie hat mir in schwierigen Situationen immer Trost gespendet."

Lampenfieber und Schikanen

Gitarrist Carlos Santana und Angelique Kidjo im Duett (Foto: AP Photo/Keystone, Laurent Gillieron)
Santana im Duett mit KidjoBild: AP

Lächelnd erinnert sich die selbstbewusste Sängerin an ihren allerersten öffentlichen Auftritt mit sechs Jahren im Theater ihrer Mutter, als ihr bei der traditionellen Melodie "Atcha Houn" vor Lampenfieber zunächst die Stimme versagte. Doch nach dieser Feuerprobe war Kidjos Leidenschaft für das Singen und die Bühne erwacht. Und die Eltern unterstützten sie, obwohl der Beruf der Sängerin in Afrika nicht anerkannt war und eher "leichten" Mädchen zugeschrieben wurde. Schon früh musste Angelique lernen, was Schikanen bedeuten: "Die kommunistische Diktatur war damals allgegenwärtig", erzählt sie. "Man zwang die Künstler, nur noch Lieder über die Heldentaten der Revolution zu schreiben. Ich musste vor Politikern im Alter meines Großvaters auftreten, und ich fühlte mich schmutzig, denn diese alten Lüstlinge musterten jede Sängerin wie ein Stück Fleisch."

Im Herzen immer Afrikanerin

Kidjo singt auf der Bühne in beim Jazzfestival in Montreux (Foto:AP Photo/Keystone, Fabrice Coffrini)
Kidjo beim Jazzfestival in MontreuxBild: AP

Angelique aber wollte frei sein und wählte 1982 den Weg ins Exil. Sie gibt sich kämpferisch und selbstbewusst und so ist es kein Wunder, dass der Song "Move on up" von Curtis Mayfield auf dem neuen Album landete. 1970 war er der Schlachtruf der schwarzen amerikanischen Unterschicht, jetzt singt Kidjo ihn in einer afrikanischen Variante. "Die Jugend soll kraftvoll ihre Stimme erheben und die Verantwortung für die Zukunft des Kontinents in ihre eigene Hände nehmen", sagt sie. "Sie soll gegen die Alten aufbegehren und die Tradition brechen, niemals zu widersprechen. Nur dann kann sie das Schicksal Afrikas verändern." Kidjo hat in Paris gelebt, in Brasilien, Holland und seit Mitte der 90er Jahre ist sie in New York zu Hause. Doch im Herzen, betont sie, ist und bleibt sie immer Afrikanerin und deswegen setzt sie sich vehement gegen die Armut und für die Rechte der Frauen auf dem schwarzen Kontinent ein. Sie arbeitet als Unicef-Botschafterin, engagiert sich bei der Entwicklungshilfsorganisation Oxfam und oft spendet sie ihre Gage für einen guten Zweck.

Musik als Waffe

Oxfam-Mitarbeiterin Kidjo mit einer Weltkarte beim UN-Milleniusmgipfel im Kampf gegen die weltweite Armut. In My Name (Foto: www.inmyname.com)
Oxfam-Mitarbeiterin Kidjo beim UN-MilleniusmgipfelBild: Nick Fletcher

Musik, davon ist Angelique Kidjo überzeugt, ist eine Brücke zwischen den Welten. Sie sei Erinnerung und Zukunft und für sie die schönste Art des Dialogs. "Ich sage immer: Musik ist die Waffe des Friedens, denn sie spricht jeden an. Hingegen kenne ich niemanden, der die Rede eines Politikers aufzeichnet und dann zu Hause abhört." Musik ist für Kidjo Kommunikation rund um den Globus, mit der man etwas bewirken kann. Und bewirken bedeutet für Kidjo, gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt aufzubegehren. "Es war die Musik, die uns geholfen hat, Nelson Mandela zu befreien", sagt sie. "Und wenn sie das geschafft hat, dann kann man fast alles mit ihr erreichen."

Autorin: Suzanne Cords

Redaktion: Matthias Klaus